Man entstammt dem Gehenna-/Forlorn-/122-Stabwounds-Umfeld – der kommerziellen wie Norwegen-relevanten zweiten Bandliga also. Das Enslaved-Label Tuba allerdings hat eine Hand für Qualität und bestätigt das mit diesem Gruppendebüt.
Eröffnet wird unspektakulär, doch die im Folgenden verfeinerten Trademarks sind alle da: Dichter Klang, dessen schrille Gitarren die Herkunft nicht verleugnen, ein Drummer, der nicht nur, aber vor allem schnell spielen kann sowie Immortal-artiges, unvariables Knurren.
„Genocide“ mischt Thrash-Rhythmus mit fieser Bolt-Thrower-Trägheit und – hey! – einem Solo. Ein solches gibt’s auch in darauffolgenden Sechsminüter: Ungewöhnlich im D-Zug-Metal-Bereich, aber erfolgreich ausgeführt – Wohltuendes Midtempo zuerst, dann Gehacktes, melodiöses Riffing und zahlreiche Breaks, die nie stören. Ein early-Emperor-Lead jault „Skandinavien: Frühneunziger“, so dass einem nach unerwartetem Tempowechsel wohlig-kalt wird. Tatsächlich halten sie den Song wie zur Halbzeit an und formieren sich neu; furiose Tom-Läufe inklusive. Bedrohliche Leads gipfeln im Blast. Der Übergang zur folgenden kurzen Geschlechtsverstümmlung ist fließend; der Refrain sticht trotz monotoner Stimme hervor.
„Venom of Mankind“ schlepp-groovt sich nach Harmony-Riff mit eher simplen Akkordfolgen zum finalen Solo, wobei der Trommler sein Parkinson-Leiden über der Snare vorübergehend unterdrücken kann. Natürlich ist er danach umso entfesselter, doch das Highlight des hypothetischen B-Seiten-Einstiegs ist die hymnische Melodie, welche im Schredder der Saiten unversehrt bleibt. Wieder drücken The Deviant Stop und Reset, tappen sich durch ein Solo, ehe die Melodie sauber zurückführt und abschließt – sehr gut.
Das Ende ist nicht mehr so dick, weil der Abwechslungsreichtum bis dorthin maximal ausgereizt worden ist. „Sadosadistic“ ist gewöhnlich-schnell, während der Rauskicker lediglich durch einleitende Divebombs aufmerksam macht und den Hörer so unbehutsam entsendet, wie er ihn empfangen hat. Lediglich dazwischen, im „Perfect State of Death“ ist man mit Getrümmer und hektischer Melodik Dissection so nah wie sonst nirgends.
FAZIT: Nie langweilig trotz kaum genutzter Dynamik. Riffs, die nicht nur als Lärmtexturen, Drums die nicht nur als Nähmaschine fungieren. Damit ist diese Todeshuldigung eine weitere unoriginelle, doch überdurchschnittliche. Authentisch-nordisch und im Gegensatz zur Mehrheit überzeugend hasserfüllt, mit eigener Note und Bissigkeit. Ohne Bombast und Keyboards, besser als Blood Red Throne, aber doch nicht Satyricon- oder Kaiserniveau.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Dolgar
Dolgar
Violator, E.N. Death
Blod
Tuba/Tabu
38:06
2005