Phideaux ist ein Projekt von Phideaux Xavier, ein in Los Angeles lebender Sänger und umtriebiger Multi-Instrumentalist, der zusammen mit seinem Kumpel Rich Hutchins (in New York ansässig) innerhalb von drei Jahren sagenhafte 5 (!) Alben veröffentlichte. Kommuniziert haben die beiden laut Bandwebsite hauptsächlig über Internet und Telepathie. Dazu haben die beiden noch ein Heer von Gastmusikern angeheuert – klingt ziemlich nach einem sterilen Musikprojekt ohne Band-Feeling. Aber alles Quatsch! Jedes der veröffentlichten Alben klingt nicht nur extrem unterschiedlich, sondern auch noch äußerst abwechslungsreich, dynamisch und interessant. Wie es allerdings ein Mensch schaffen kann, in so kurzer Zeit so viel Musik aufzunehmen, bleibt schleierhaft.
Verträumtes Piano leitet „Railyard“ ein, akustische Gitarren verbreiten Folk Atmosphäre, Phideauxs Gesang ist gleichzeitig zerbrechlich und kraftvoll, eine der angenehmsten Singstimmen, die ich seit langem gehört habe! Die Harmonien verströmen relaxte Melancholie.
„Have You Hugged Your Robot“ legt gleich flott los, fast schon poppig die Ausrichtung. Anfangs wird das bekannte Baba Yaga Motiv aus Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ verbraten – einige verzerrte Vocals sorgen für leichte Sci-Fi Stimmung.
„A Storm Of Cats“ – wieder schönes Piano, die volle Folk und Singer-Songwriter Dröhnung, aber frisch und unverbraucht dargebracht. Die schwermütige Dramatik des Stücks kontrastiert die skurrilen Songtexte.
„Never Gonna Go“ – sphärische Single Note Gitarren, schwebende Synthie Wolken umfassen schwelende Chöre, der danach einsetzende Sologesang scheint der eines Geschichtenerzählers zu sein.
Wer bei „Pyramid“ musikalische Ägypten-Klischees erwartet, wird enttäuscht. Die einleitenden geisterartigen Synthies erinnern nur von Weitem an typische Kleopatra Folklore.
Schon bald fällt auf, daß „313“ eingängiger und folkiger als seine Vorgänger geraten ist. Vor dem Hintergrund, daß jedes Phideaux Album stets seinen ganz eigenen Sound verpaßt bekommt, sollte das eigentlich nicht sehr verwundern. Ein breit gefächertes Instrumentarium (Piano, Gitarre, Sitar, Moogs, Orgeln, Streicher) und eine ebenso breitgefächerte Riege von Gastsängern läßt beschränkte Rückschlüsse auf Ayreon zu, doch der Sound von „313“ ist letztlich zu eigenständig – vor allem in seiner Unvorhersehbarkeit.
„Benediction“ legt sich am Ende des Albums mit seinen warmen, verträumten Klavierklängen und sanft in den Sonnenuntergang schwebenden Vocals wie ein weiches, linderndes Tuch über die völlig entspannten Ohren. Schöner Abschluß.
FAZIT: Kleine Fundgrube für findige Musikfreunde ohne Scheuklappen. Für den Die-Hard Progger vielleicht eine Spur zu eingängig und schön, alle anderen genießen knapp 50 Minuten Schönklang in der Schnittmenge aus Prog, Rock, Folk und Singer Songwriter Qualitäten mit glasklarem Sound und dynamischer Produktion.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Phideaux Xavier, Julie Hair, Gabriel Moffat
Phideaux Xavier, Ariel Farber, Valerie Gracious, Molly Ruttan-Moffat, Linda Ruttan-Moffat
Phideaux Xavier, Gabriel Moffat, Mark Sherkus
Phideaux Xavier, Mark Sherkus
Richard Hutchin, Molly Ruttan-Moffat
Bloodfish Music
48:10
2005