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Verschiedene Ostrock-Musiker - 40 Jahre Holger Biege in Lieschow auf der Insel Rügen - 17.05.2017

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HOLGER BIEGE Benefizkonzert am 17. Mai 2017

Trotz meiner vergleichsweise späten Geburt war ich schon immer eine große Bewunderin von Holger Bieges Musik. Da war es natürlich eine Selbstverständlichkeit, auch dem Benefizkonzert anlässlich seines 40. Bühnenjubiläums beizuwohnen.

40 Jahre Holger Biege - am 17.05.2017“

Gefeiert wurde mit Freunden, Musikerkollegen, Familienangehörigen und Fans bei 'Bauer Lange' auf der Insel Rügen in Lieschow. Eine weite Reise, wenn man bedenkt, dass zwischen Gera und Rügen mal locker 650 km liegen. Aber für mich und weitere 130 Personen war kein Weg zu weit, um ihm an diesem besonderen Tag Anerkennung und Ehre zu erweisen.

Durch den Abend begleitete uns, wie bereits im Februar beim Gedenkkonzert in NeuHelgoland für Reinhard Fißler, Andreas Hähle aus Leipzig.

Man hätte keinen besseren Moderator für diesen Job finden können!

Hähle bettet jede Stimmung und Emotion passend ein und lässt seine Geschichten und Erinnerungen wandern. Er trug mit seiner sehr emotionalen und menschlichen Moderation dazu bei, dass es ein großartiger Abend mit herzerwärmender Musik wurde.

Punkt 18:45 Uhr startete das Programm und eröffnet wurde der Abend mit einer leidenschaftlichen Ansprache für „einen der größten deutschsprachigen Musiker“, so Andreas Hähle. Es wurde über die letzten 40 Jahre gesprochen und Holger bekam für sein phänomenales Lebenswerk Standing Ovations vom Publikum. Anschließend kam auch die Presse zum Zuge und die Möglichkeit, ein Foto von Biege und den Künstlern, die durchs Abendprogramm führten, zu schießen.

Neben einigen Zeitungen war an diesem besonderen Abend auch Rockradio.de vor Ort, um diese Veranstaltung live zu übertragen.

Dann ging es endlich los. Das ehemalige Stern-Combo Meissen Mitglied, Schlagzeuger MICHAEL BEHM betrat mit Bassist LEXA THOMAS die Bühne. Michael sprach zunächst von seiner ersten Begegnung mit Holger Biege bei einer Jazz-Session in Berlin. Der junge Holger Biege saß damals am Klavier und zog die lauschende Band in seinen Bann.

Bereits im Februar in Neu-Helgoland hatte ich das Vergnügen, den Jazz-orientierten, komplett improvisierten, experimentellen Klängen beider Künstler lauschen zu dürfen. Mystische Klänge, gepaart mit genau abgestimmten Bass Klängen. Lexa A. Thomas’ Finger zupfen die Saiten des Basses wie besessen, was eine durchaus erotische Anziehung auf das weibliche Publikum hat. Die beiden Künstler lieferten sich eine Art musikalisches Duell, als würden sie täglich miteinander "muggen" und nichts anderes machen.

Nach ca. 15 Minuten war die „Reise durch diese andere Welt” beendet und die Musiker verabschiedeten sich unter Applaus von der Bühne.

Biege nickte Behm lächelnd zu. Man sieht..... Diese beiden Künstler brauchen einfach keine Worte - sie verstehen sich auch ohne!

Nun kündigte Andreas Hähle den nächsten Künstler an.

THOMAS PUTENSEN betrat die Bühne - im Schlepptau seine halbe Band. „Pute“ präsentierte zuerst einen Song den er eigens für Udo Lindenberg geschrieben hatte. Das „Geburtstagsständchen für Udo“, war auch gleichzeitig eine nette Geste im Geiste, denn auch Udo hatte an diesem Tag ein Jubiläum zu feiern, seinen 71. Geburtstag.

