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Callisto: True Nature Unfolds

Stil: Noisecore

Cover: Callisto: True Nature Unfolds

Relapse können nicht alle Extrembands unter Vertrag nehmen, so dass Earache den Krachspezialisten etwas Arbeit abnehmen - Die englische Labelzentrale liegt auch näher an Skandinavien, wo etwa Cult Of Luna und nun eben die Finnen Callisto ihren Schmerzsound fabrizieren. Für diesen scheint es seit einiger Zeit einen größeren Markt zu geben; anders sind die neuerlich so zahlreichen Gruppen aus dieser Richtung (nennen wir es beim Namen: Neurosis-Epigonentum) nicht zu erklären. Sicherlich spielt der gegenwärtige Wahn um das Metalcore-Unding dabei eine Rolle. Dresscodes und philosophisch-intellektuelle Ausrichtung
sowie der Emo-Faktor (noch so ein Unwort...) sind sich recht ähnlich, doch das soll mein Problem nicht sein.
„True Nature Unfolds“ ist faktisch eine Wiederveröffentlichung des 2004er Debüts der Jungspunde. Geboten wird eben jene Schwermut der genannten Referenzen. Wer der Band überaus große Eigenständigkeit bescheinigt, hat den Unterschied zwischen Gimmicks und musikalisch stilbildenden Elementen nicht erkannt. So sind Saxophonpassagen und Frauengesang bloß ersteres, da nur marginal eingesetzt. Der heisere Kreischgesang ist ähnlich gesichtslos wie bei vielen artverwandten Bands und bestätigt nur die mangelnde Originalität.
Eine individuelle Note stellt allenfalls die zeitlich straffere Anlage der Stücke dar. Ewiges minimalistisches Dröhnen bietet die Stunde dankenswerterweise nicht - genauso wenig jedoch die angeblichen „pop-sensibilities“ (Waschzettel-Geblubber). Poppig ist allenfalls das Outfit des Vierers und die Tatsache, dass die Distortion-Regler nicht immer nach ganz rechts gefahren werden. Ansonsten bleibt wie bei den Kollegen nicht wirklich etwas hängen. Es geht mal wieder um den beim Hörer zu erzielenden Effekt - wahlweise Katharsis oder noch stärkere Depression - nicht um konventionelle Songs. Für mich ist das Traurigste an diesem Album allenfalls, dass der kompetente Produzent der Platte - Miezko Talaczyk von Nasum - mittlerweile offiziell als bei den Flutkatastrophen in Asien umgekommen gilt...

FAZIT: Mangelnde Eigenständigkeit darf den Hörer in der heutigen Musiklandschaft fast schon nicht mehr stören. Ist dies der Fall, bekommt er mit Callistos Erstling einen angemessenen Gegenwert für sein Geld und vielleicht auch ein Stück Heilung für seine Trauer.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. 31 46’ N, 35 14’ E
  2. Blackhole
  3. Limb: Diasporas
  4. Cold Stare
  5. Storm
  6. Caverns of Khafka
  7. Like Abel’s Blood Cried For Revenge
  8. Worlds Collide
  9. Masonic
  10. The Great Divorce

Besetzung

  • Bass

    Juho Niemelä

  • Gesang

    Markus Myllykangas

  • Gitarre

    Johannes Nygard, Markus Myllykangas

  • Schlagzeug

    Ariel Björklund

Sonstiges

  • Label

    Earache

  • Spieldauer

    58:11

  • Erscheinungsdatum

    2004

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