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Secret Oyster: Sea Son

Stil: Fusion-Rock

Cover: Secret Oyster: Sea Son

Im Gegensatz zu Wobbler vor einigen Monaten handelt es sich beim zweiten Album dieser Dänen nicht um einen authentischen Retrotrip aus der Jetztzeit, sondern um ein Dokument aus den Siebzigern, welches erstmals in digitaler Fassung mit drei gleichwertigen Bonusstücken am Ende veröffentlicht wird.

Secret Oyster werden mit Gruppen wie Return To Forever verglichen, was rein vom Klang der Aufnahme her nicht zu leugnen ist. Im ruhig startenden und sich dann virtuos steigernden „Pajamamafia“ klingt die Formation um Al DiMelo und Stanley Clarke am deutlichsten an, ebenso in den Unisono-Passagen des ersten „Alfresco“-Teils. Knudsen ist nicht Chick Corea, und auch der Rest der Band schließt nicht zu den erwähnten Musikern von Weltformat auf, wenngleich die Fähigkeiten der Entstehungszeit angemessen, für heutige, beklagenswerte Rock-Verhältnisse beachtlich sind. Secret Oyster sind als Kinder ihrer Zeit identifizierbar, doch kein Zahn hat an ihnen genagt; vielmehr offenbaren sie auch Qualitäten jenseits aller Querverweise.

Im „Oysterjungle“ ist es dunkel: Wah-Wah-Gitarren und Synthesizer schmatzen im Soundgestrüpp, doch die Violine eines der fürs Studio angeheuerten Streicher bringt helle Farben durch Dur-Melodien in Spiel. Der „Mind Movie“ dauert mehr als neun Minuten; Hauptrolle spielt Claus Bohling mit orgiastischem Gitarrenspiel. Wenn im letzten Drittel das Tempo anzieht, geht er mit und löst die Spannung in einem solistischen Finale auf. Herrlich klingen auch die rumpelnden Drums und der pluckernde Bass sowie die anachronistischen Keyboard-Sounds. Das Saxofon dagegen lässt sich nicht so einfach auf den typischen Jazzrock-Kontext reduzieren; dazu ist sein Einsatz im dritten Track zu psychedelisch und im smart groovenden „Black Mist“ richtig „sexy“. Überhaupt sind Secret Oyster weit mehr im Rock verankert als manche ihrer Zeitgenossen; nicht nur die Pentatonik-Licks verdeutlichen dies, auch der reguläre Abschluss „Paella“, ein von der Rhythmusgruppe vorangepeitschter Malstrom, der opiumschwanger und noch stärker als der Opener aus einem feuchten Urwald stammen könnte.

„Painforest“ stellt die angemieteten Streicher heraus. Ihrer Einführung folgt eine Pianospielerei, bis schließlich das Cello einen gestrichenen Ton stehen lässt, der nahtlos in einen leise anschwellenden Tastenakkord übergeht. Der Bläser gesellt sich hinzu, und die Sechssaitige weint herzhaft – der dynamischste Song eines einladenden Albums, welches damals wohl nicht wegen mangelnder Klasse, sondern auf Grund seiner Herkunft und der generell größeren Konkurrenz nicht international auf sich Aufmerksam machte...Durchweg empfehlenswert und den Höreransprüchen mehr als standhaltend - auch heute noch.

FAZIT: Wenn The Laser’s Edge noch mehr dieser Kleinodien auspackten, hätte ich nichts dagegen. Secret Oysters beide Alben unterscheiden sich nur marginal und sollten von Wurzelsuchern des progressiven Rocks entdeckt werden – besser als jedweder beliebiger Modern Fusion und weitab egomanischer Triebe angesiedelt.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.01.2008

Tracklist

  1. Oysterjungle
  2. Mind Movie
  3. Pajamamafia
  4. Black Mist
  5. Painforest
  6. Paella
  7. Sea Son
  8. Alfresco Part I
  9. Alfresco Part II

Besetzung

  • Bass

    Jess Saehr

  • Gitarre

    Claus Bohling

  • Keys

    Kenneth Knudsen

  • Schlagzeug

    Ole Streenberg

  • Sonstiges

    Carsten Vogel (sax, organ)

Sonstiges

  • Label

    The Laser´s Edge/Alive

  • Spieldauer

    49:25

  • Erscheinungsdatum

    1974

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