“Cold Light On Monday” ist seit einiger Zeit veröffentlicht, da bringt man das 2001er Debüt dieser Schweden erneut auf den Markt. Ist das Teil mittlerweile so rar geworden, oder wo liegt hier der „Window Purpose“? - Gut, statt dummer Wortspiele besser zur Musik...
Vordergründige Bezüge zu den Koryphäen sind in kaum einem Genre so unvermeidbar wie im Progressive-Bereich. So müssen Wolverine sich Vergleiche mit den Mitt-90er Dream Theater oder Rush gefallen lassen; mit ersteren vor allem wegen eines ähnlichen Gestus im Gesangs- und Rhythmusbereich. Ausschweifungen in Rock-/Metal-untypische Regionen wie bei den New Yorkern finden sich indes nicht, dafür aber eine „Metropolis“-verdächtige Konzeptstory um das Leben nach dem Tod. Liegt es an der Death Metal Vergangenheit der Gruppe, oder daran, dass - wie bei der Mehrzahl der Nacheiferer - der eigene Horizont im Gegensatz zu dem der Innovatoren nicht sehr weit reicht?
Dem ungeachtet bedeutet dies alles nicht, dass die sechs Herren eine Kopie sind, denn glücklicherweise gibt es mit dem grunzenden Drummer einen originellen Aspekt, der die Band hervorstechen lässt, Traditionalisten allerdings abschrecken könnte. Gleichwohl nur gelegentlich sein Organ bemühend, lässt Losbjer - harsche Kontraste setzend - immer wieder aufhorchen. Gediegen-virtuose Instrumentalpassagen tun der Abwechslung ebenso gut wie die Variation des Härtegrads. Mal schwingt man die Riffkelle, mal packt man den unverzerrten Federbausch aus. Bagliens Vorliebe für Hammondklänge verleihen dem Grundsound dabei einen angenehmen 70er-Touch, während die trockenen Gitarren oftmals an Fates Warnings Jim Matheos erinnern.
Die Stücke leben vom narrativen Element, was die Eingängigkeit erschwert, allerdings eine längere Halbwertszeit garantiert, sicherlich umso mehr, wenn man sich mit den Texten befasst. Die Unaffektiertheit der Darbietung macht den Zugang wiederum leichter - vor allem ein Sänger sollte dem Hörer das Gefühl geben, authentisch zu sein, und das ist hier der Fall. Diese Bodenständigkeit gepaart mit der Ambition zu anspruchsvoller Musik machen Wolverine zu einer willkommenen Abwechslung in Zeiten von gezwungener Abgedrehtheit und Imagebedachtheit. Wolverine sind quasi die gemäßigtere Variante von Pain Of Salvation - besonders, was ihr Melodieverständnis angeht. Anspieltipp: der Abschlusstrack „Again!“, der alle Trademarks der Formation vereint...was übrigens auch für ihr aktuelles Album gilt...
FAZIT: Proggies die nicht vor Kellervocals zurückschrecken, aber auch Freunden skandinavischer Düsternis sei eine Hörschleife von „The Window Purpose“ empfohlen - Längere Beschäftigung garantiert...
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Thomas Jansson
Stefan Zell, Markus Losbjer
Mikael Zell, Per Broddesson
Andreas Baglien
Markus Losbjer
Earache
67:02
2001