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STERN-COMBO MEISSEN - Johann-Sebastian-Bach-Saal in Köthen - 01.07.2017

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Zur Legende wird man, wenn man was Anderes macht“, stellte bereits Achim Menzel fest!

Endlich war es soweit. Der Besuch eines Stern-Konzerts ist für mich immer etwas Besonderes. Beginnend bei der Wiedersehensfreude beim zusammentreffen mit den lieben Menschen des Freundeskreises „Weißes Gold”, die man nach langer Zeit endlich wiedertrifft bis hin zu all den kleinen Momenten, welche so einen ereignisreichen Abend ausmachen.

STERN-COMBO MEISSEN – ein Band-Name, der für Spielfreude und Professionalität steht.

Als gegen 19 Uhr das Konzert im Köthener Bach-Saal begann, saßen ca. 250 Zuhörer gespannt und erwartungsvoll vor der Bühne. Viele hatten die Band Jahrzehnte lang nicht mehr live gesehen. Der Saal war an dem Abend bestuhlt, wie üblich bei Unplugged-Konzerten, und ich fand meinen Platz in der 3. Reihe.

Die Sterne" live - das ist immer wieder ein Erlebnis, egal ob nun als Rockkonzert oder unplugged. Die Band betrat bestens aufgelegt die Bühne und auch ihnen konnte man die Freude auf das gemeinsame Konzerte ansehen. Soundtechniker Rene Niederwieser war nicht anwesend, aber dafür vertrat ihn würdig sein Sohn, der an diesem Abend ebenso professionell Licht- und Tontechnik abmischte wie sonst üblicherweise der Herr Papa.

Es wurden Lieder wie „Die Sage”


- eines der wohl schönsten Lieder der Stern-Combo Meissen - gespielt, „Der Eine und der Andere", in welchem Manuels warme Stimme die Geschichte zweier Männer erzählt, die unterschiedlicher nicht sein können, sowie „Kein einziges Wort”, ein Song, den Manuel mit dem großartigen ehemaligem ‚Sterne'-Mitglied MAREK ARNOLD komponierte und „Licht in das Dunkel“, wobei es ein wahrer Genuss ist, die beiden Keyboarder an ihren Tasteninstrumenten agieren zu sehen sowie das Zusammenspiel zwischen dem Basser und dem Drummer zu erleben.

Es wäre eine eigene Rezension wert, das Lachen, die Blickwechsel oder die Gesten der Musiker untereinander zu beschreiben. Auch der Song „Stundenschlag” , in dem es darum geht, dass der Tag so schnell vergeht und man ihn nicht wiederholen kann, stand mit auf dem Programm. Ein Lied, des dem Sänger MANUEL SCHMID wie auf den Leib geschrieben ist. Und es fehlte natürlich auch nicht der „Kampf um den Südpol” mit MARTIN SCHREIER am Schlagzeug und FRANK SCHIRMER an den Percussions. Es ist der Rhythmus des Klassikers (bei dem sich die Sterne übrigens sehr deutlich von „Papa Was A Rolling Stone“ der TEMPTATIONS inspirieren ließen), der immer wieder fasziniert. Ein professionell arrangiertes Stück, das zugleich eine enorme textliche Aussagekraft besitzt, in der es um die Geschichte von Amundsen und Scott und ihren verzweifelten Kampf, als Erster den Südpol zu erreichen, geht. Manuel Schmid erzählt im Laufe des Titels die ganze dramatische Geschichte, die sich bei diesem Wettlauf zwischen Amundsen und Scott abspielte. Durch spezielle instrumentale Effekte wird dieser Song zum puren Gänsehaut-Erlebnis.

Den ganzen Abend führte der gut gelaunte Martin Schreier durchs Programm, reagiert dabei oft spontan und offen auf Einwürfe seiner Bandkollegen oder Zurufe aus dem Publikum. Als Highlight kam bei den beiden Songs „Leben möcht‘ ich” und „Wir sind die Sonne” SEBASTIAN DÜWELTs Tochter mit auf die Bühne und begleitete die Lieder mit viel Rhythmusgefühl und Taktsinn am Schellenkranz.

Noch ein paar Bemerkungen zur Band, die ja in der ehemaligen DDR eine echte Legende war und sich über die mehr als 50 Jahre ihres Bestehens immer durch großartige Musiker auszeichnete!

