Griechenland hat - wie viele südliche Länder - äußerst enthusiastische Metalfans, jedoch weniger nennenswerte Gruppen aus diesem Genre. So schicken sich Elwing an, diesen Zustand mit ihrem Zweitwerk (Immortal Stories ist mir unbekannt) zu ändern.
Wie vorauszusehen, bevorzugt man die europäische Stahlschule, in deren Hauptfächern - vornehmlich griffige Melodik und Doublebass-getriebene Geschwindigkeit - man weitgehend zu punkten weiß. Ein druckvoller wie natürlicher Klang (vor allem im Schlagzeug- und Bassbereich, was heute schon eine Seltenheit ist) kommt der Band dabei genauso zu Gute wie der angenehm mittige Gesang - Der Griff in den Schritt wird nur selten vollzogen. Abgesehen vom einleitenden Schrei im Rausschmeißer „Lost Humanity“ (klingt, als habe man dem guten Sakis künstlich im Studio nachgeholfen), tönt die Scheibe authentisch und nicht aufgeblasen wie die vieler selbsternannter Epic-Metal-Götter. Der Verzicht auf Keyboards lässt solche Verdächtigungen auch gar nicht erst aufkommen, womit dem Attribut „Heavy“ im Metal sein Recht zukommt.
Eine weitere Stärke liegt in den Gitarrensoli: rar sind die Momente beim Hören aktueller Platten geworden, in denen man spürt, dass sich hier jemand am Instrument auszudrücken versucht und nicht unter dem Zwang steht, nichtssagendes Gefiedel abzuliefern, nur weil man das nach zwei Strophen und Refrains so macht. Panayiotis umspielt die Melodien und ist um Struktur bemüht. Er ist kein Ritchie Blackmore, jedoch dessen Theorie vom Solo als einem geschichtenerzählenden Song im Song gewahr.
Textlich bleibt der Hörer leider nicht vom obligatorischen Blut-und-Kampf-Getöse verschont, was dem Genrefreund hingegen gleich sein kann. Er erfreut sich außerdem am hörbaren Enthusiasmus der Musiker; in den besten Momenten gelingt es Elwing fast, die Klasse der Mittneunziger Gamma-Ray-Speedgranaten zu erreichen; positiv auch, dass die Stücke der zweiten Albumhälfte sogar besser sind als die einleitenden.
Indes, an Kai Hansens Songwriting-Qualitäten kann man zu keinem Zeitpunkt kratzen, und (noch) entbehrt man jeglicher Originalität. Konventionell gestrickt - allerdings nie so sehr, dass der Klischeeschmerz beim Rezensenten allzu akut wird - schaffen Elwing wenn auch keine eigene, so zumindest vertraute Atmosphäre - gediegene Tradition in aktuellem Soundgewand,
FAZIT: Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht. Gut für Elwing, die dem Traditionalisten mit War ein angemessenes Mahl bereitet haben. Wäre ich ausschließlich in ihrer Sparte zu Hause, würde ich mir Elwings Werk eher zulegen als das Neuste von so mancher True Metal Milchkuh der großen Labels. Hausmannskost, aber hörbar mit Liebe und Appetit zubereitet.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Tasos Karapapazoglou
Sakis Koutsasis
Panayiotis Roumeliotis, Sakis Koutsasis
Alexis Manitirakis
Black Lotus
45:33
2005