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Reviews

Rhapsody: Live in Canada 2005: The Dark Secret

Stil: Symphonic Metal

Cover: Rhapsody: Live in Canada 2005: The Dark Secret

Zielgruppenbestimmung: Wer möchte ein Rhapsody-Livealbum, wer liest eine Kritik dazu? – Antwort: ausschließlich Fans. Deshalb sind Sinnfragen bezüglich dieses Formats im Zusammenhang mit Semi-Playback-Bands müßig; lassen wir zunächst die Fakten sprechen.

Juni 2005: die Italiener bestreiten das Vorprogramm ihrer Ziehväter Manowar in Montreal. Die hörbar euphorischen Fanreaktionen sind glaubhaft, weil eine Veranstaltung derartiger Lieben-oder-Hassen-Kandidaten ohnehin nur von ihren Devoten besucht wird. Zudem hat Sänger Fabio die Anwesenden im Griff. Er versucht sich überraschend krampffrei an einem Englisch-Französisch-Mischmasch zur Kommunikation mit dem Publikum. Seine stimmlichen Qualitäten sind für ihren Einsatzbereich unstreitbar, der auf den letzten Alben vernehmbare Aggressionszuwachs kommt ihm auch auf der Bühne zu Gute. Die Gitarren klingen roh und im Verbund mit der Rhythmusgruppe ein wenig verwaschen, wenngleich natürlich kompetent gespielt.

Tragen diese beiden Faktoren zu einem halbwegs natürlichen Gefühl bei, relativiert sich dies durch die (Chor-) Samples und die generelle Statik der Kompositionen. Staropolis Keyboards klingen exakt wie auf den Studioalben, die Drumpatterns gleichfalls wie programmiert. Live im Sinne von „lebendig“, „unvorhersehbar“ ist dies nicht; Improvisationen waren auch nicht zu erwarten. Was bei einer Klassik-Darbietung die beabsichtigte Regel ist, schmeckt hier etwas bitter, weil Rhapsody - der orchestralen Musik noch näher als dem Metal – die dort in Kauf genommene Unspontaneität eigentlich nicht nutzen können: die Elemente aus eben diesem Bereich kommen aus der Konserve, so dass der Hörer das gekonnte Zusammenspiel mit den Symphonikern nicht loben und damit auch die „Live“-losigkeit im Sinne einer Rock-Show nicht vergessen kann; es sei denn, wie gesagt, er ist Fan – und der wird hier vortrefflich bedient, sicherlich auch mit der Aufmachung des finalen Produkts. Im Zweifelsfall ist bestimmt der zeitgleich erscheinenden DVD der Vorzug zu geben, denn dabei hat man als Zugabe den bei einer so durchchoreographierten Konzept-Gruppe nicht unerheblichen optischen Reiz als Zugabe. Rhapsody ziehen ihr Ding nämlich unbeirrbar durch. Entgegengebrachten Respekt brauchen sie von niemandem, denn ihr Erfolg gibt ihnen Recht.

Die Dynamik des Sets gelingt durch geschickt gewählte Songs, deren Erscheinungsbild zu beschreiben unnötig ist, weil den Alben zu nah. Es gibt allerdings ein langweiliges Bass-Arpeggio-Tapping-Solo und ein wenig Schlagzeuggetrümmer; außerdem ist „Emerald Sword“ irgendwie ein Hit, der auch „Live“ klappt...

FAZIT: Du kriegst was du erwartest. Schon seit „Unleashed in the East“ sind Metal-Live-Alben oft eine zweischneidige Sache. Das Presseexemplar der CD ist angeblich mit einem „Wasserzeichen“ zur Rückverfolgung bösartiger Audio-Ripper versehen. Ein solches zur Echtheitsprüfung der Performance hat die Scheibe leider nicht...

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. The Dark Secret
  2. Unholy Warcry
  3. Wisdom Of The Kings
  4. The Village Of Dwarves
  5. Erian´s Mystical Rhymes
  6. Lamento Eroico
  7. Dawn Of Victory
  8. Nightfalls On The Grey Mountains
  9. The March Of The Swordmaster
  10. Emerald Sword
  11. Gran Finale

Besetzung

  • Bass

    Patrice Guers

  • Gesang

    Fabio Lione

  • Gitarre

    Luca Turilli

  • Keys

    Alex Staropoli

  • Schlagzeug

    Alex Holzwarth

Sonstiges

  • Label

    Magic Circle/SPV

  • Spieldauer

    60:10

  • Erscheinungsdatum

    2005

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