Cordelia – Holger Bieges Ehefrau - warnte Pute, vor der nächsten Nummer, nicht zu versuchen wie Holger zu singen, worauf er mit der Antwort: „Deswegen schreie ich so“, den nächsten Titel ankündigte, den großartigen Biege-Song „Wenn der Abend kommt“. Dafür holte er sich Behm an den Drums und Gunnar an der Posaune zur Unterstützung auf die Bühne.

Anschließend interpretierten die Musiker „Will alles wagen" von Holger Biege, wobei sie von weiteren Musikern unterstützt wurden. Posaune, Keyboard, Schlagzeug, Kontrabass, Geige und Gesang ergaben anschließend eine stimmige Symbiose, die im Song „Liebe braucht Zeit” ihren Höhepunkt erreichte. Dann folgte der Pute-Song „Madagaskar” und abschließend “Mecklenburg “, geschrieben vom Neubrandenburger Liedermacher Harald Wandel, welcher anschließend ebenfalls durch einen Auftritt Holger Biege die Ehre erwies.

Nachdem Pute mit seiner Band die Bühne verlassen hatte, kündigte Andreas Hähle den mir noch unbekannten Liedermacher HARALD WANDEL an.

Harald Wandel, dieser Name steht für Texte mit Widerhaken!

In seinen Songs ist er gern ein wenig ‚böse' und versieht den Alltag mit einem Augenzwinkern. Er besingt alltägliche Lebenssituationen ironisch, bissig, ernst und lustig.

Der Liedermacher widmete den ersten Song dem Gastgeber Holger Biege, ein sehr persönliches Lied, welches er laut eigener Aussage nur dieses eine Mal öffentlich sang. „Wer sehr tief fällt und danach wieder aufsteht, ist sehr tief unten, aber er steht“, ist ein kleiner Auszug einer Textzeile dieses Songs. Ein Lied, in dem es um seinen Unfall mit der Kreissäge, bei dem er 3 Finger der linken Hand verlor, geht und um das ‚Aufraffen' und ‚Weitermachen' ums ‚Nicht aufgeben’.

Für Wandel schreibt das Leben die besten Geschichten.

Die Kluft zwischen Ghetto und Oberschicht, wie in dem Song „Ruckedizappel, Gift auf’n Appel“, oder auch über die Stadt Rostock in dem Lied „Darauf reimt sich nur Ostblock“, wird von Wandel besungen, wobei er sich die Inspiration für seine Texte in Alltagssituationen holt. Mecklenburg, „Das Land mit den dicksten Menschen und dem höchsten Alkoholkonsum“, wird ebenso lustig von dem Liedermacher dargeboten wie eine Ode an die Schifffahrt - „Die Planken glitschig vom Möwenschiet, bedauernswert, wer das nicht gleich sieht“.

Nun folgte ein besonderer Moment. Andreas Hähle begrüßte den Ex-AMIGA-Chef Jörg Stempel auf der Bühne und übergab ihm das Mikro. Stempel hielt ebenfalls eine kleine Laudatio und bedauerte gleichzeitig, dass Prominente wie Xavier Naidoo nicht bereit sind, Biege Texte zu covern. Er begründet Naidoos Entscheidung mit eventueller Angst vor Holgers großartigen, selbstgeschriebenen Texten und dass er angesichts dieser wahrscheinlich zugeben müsste, dass Holger Erfinder dieser Musikart ist, denn er war der erste der solche lyrischen Balladen in deutscher Sprache auf den Markt brachte. Gleichzeitig wurde auf das Holger-Biege-Song-Book, welches im Herbst erscheinen soll aufmerksam gemacht. Und es gab an diesem Abend ebenfalls die Möglichkeit, ein ‚Sahnebonbon' käuflich zu erwerben und sein Eigentum zu nennen: Eine Hit-Sammlung mit 5 Alben, buchstäblich das Lebenswerk Holger Bieges, wovon es lediglich noch 70 käuflich zu erwerben gab.

Als sich nach einer etwa 15 minütigen Pause alle Gäste wieder auf ihren Plätzen befanden, nutzte Jens Krafczyk die Chance, das Publikum um eine Spende für die Künstler zu bitten, die an diesem Tage komplett auf ihre Gage verzichteten. Anschließend ging er mit dem Hut herum und sammelte fleißig von denen ein, die in Geberlaune waren.

