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Miller Anderson - Saarbrücken - Eschringen "Zur Post" - 27.03.2009

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Da staunt der Veranstalter, reibt sich verwundert die Augen und bemüht Vergleiche mit Woodstock. Da kommt mit MILLER ANDERSON ein Woodstock-Veteran nach Saarbrücken, man erwartet 70 bis 80 Leutchen und es kommen mehr als doppelt so viele. Ganz wie seinerzeit in Woodstock, als MILLER ANDERSON mit seiner KEEF HARTLEY BAND „The House Of The Rising Sun“ intonierte.

Veranstalter und Kollege Roland Schmitt gab augenzwinkernd zu, er hätte versucht ERIC CLAPTON oder GARY MOORE zu engagierMiller Andersonen, die seien allerdings zu teuer und nicht abkömmlich gewesen. Da sage ich nur: Gott sei’s von Herzen gedankt, denn zum Möchtegern-Blueser GARY MOORE wäre ich garantiert nicht gekommen. Nein, dieser „Blues-Gott“ hätte angesichts der Location schreiend Reißaus genommen ;-)) Die „Post“ im Saarbrücker Stadtteil Eschringen, dort wo die Großstadt noch nach Kuhstall riecht, ist alles andere als ein angesagter Blues-Tempel. Eine Beschreibung der Räumlichkeiten spottet eigentlich jeder Beschreibung – und trotzdem: diese urige, alte Poststation hat etwas. In diesem alten Gemäuer steckt ein Flair, das wie geschaffen für solche intimen Begegnungen mit dem Blues sein könnte. Das Wichtigste ist aber immer das Publikum und diese knapp 150 Blues-Freunde in der "Post" waren definitiv in Hochform. Sie verspürten, dass an diesem  Abend eine jener seltenen Sternstunden auf Saarbrücken hernieder kam.

MILLER ANDERSONs musikalisches Genie beschreiben würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen. Der Mann hat schlichtweg an der Geschichte des Blues mitgeschrieben. Neben der besagten KEEF HARTLEY BAND war er auch bei der SPENCER DAVIS GROUP, SAVOY BROWN, CHICKEN SHACK und sogar T.REX aktiv. Superstars wie ERIC CLAPTON, JON LORD und LESLIE WEST sicherten sich seine Dienste als Studio- und Sessiongitarrist.
Bei soviel Engagement für Kollegen ist es nicht verwunderlich, wenn die SoloMiller Anderson-Alben des Schotten eher übersichtlich geblieben sind. Es fällt auf, dass in der vierten Dekade seiner Karriere die Solo-Aktivitäten zunehmen. Besonders nachdrücklich möchte ich auf sein aktuelles Album „Chameleon“ hinweisen, das Millers Blues- und Folk-Mixtur brillant auf den Punkt  bringt. Hört Euch nur den „City Blues“ an und Ihr wisst, warum Mr. Moore dagegen zur Maus schrumpft.

MILLER ANDERSON kam nun für neun Termine auf eine kleine Clubtour nach Germany. Mit dabei sein langjähriger Begleiter Kris „The Bass“ Gray und Drummer Uli Twelker, mit dem er noch nie zuvor zusammen spielte. Die Akustik in der „Post“ ließ Wünsche offen – der Bass „wummerte“ während die Drums etwas blechern klangen. Dagegen waren Gesang und Gitarre großartig präsent und die kleineren Abstriche beim Sound nahm bei dieser großartigen Atmosphäre ohnehin niemand mehr wahr. Leider ließen die Lichtverhältnisse bei lediglich vier bunten Spots keine herausragenden Fotos zu – jedenfalls nicht mit meiner Kamera.
MILLER ANDERSON stieg mit drei uralten Nummern aus Woodstock-Zeiten in das erste Set ein. Das Publikum war sofort hellwach und der etwas spröde Schotte taute sichtlich auf. Die eigenen Nummern kamen, wie „Help Me“ und „High Tide & High Water“, zumeist vom 2003er „Bluesheart“-Album. Der „Crossroad Blues“ und „Ramblin’…“, zwei uralte Gassenhauer von ROBERT JOHNSON, schickten das Publikum in die Pause und an die Zapfhähne. Schön, dass man in der „Post“ rauchen durfte.
Im zweiten Set brachte vor allem der Klassiker „House Of The Rising Sun“ und der simple 76er T-REX Boogie „I Love To Boogie“ Stimmung in die Hütte. Hendrix’ „Hey Joe“ war beinahe schon obligatorisch. Etwas mehr Folk  brachten die Hommage an seinen Wohnort „Houston“, ein 400-Seelennest in den scMiller Andersonhottischen Highlands, und „Sing Your Song For Me“ vom letztjährigen „Chameleon“-Album in den zweiten Teil des Abends.
Die frenetisch geforderte Zugabe war dann HOWLIN’ WOLFs „Spoonfull“, bevor ein hochzufriedener MILLER ANDERSON und seine Band sich unters Publikum mischten.

Wegen genau solcher Events liebe ich den Blues! Bleibt zu hoffen, dass dieser Abend in der Eschringer „Post“ keine Eintagsfliege war. Es gibt in Saarbrücken ein begeisterungsfähiges Blues-Publikum, was der rege Besuch bei den sommerlichen Matineen am Saarbrücker Schloss beweist. Was fehlt, ist ein Club mit einem ambitionierten Programm wie der Ducsaal in Freudenburg oder das Rex in Lorsch. Die „Post“ wird diese Lücke nicht schließen können – es wäre allenfalls ein erster Schritt…

 

Die Fotos für die Galerie wurden dankenswerterweise von JOCHEN SIESS, Saarbrücken, zur Verfügung gestellt. Thx, man!

Steve Braun (Info)

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