Die italienische Prog Band Finisterre legt mit "Storybook" ein Livealbum vor, das 1997 auf dem Progday Festival in North Carolina aufgenommen wurde. Dieser Auftritt war für die Band der erste in den USA.
Für mich ist "Storybook" der erste Kontakt mit dieser Band überhaupt. Zuerst war ich ein wenig skeptisch, sofort mit einem Live Album einer Band konfrontiert zu werden. Oft weiß man dann die ausgedehnten, gegenüber den Studio-Versionen um zahlreiche Improvisationen erweiterten Stücke gar nicht richtig zu schätzen. Und manchmal kann man im übermäßigen Improvisations-Gedöns und "Schaut-was-ich-an-meinem-Instrument-kann" Gehabe leicht mal die Übersicht über den eigentlichen Song verlieren.
Aber alles überflüssige Befürchtungen! Die acht überwiegend instrumental gehaltenen Songs wissen auf der ganzen Linie zu überzeugen. Der Opener In Limine weiß sofort durch flinkes, eingängiges Flötenspiel zu überzeugen, das selbst nach dem ersten Hören schon im Ohr bleibt. Überhaupt spielt die Flöte in der Musik von Finisterre eine wichtige Rolle und ist nicht bloß schmückendes Beiwerk. Natürlich werden hier Erinnerungen an Jethro Tull wach. Nach dem furiosen ersten Stück geht es gleich weiter mit dem wunderbarn Orizzonte Degli Eventi, das mit ruhigem, traurigem Flötenspiel, melancholischen Gesangseinlagen, rockigen Gitarrenparts und natürlich den 70er progrock-typischen Keyboard Sounds alles zu bieten hat, was das Herz begehrt - das Stück ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Als nächstes folgt das spanisch angehauchte Hispanica und danach eine Coverversion von PFMs Altaloma. Macinaaqua Macinaluna erfreut durch Jazz-Elemente und abgefahrenes Gitarrenspiel. Asia ist wie ein kleiner Ringkampf zwischen Gitarre/Flöte und ebnet den Weg für das knapp 14minütige Phaedra. Hier können alle Bandmitglieder in Solopassagen zeigen, was sie drauf haben - insbesondere Gitarrist Stefano Marelli, dessen Arbeit an dem Sechs-Saiter mich besonders beeindruckt hat. Das letzte Stück Canto Antico faßt dann nochmal alle Stärken der Band zusammen. Alles in allem ein musikalischer Hochgenuß, der mich in manchen Instrumentalparts sogar an die Qualität von Transatlantic erinnert hat.
FAZIT: Ein hochklassiges Prog-Rock Album, das jedem zu empfehlen ist, der auf originellen 70er Prog Rock steht und in ausgedehnten Instrumentalparts sein Königreich findet! Für mich ist Finisterre eine wirkliche Neuentdeckung. Unbedingt mal reinhören!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Fabio Zuffanti
Fabio Zuffanti, Stefano Marelli
Stefano Marelli
Boris Valle
Andrea Orlando
Sergio Grazia (Flöte)
Moonjune Records
77:19
2001