MANUEL SCHMID - eine harte Schale und ein weicher Kern, der die harte Schale gleichsam durchsichtig macht, sodass man dahinter die Verletzlichkeit und Unsicherheit agieren sieht. Bei einem so jungen Künstler könnte man wirklich denken, er stamme aus einer Ära, als die Menschen auch kommerziellere Musik noch ‚gespürt' haben, weil sie aus mehr als nur den Grundakkorden bestand. Manuel kann mit seiner Stimme die ganze Spannbreite der Lieder zum Ausdruck bringen. Trotz seines noch zarten Alters von 34 Jahren zählt er mit zu den gefragtesten deutschen Musikern. Wie üblich sprang er zwischen seinen 3 Mikros hin und her (zwei in der Keyboard-Burg, eins in der Bühnenmitte). Es ist fesselnd zu beobachten, wie intensiv Manuel die Musik physisch und psychisch lebt. Nicht nur neue, sondern auch die alten Songs leben mittlerweile von seiner Stimme, die live immer ein besonderes Erlebnis darstellt.

In der Ruhe liegt die Kraft!”, womit wir beim Bassisten AXEL SCHÄFER wären, der sich und sein Instrument als Brücke zwischen Melodie und Schlagzeug definiert. Eine harmonisch-rhythmische Aufgabe eben, in der das Zusammenspiel das Geheimnis ist. Wenn man aus seinem Instrument leidenschaftlich so viel herausholt, wie es Axel Schäfer gelingt, empfinde ich das als sehr wertvoll. Ein Bassist spielt entweder auf die Akzente der Bassdrum oder genau in die ‚richtigen' Lücken. Etwas „Neues" zu schaffen - dazu braucht es mehr, auch wenn das Neue augenscheinlich noch so einfach wirkt! Ein echtes Highlight, nicht nur fürs Ohr, sondern auch für das Auge verkörperte der ‚Stern Meissen'-Bassist, dessen Enthusiasmus und Spielfreude jedes Mal wieder absolut ansteckend ist. Dieses Mal ungewohnt mit Bart, aber keinesfalls weniger attraktiv, gelang es ihm erneut, das Fehlen einer Lead-Gitarre auszugleichen. Wirklich bemerkenswert! Ein mutiges „Über-den-Tellerrand-Hinausdenken" und das Finden eines eigenen Stils ist notwendig, um so spielen zu können. Neben seiner festen Mitgliedschaft in der Band Stern-Combo Meissen spielte er bereits mit unzähligen Musikern zusammen - von VERONIKA FISCHER über die PUHDYS bis hin zu PANKOW. Er wird daher nicht umsonst als Mr. Bass-Ostrock bezeichnet. Auf all seinen musikalischen Reisen kann der Weltklasse-Bassist auf seine virtuose Spieltechnik und Musikalität vertrauen, die bis heute den Bass-Sound seiner Generation prägt, wobei er meist auf ein Plektrum verzichtet und seinen Bass gerne mit den bloßen Fingern bearbeitet, was sehr rockig und wie eine Gitarre imitierend wirkt.

Vereint sich nun der Bassist rhythmisch gut mit dem Schlagzeuger, dann ist die Band auf einem guten musikalischen Fundament gebaut. Der singende Schlagzeuger FRANK SCHIRMER steuert dabei geschickt Dynamik und ‚Timing'. Es hat immer im Leben irgendeinen Grund, warum der Eine etwas 'geil' macht und der Andere eben nicht. Zwar spielen Talent, Equipment, Übung immer eine Rolle, aber die vielleicht noch entscheidenderen Faktoren sind Herzblut und Willenskraft: Es ist das ‚Feeling' für den Song. Und dieses Feeling besitzt Frank Schirmer mit seinem ausgeprägten Rhythmusgefühl und der präzisen Spieltechnik zweifelsohne. Was er mit Kessel, Becken und Drum-Sticks so alles anstellen kann, ist immer wieder beeindruckend. Frank Schirmer gibt jedem noch so komplexen Song die nötige Präzision, die dieser erfordert.

Während bei den meisten Bands die Gitarre im Vordergrund steht, sind es bei den Sternen eindeutig die Keyboards von Manuel Schmid und SEBASTIAN DÜWELT. Beide Musiker bilden dann auch die SCM-Speerspitze. Neben Schmid ist auch Düwelt einer der kreativsten und progressivsten Rockmusiker an den Tasten. Er formt am Moog solche interessanten Klangbilder wie kaum ein Anderer. So sind alle „Sterne“ im Endeffekt Ausnahme-Musiker, die der Musikwelt ihren eigenen, ganz persönlichen, kunstvoll rockigen Stempel aufdrücken, was nicht nur am Charisma jedes Einzelnen liegt, sondern auch am Umgang miteinander und der Art, wie sie es immer wieder schaffen, ein Gemeinschaftsgefühl auch beim Publikum zu erzeugen weil sie es verstehen, Musizieren als eine Gabe, Menschen zusammenzuführen, zu sehen.

So wurde der Abend des 1. Julis 2017 im Köthener Johann-Sebastian-Bach-Saal ein Mix aus Faszination, Besinnung, Erlebnis! Rock vom Feinsten. Ich freue mich schon auf‘s Nächstemal!


 Wir sagen vielen Dank für die Fotos von LUTZ KULAS!

Franziska Münch (Info)

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Live-Fotos

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