Nun kündigte Andreas Hähle das Duo LIAISONG und somit den nächsten musikalischen Act an. Die charismatische Sängerin Dunja Averdung richtete ihr Wort an Holger Biege und erzählte in bewegenden Worten, dass sie Ihre wichtigsten Werte durch Holgers Musik, die sie bereits mit 16 Jahren hörte, vermittelt bekommen hat. Danach wandte sich Dunja von der Bühne aus an Bieges Ehefrau Cordelia und übergab ihr als kleines Dankeschön für die vielen Jahre, die sie unterstützend an seiner Seite stand und immer noch steht, einen Blumenstrauß. Zuerst spielten sie den Song „Eismeer”, der von ihrem Partner Jörg Nassler an der Gitarre beeindruckend begleitet wurde und aus der Feder des kreativen Schreibers Andreas Hähle stammte.

Nachfolgend sorgte der Silly-Song „Wo bist du?” für große Begeisterung. Anschließend kamen die großartige Künstlerin TINA ROGERS und MICHAEL KOBURGER am Bass zur Unterstützung mit auf die Bühne, um gemeinsam den 1994 entstandenen Biege-Song „Meistens leb ich still” zu präsentieren. Auch der wunderbare Holger Biege Song „Dein Gesicht" mit Tina als Sängerin wurde dargeboten und sorgte für Gänsehautfeeling.

Bei „Help” von den Beatles, kam Pute spontan dazu und begleitete am Klavier die Rockröhre. Die Erfurter Sängerin Tina zählt für mich zu den besten und talentiertesten Künstlerinnen Deutschlands. Die rauchig-erotische Färbung in ihrer Stimme sorgte auch an diesem Abend wie gewohnt für absolute Begeisterung im Publikum. Diese stets stilvoll und gut gekleidete Frau versteht es mit einem Wimpernschlag Euphorie, Glück, Sehnsucht, Liebe und viele weitere Emotionen hervorzulocken und zu transportieren. Sie hat eine spezielle, leidenschaftliche Art, Lieder zu interpretieren und Empfindungen in Worte und Musik zu packen.

Nun betrat wieder das Multitalent Andreas Hähle die Bühne und brachte durch eine Kurzgeschichte mit dem Namen „Der Bär und die Todesliste” das Publikum zum Lachen, um dann überleitend die nächsten Künstler anzukündigen. Er brauchte nur wenige Worte und sofort herrschte ein reges Gemurmel im Saal, denn jeder wusste Bescheid. Der Moderator selbst schrieb bereits Texte, die von diesen Künstlern vertont wurden.

MANUEL SCHMID, der aktuelle Sänger der Art-Rockband Stern-Combo-Meissen und ihr Ex-Keyboarder MAREK ARNOLD, der zusätzlich auch noch zu einem der begnadetsten und einfühlsamsten Saxophonisten im deutschen Raum zählt, betraten die Bühne. Diese beiden Musiker bescherten die nächsten emotionalen Höhepunkte an diesem Abend und zählten klar zu meinen absoluten Favoriten des Konzertes. Das Altenburger Ausnahmetalent Manuel Schmid sang wie immer mit beeindruckender Klarheit und tiefer Emotion.


Worte sind wie Bilder" von Manuels zweitem Soloalbum wurde als Eröffnung gewählt, worauf der Holger Biege Song „Meine Hände” folgte. Der 32jährige Künstler sang dabei so authentisch und mit einer tiefgreifenden Lebendigkeit, dass nicht nur Holgers Herz tief berührt wurde, sondern mit Sicherheit auch aller anderen Gäste.

Mein ganz persönlicher Eindruck dabei war, dass wenn Manuel Schmid bestimmte Biege Songs interpretiert und sich dabei am Keyboard selbst begleitet, könnte man Holger in seinen frühen Jahren vor sich sehen. Manuel Schmid spielte, wie bereits auf vorhergehenden Konzerten, verschiedene Biege-Songs und das immer mit einer so brillanten, unbeschreiblichen Leichtigkeit und emotionalen Hingabe, dass er alle wie magisch in seinen Bann zieht. Leider hatte ich altersbedingt nie die Möglichkeit, den jungen Holger Biege live zu sehen - seine Anfänge!

