Hate Eternal vorzustellen geschieht nie, ohne dass nicht auch der Name Morbid Angel fällt. Eric Rutan ist nicht nur deren Manchmal-Gitarrist, sondern auch bei seinem eigentlichen Steckenpferd dem extremen Death Metal verschworen, wie er amerikanischer nicht sein kann: sich in hoher Geschwindigkeit abspielende Technikschau wird von gutturaler Stimme ergänzt - so weit so gut.
Wie die Mehrheit derartiger Alben ist es auch bei Hate Eternal schwierig individuelle Songs auszumachen: bei durch den Bahnhof rauschenden Güterzügen lassen sich die einzelnen Wagons eben nicht ausmachen. Natürlich fehlt es den Stücken auch an Dynamik, weil alle Regler auf 10 stehen und die vereinzelt eingesetzten exotischen Instrumente (z.B. Digeridoo) eher als Gimmick dienen und nur am Rande wahrnehmbar sind. Eine volle Integration findet nicht statt, ähnlich wie bei den Kollegen Nile. Spärliche Variation (Grunz - Kreisch) im Vokalbereich tut ihr Übriges. Die Texte scheinen den Titeln gemäß einmal mehr das Trampeln auf den Schwachen und bedingungslose Selbstverwirklichung zu propagieren...der typische Soundtrack zum Death-Darwinismus halt...
Hat man diese Gegebenheiten akzeptiert, bzw. ist man Death-Metal-Anhänger, kann man I, Monarch trotzdem als Spartenhöhepunkt des laufenden Metal-Jahres werten. Derek Roddy blastet glaubwürdig-unmenschlich; der Schlagzeugklang ist bei allem Tempo relativ natürlich, was Hate Eternal wohltuend von eifrigen Trigger-Tricksern wie etwwa Kataklysm abhebt. Überhaupt hat Rutan einen angemessenen Gesamtklang zurechtgezimmert. Der Bass findet wie üblich unterschwellig und ohne Eigenakzent statt, doch dafür glänzt des Meisters eigenes Gitarrenspiel umso mehr. Man merkt ihm die in der Morbid-Angel-Schule verbrachten Stunden an, doch seine eigene Handschrift setzt die wahren Akzente und könnte daher ruhig häufiger hervortreten. Bei Alas funktionierte dies - abzüglich des klinischen Sounds - doch auch...
Letztendlich wird die Konkurrenz es beim Übertreffen von I, Monarch schwer haben; nebenbei aber mal ganz allgemein: auf lange Sicht wird sich das Genre in eine Sackgasse bewegen, wenn man nicht vom Höher-Schneller-Weiter-Konzept abkommt. Gerade die Triobesetzung birgt doch Potential zur Interaktion, zu wirklich atmender Musik.
FAZIT: Death Metaller zugreifen! Es wird dieses Jahr kaum etwas Besseres geben. Die Morbiden Engel hat Rutan schon längst überflügelt. In seinem eng abgegrenzten Königreich bietet dieser Monarch seinen Devoten maximale Unterhaltung. Alle anderen darben weiter im Exil nach nicht nur sonischen Extremen, sondern wahrer Grenzverschiebung.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.01.2008
Randy Piro
Eric Rutan
Eric Rutan
Derek Roddy
Earache
42:32
2005