Sacrificium sind seit 1993 aktiv – und das hört man nicht nur an ihrer Performance, sondern auch an der bandeigenen Interpretation des Death Metal. Damals aufkeimende skandinavische Stilblüten wurden von den Deutschen über die Jahre sorgfältig gepflegt, das Augenmerk auf hymnische Melodien gelegt, doch das Verwässern des Pflänzchens weise unterlassen. Dies bedeutet, das Sacrificium sich in der härteren Furche wiederfinden, mit Wurzeln fest im Sound von Edge Of Sanity und den Stockholmer Züchtungen abzüglich des Drecks. Die Produktion nämlich ist modern, und vor allem das Schlagzeugspiel rückt die Band ein wenig gen US-Death, da dort seit jeher im Vergleich zu Schweden die flinkeren Füße hinter den Bassdrums schlackern – Marco Henning ist ein Trümmer-Tier, und sein Instrument soundtechnisch zudem sehr gut in Szene gesetzt. Hoffen wir mal, dass im Studio alles mit rechten Dingen zuging.
Variation und vor alem die Glaubwürdigkeit, die vielen Brutalo-Combos abgeht (hart spielen und grunzen kann fast jeder), erreichen die Süddeutschen durch ihren Hymnenfaktor; man möchte vor allem bei den Refrains bangenderweise die Faust recken und mitgrölen – enorm wichtig bei primär auf ein energetisches Statement ausgerichteter Musik. Gerade im Death Metal stellen sich Erfolgserlebnisse für aufstrebende Musiker schnell ein, da es vorwiegend um Aggression geht. Diese lässt sich leicht durch schiere Phonstärke und Geschwindigkeit erreichen, verschleiert aber allzu häufig, ob echte Überzeugungstäter am Werk sind. Sacrificium jedenfalls spielen eindeutig mit Hingabe, weshalb ich ihnen auch das absolute Do-Not für jede Death-Metal-Scheibe verzeihe: ein giftiges „Go!“ vor einem Songeinstieg geht seit „Slaughter Of The Soul“ und den unzähligen Copycats einfach gar nicht mehr...
Vorwiegend auf Highspeed ausgerichtet, verliert man sich nicht in Gleichförmigkeit. In Genregrenzen maximal abwechslungsreich ist die Gitarrenarbeit, wenn auch meinem Geschmack wie so oft die Leads und Soli zu kurz kommen – aber das gehört durchaus zum von Sacrificium hofierten Trademark-Sound aus dem Norden. So sind die Melodien nicht selten unterschwellig vernehmbar, besonders auch, weil die perfekte Keifstimme Enzlers sehr weit im Vordergrund steht. Als Orientierungspunkt für seinen Stl ziehe ich die versammelte Prominenz auf Dan Swanös zweitem „Crimson“-Geschoss heran: richtig hasserfüllt, statt ausdruckslos-heiser. Da dies aber durchweg der Fall ist, relativiert sich der Effekt über Albumlänge ein wenig – insgesamt täte mehr Dynamik gut, die in Ansätzen schon vorhanden ist. Cleane Melancholie-Passagen und auch mal ein ordenlich groovender Part deuten auf eine ausbaufähige Gruppe, die zu den besten ihres Fachs in Deutschland zählt
Fazit: Besser als Total-Tributbands wie Fleshcrawl sind Sacrificium schon alleine wegen des aufblitzenden eigenen Profiles. Dieser Zweitling sollte für jeden Todesfanatiker auf dem Einkaufszettel stehen - noch vor den nicht wenigen überbewerteten Bands, die ständig vom vereisten Fließband im Norden auf uns niederprasseln. Das ausgerechnet eine deutsche Band den griechischen Labelkatalog erhellt, hätte ich nicht gedacht. Jetzt fehlt nur noch ein Seagrave-Cover, und ich bin wieder in den 90s...
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Samueel Herbrich
Claudio A. Enzler, Oliver Tesch
Ulrike Uhlmann, Oliver Tesch
Mario Henning
Black Lotus
46:07
2005