Aber wenn ich die Augen schließe und Manuel Keyboard spielend Lieder wie „Sagte mal ein großer Dichter” , „Es gehen die Tage” oder „Deine Liebe und mein Lied” singt, stelle ich mir vor, dass der 32 jährige Holger Biege dort sitzen könnte.

Ebenfalls absolut einzigartig sind die Klänge von Mareks unglaublichem Saxophonspiel. Dieser Mann ist eine Mixtur aus Gefühl, Rhythmus und Leidenschaft, was sich auch in seinen Songs widerspiegelt. Immer wieder ist diese erlebte Intensität überwältigend. Beiden Musiker schaffen es gemeinsam, dass die Menschen Ihnen absolutes Vertrauen entgegenbringen. Es entsteht eine tiefe Anziehungskraft und man ist erstaunt darüber.

Man fragt sich: „Was geschieht hier? Wieso fühle ich mich urplötzlich zu Hause, mit und in ihnen? Wieso kenne ich sie, obwohl ich sie nicht kenne? Wie nur kann ich sie nicht lieben und fühle mich dennoch zutiefst verbunden? Weshalb finde ich keine Worte, um das zu beschreiben? Warum verlieren Raum und Zeit in Ihrer Gegenwart an jeglicher Bedeutung?“ Der Verstand kann all das nicht verstehen. Das Herz aber scheint voll innerem Wissen und tiefer Liebe. Aber weiter geht's, bevor ich völlig abschweife.

Nun präsentierten die Musiker den 4PS-Titel „Zweigroschenlied" , welches auch für beide Künstler selbst eine Premiere war.

Als abschließender Höhepunkt wurde dann noch „Es gehen die Tage” und „Das Ende vom Lied” gespielt, bevor beide unter tosendem Applaus, Zugaberufen und sichtbaren Tränen in vielen Zuschaueraugen die Bühne verließen.

Mit phänomenalen 2 Stunden Überziehung wurde der Abend mit dem wirklich emotionalen Höhepunkten beendet.

Alle Künstler betraten die Bühne, um gemeinsam Biege-Songs zu singen. „Sagte mal ein Dichter” wurde zwischen Tina Rogers und Manuel Schmid gesanglich aufgeteilt. Bei „Reichtum der Welt” waren instrumental fast alle Musiker vertreten. Gesungen wurde dieser großartige Song ebenfalls von Tina Rogers und zur Unterstützung übernahmen Manu Schmid und das Duo Liaisong die Background-Vocals. Dann präsentierte Thomas Braun ein unglaubliches Geigensolo. Bei „Deine Liebe und mein Lied” entstanden nochmals Momente, die unter die Haut gingen, um dann den Abend unter tosendem Applaus, erneuten Standing Ovations und Tränen in einigen Augen emotionsgeladen und glückselig zu beenden.

An diesem besonderen Abend war Holger Biege ebenfalls oft den Tränen nahe, denn die meisten Lieder des Abends stammen aus seiner Feder. Holger Biege ist ein unglaublicher, beeindruckender Künstler und Mensch, vor dem ich den allergrößten Respekt habe und vor dem ich auf die Knie gehe! Das kann man auch nur vor einem so starken Menschen! Er hat nie aufgegeben und kämpft sich unter größten Strapazen und Anstrengungen zurück!!!

Auch mit welcher Hingabe und tiefer Liebe sich seine Frau Cordelia um ihn kümmert ist absolut bewundernswert, mehr kann man dazu nicht sagen.

Holger kämpft, man spürt es, man sieht es! Und ich bin mir sicher, dass er den Weg zurück auf die Bühne schafft. Ich glaube fest an ihn und dies tun viele andere Menschen mit mir. Und für diesen langen Weg wünsche ich ihm und der starken bewundernswerten Frau an seiner Seite Kraft und alles Gute was man nur wünschen kann.

Im Geiste und im Herzen bin ich bei ihnen.


PS: Alle Bilder wurden uns von ANNA LIE zur Verfügung gestellt!

 

Franziska Münch (Info)

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