Epitaph - das ist der unscheinbare Name von in Scheiben gepresstem Wahnsinn! Wenn mit krankem, irrwitzig technischem, progressivem Death Metal Geld zu verdienen wäre, dann müsste Necrophagist nur noch aus Millionären bestehen. Doch immer langsam ...
Bereits seit 1992 beackern die deutschen Break-Meister den Death Metal Untergrund, können bereits zwei Demos ("Requiems Of Festered Gore" - 1992 und "Necrophagist" - 1995) und ein Album ("Onset Of Putrefaction" - 1999) vorweisen. Endlich hat sich ein Label einen Gefallen getan und die vier Extrem-Musiker unter Vertrag genommen. Das letzte Album wird von Relapse neben der brandneuen Scheibe ("Epitaph") nun wiederveröffentlicht.
Epitaph stellt einen wahren Gourmet-Happen für alle Anhänger komplett kaputter, aber zutiefst anspruchsvoller Extrem-Musik dar. Trockene Stakkato-Riffs, filigran zertrümmert von flirrenden Gitarrenläufen, unmenschlich präzise Drumsalven in nackenbrechender Polyrhythmik - auf Konzerten sollte ein Heer von Chiropraktikern bereit stehen, um ausgerenkte Halswirbel im Minutentakt einzurenken. Und wer die Bassläufe bei "Only Ash Remains" nachspielen kann, hat entweder zu viele Finger oder ist mit dem Instrument im Arm geboren worden. Der "Gesang" quält sich zentnerschwer unter umgestürzten Grabsteinen hervor und macht Chris Barnes persönlich Konkurrenz. Dabei ist die ganze Chose nichtmal unmelodisch, zwischen die teils im Midtempo-Bereich, teils in abgehobenen Geschwindigkeitsdimensionen angesiedelten Riff-Attacken drängen sich überraschend melodische Soli und Leads, die schon nach kurzer Zeit als kleine Ohrwürmer haften bleiben. Dabei wird nicht auf altbekannte Melodien und Tonfolgen zurückgegriffen; manchmal entfalten sich die Melodien unauffällig, im Hintergrund schwelend und bedrohlich (The Stillborn One). Wer sich ein Bild von Necrophagist machen will, der soll sich "Only Ash Remains" zu Gemüte führen und zu spüren bekommen, wie sich aus einem ganzen Heer von Riffs und Breaks, fingerbrechenden Soli und einem Walzer (?) Break ein richtiger Song formen kann.
FAZIT: Ein kleines Meisterwerk. Fans von Cynic, neuerer Chuck Schuldiner Schule und den übrigen üblichen Verdächtigen müssen Epitaph unbedingt zum mehr als fanfreundlichen Preis von ca. 12 Euro abgreifen. Auch wenn die eigenen musikalischen Ambitionen nach 30 Minuten Necrophagist erstmal einen gehörigen Dämpfer erfahren dürften ...
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Stefan Fimmers
Muhammed Suicmez
Christian Muenzner, Muhammed Suicmez
Hannes Grossmann
Relapse Records
32:56
2005