Die Nachlassverwaltung von Twisted Sister geht weiter, und ex-Gitarrist Ojeda ergeht sich unterdessen in Soloeskapaden. Unterstützt von alten, teils illustren Weggefährten hat er sich ein kurzweiliges Stück mitunter statischer Traditionskost aus den Fingern geschüttelt. Dies gilt für die wenigen instrumental belassenen Stücke wie auch für jene mit Gesang, die niemals bewährte Aufbaumuster verlassen – muss ja nicht schlecht sein, denn alle Lieder sind im Sinne des Erzeugers maximal eingängig: Frickelmusik hätte man dem Herrn ob seiner Vergangenheit auch nicht zugetraut, ebenso wenig eine kompetente Gesangsstimme.
Der Opener zunächst ist aber Klein-Dio wie auf den Leib komponiert, und nach dem mit merkbarem Motiv versehenen Titelstück geht der Chef selbst ran und gibt sich keine Blöße. Dafür lüpft gleich darauf die verdrehte Oberschwester Dee Snider das rosa Kleid: ihrer Geschlechtsgenossin aus Liverpool wird das unpassende Organ und die langweilige Instrumentierung nicht gerecht; höre Realms „Endless War“, wer wissen will, wie’s richtig geht. Wieder Volltreffer ist der post-Ozzy-Sabbath-Doomer „Evil Duz“ mit Albummischer Nick Ciprianos düsterer Stimme im Duett – und auf ins nächste Instrumental.
Danach geht es zum ruhigen Teil, wenn Eddie die „Senorita“ anschmachtet, im nächsten Songdoppel aber den leichten Funkrock auspackt. Der Kitsch erhält gegen Ende leider wieder ein wenig Einzug: „The Reason“ und „Living Free“ sacken mit flachen und aus dem Mainstream-Sumpf abgeschöpften Refrains logischerweise ab. Angesichts der netten Instrumentalminiaturen und der leichten Verdaulichkeit aber alles in allem eine der besseren Rockalben.
FAZIT: Ob Eddie als Nobody diese Aufmerksamkeit zuteil würde? – Seine Musik spiegelt jedenfalls seinen Background wieder: er darf als Musiker alten Schlages das praktizieren, was dem Zeitgeist nicht mehr entspricht, und er tut es ohne Peinlichkeit. Letztlich sind aber vor allem die Gäste auf der Scheibe Käufermagneten und vornehmlich Twisted Sister Fans angesprochen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.01.2008
Chris MaCarvill, Rudy Sarzo
Eddie Ojeda
Eddie Ojeda
Joe Franco
Black Lotus
38:51
2005