Die Bandportraits sollte man gesehen haben – Echte Fotos wären angesichts dieser Bleistiftzeichnungen Marke gelangweilt-im-Oberstufen-Kunstunterricht besser gewesen, die zumindest für den ein oder anderen Lacher gut sind. Nun aber Fakten: Drittes Album. Griechenland. Metal - Wobei: den neu rekrutierten Tastenmann hätten sie besser gleich erschlagen, weil er die angestrebte Attitüde nicht selten zunichte macht. Der ebenfalls eingestellte zweite Gitarrist kann den Weichmacher leider nicht neutralisieren: schwer abbaubares Additiv also.
Von Originalität wollen wir auf diesem Gebiet nicht sprechen, also muss eine traditionell ausgerichtete Band mit hörbarer Glaubwürdigkeit und Unverkrampftheit punkten. Zückt man nach pompösem Intro und später zu Beginn von „The Mirror Mask“ in freudiger Erwartung die Luftgitarre, muss man sie gleich wieder einpacken. „On the Edge“ ist somit kein Querverweis auf die darbenden Vicious Rumors als Inspirationsgeber. Neben dem Keyboard-Schongang ist der Gesang daran Schuld – brav die klassischen Melo-Sänger verinnerlicht, tief Luft geholt und immer schön das Vibrato in den Abgang gelegt, nur leider den Ausdruck dabei vergessen. Grauenhafter Formalismus, der sich in den Songstrukturen und biederen Harmonien fortsetzt. Gleichzeitig verstehen die Buben es aber nicht, ihre Schemata zur Mehrheitsfähigkeit zusammenzusetzen; zu unschlüssig sind die Strukturen mit ihren Alibi-Bridges und Synthie-Arpeggien, zu abgeschmackt die Spinettklänge, und die Sechsaitenfraktion kann zum Teufel noch mal keine Soli oder Leads spielen – Warum gleich zwei Klampfer? – vielleicht, um den aus Manngel an Aggression zum Effektgerät greifenden Vokalisten bei vermeintlich harschen Passagen durch prollige Shouts zu unterstützen...Den Gipfel dieser versuchten Rauheit stellt das letzte Stück dar, denn hier gibt’s einleitende Grunts und Thrashriffs im Uff-ta-Rhythmus bei konstantem Brüllgesang. Die Glaubwürdigkeit geht ins Beinkleid, so dass der 80s-Cover Sport als Bonustrack eher vorgibt, wohin der Hase läuft: in seichte Gefilde, je nach Gemüt nicht schmerzend, oder einfach nur nervend. Soll der Plattentitel eigentlich zur Reflexion der weltpolitischen Lage animieren? – Angesichts der Wölfe auf dem Cover und der Texte nicht. Realitätsflucht also, doch wohin, wenn selbst der Soundtrack dazu nicht berührt? Metal 2005. Traurig.
Fazit: Metal Fans spielen Metal ohne ihn zu begreifen; heraus kommt ein Produkt, garantiert kunstfrei, wenn man Kunst mit veräußerlichter Wesensart gleichsetzt. Wer setzt das Power wieder vor das M-Wort?
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Spyros Triantafillou
Costas Hatzigeorgiou
Simon Kaggelaris, John B.
Nick Zanninello
Andreas “The Wizard”
Black Lotus
49:49
2005