Ich kann mich einiger Songs dieser Band entsinnen, die beim damaligen Hören interessant, aber etwas unausgereift klangen. Dies ist nun ihr viertes Album, und das Hinzuziehen von Produzentengenie Neil Kernon ließ im Vorfeld auf Größeres hoffen.
Abgesehen vom etwas klinischen Drumsound hat der Amerikaner seine Aufgabe auch gut erledigt. Im gegebenen musikalischen Rahmen ist dieser sterile Klang aber angemessen, denn entgegen anders lautender Bezeichnungen der Stilistik Akercockes haben wir es hier nicht mit den Rush des Black Metal oder ähnlichem Unsinn zu tun. Die Engländer mögen zwar über den schwarzen Tellerrand schauen, verlassen ihr Genre aber nicht wirklich . Blast und Doublebass sind daher wichtige Bestandteile, wie auch Gitarrenschreddern und raue Schreie. Hinzu gesellen sich dumpfes Grind-Gegrunze und Gesang zwischen Rezitativ und flehender Beschwörung. Neben vereinzelten Thrash-Riffs vernimmt man zudem allerlei Unverzerrtes und seltener Pianoklänge. Die Black-Metal-Auflage, bedrohlich und hasserfüllt zu klingen erfüllen Akercocke vor allem in den primitiv-holzenden Passagen, während sie dann aber am besten sind, wenn sie diesen Weg links liegen lassen und sich in experimentelles Dickicht schlagen. „Shelter from the Sand” etwa enthält geistreich-dissonante Akkordfolgen und gelungene Gesangsmelodien, die angesichts der beschränkten Kapazitäten von Jason Mendoca ansonsten selten sind. Teil eins des Titeltracks besticht zudem mit rhythmischer Abwechslung und Ausflüge des Sängers in die Regionen des kehligen Nick Holmes der Frühneunziger-Periode Paradise Losts.
Musikalisch geht ihnen die nicht-metallische Spielkultur weitgehend ab, die etwa Arcturus oder Ulver so großartig macht, obwohl diese beiden zugegebenermaßen mit Black Metal nichts mehr zu tun haben (möchten). Sieht man die intelligenten spielerischen Momente auf „Words...“, ist man jedoch nicht geneigt, Akercocke eine limitierte Sichtweise vorzuwerfen: sie scheinen ihren Mix aus Stumpf und Stilvoll mit Berechnung zu kreieren. Manchem Zeitgenossen mag dies dann gewollt intellektuell vorkommen, auch wenn er das Satanismus- Konzept in Betracht zieht, mit dem sich die Gruppe angeblich sehr sorgfältig befasst. Pferdefuss der Stiltreue bei gleichzeitigem Ausbruch ist, dass die Parts ohne Schwärze die Songs ausmachen und ihnen ihre Unterscheidbarkeit schenken. Die Momente der archaischen Zertrümmerung vermitteln dann bloß den Eindruck, die Band wolle Traditionalisten nicht verprellen. Man gewöhnt sich nach einigen Durchläufen an den Kontrast, empfindet ihn aber nicht als zwingend notwendig für die Qualität des Albums. Zweifellos ist der Black-Anteil für eine stringent düstere Stimmung verantwortlich – nur machen diese Zutaten die Eigenständigkeit der Band nicht aus. Ein Schritt in eine mögliche Zukunft deutet sich im Endstück an: dynamisch, aber sehr ruhig, kontrollierte Drums und ebensolcher Gesang resultieren in einem gelungenen Versuch der wirklichen Transzendenz des Black Metal.
FAZIT: Problematisch für Freunde des gemäßigten musikalischen Experiments dürften die Ballerpassagen sein, die den Schönklang immer wieder zunichte machen. Avantgardisten könnte dies gefallen, Reinen Black-Fans ebenso – Akercocke sind nämlich nicht übermäßig visionär in ihrem Bereich, aber originell. Ihre Entwicklung verläuft offenbar langsam, aber stetig, und wer weiß, ob sie nicht irgendwann zu den Großen aufschließen können...fraglich ist dabei nur, ob sie dies auch wollen. Integrierte man die Härte besser in den Rest, könnte man höher punkten, denn die Brüchigkeit als Stilmittel nutzt sich bei mehrmaligem Hören eher ab, als verborgene Reize zu offenbaren.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Peter Theobalds
Jason Mendoca
Matt Wilcock, Jason Mendoca
David Gray
Earache
48:03
2005