Das sechste Album dieses Duos bietet mit Aufstockung des Lineups auf Bandgröße quasi zwei Formationen in einer: Bass-Koryphäe Michael Manring, Gitarrist Scott McGill und Schlagzeuger Vic Stevens veröffentlichen unter der Dreieinigkeit ihrer Nachnamen beim gleichen Label Musik aus der No-Limits-Abteilung. Dagegen mutet „The Remedy of Abstraction“ einige Stufen gezügelter an.
Die beiden Keyboarder sind die Chefs im Ring – im ersten Stück dauert es eine Weile, bis sie Groove und Melodie erlauben, sich aus hibbeliger Dudelei herauszuschälen. Das über Albumdistanz durchgehaltene kompositorische Prinzip sieht Pianoakkorde als Strukturgeber der Harmoniefolgen vor, die im Gegensatz zu den originellen Klangfarben der Synthesizer ungleich konventioneller sind.
Die Rhythmusgruppe verhält sich unauffällig, aber dennoch nuanciert. Sie zieht gelegentlich das Tempo an, lässt die wenigen Rhythmuswechsel locker klingen und bereitet den häufig bruchstückhaften, geschichteten Tonfolgen ein notwendiges Fundament, das durch seine Sparsamkeit für Offenheit sorgt. Auch ohne diese Tatsache wären A Triggering Myth aber immer noch weit weg vom Rock; eher schon sind sie dem Rattenschwanz an Siebziger- und Achtziger-Combos verpflichtet, der Miles Davis’ „Bitches Brew“-Musikerneuerung entwuchs. Wie zahlreiche dieser Gruppen kann man den Vorwurf der Beliebigkeit nicht abschütteln. Hatten Weather Report oder die verschiedenen Inkarnationen, in denen der junge John McLaughlin musizierte, bei aller instrumentalen Grenzauslotung einen Sinn für merkenswerte Songs, so reihen sich die Drumheller und Eddy hinter langweiliger Güteklasse der Marke Yellowjackets ein – nur eben abzüglich der Pop-Anbiederung.
McGills wenige Soli , etwa im Titeltrack, sind schräg und schnell gespielt. Da Rhythmusgitarren faktisch nicht vorkommen, bleibt es beim geigerischen Gastbeitrag von Akihisa Tsuboy, dem Gehör Anknüpfungspunkte an das Songmaterial zu bieten. Die Violine greift nicht selten Motive erneut auf, welche sie als einziges Instrument selbst mit eingebracht hat - so auch in „Not Even Wrong“, bei dem das Projekt gegen Ende sogar eine positive Gefühlsregung provozieren kann – im Gegensatz zum ergriffenheitsfreien Rest der Scheibe.
Zentrum und Ende des Albums sind jeweils die konsistent angerührten Basiszutaten der Angestellten als Grundierung für die Fingerübungen der beiden Köche. Wenn Jaco-Pastorius-Schüler Manring einmal seinen Fretless singen lassen darf, dann bloß zaghaft in „Her Softening Sorrow“ und in den ruhigen Momenten von „The Eisenhower Slumber“.
Auch diese Stückenamen: ein Zusammenhang zwischen vorstellbarer Thematik und deren Reflektion im akustisch Dargebotenen will sich nicht erschließen – Beliebigkeit mit möglichst abwegiger, witzig gemeinter Titelgebung einen Reiz zu verleihen ist in der Instrumentalmusik ein gern genutztes Mittel. Lang sind einige der Songs; ihr Charakter ist relativ zum Genre unangestrengt – von Relaxtheit kann aber ebenso wenig die Rede sein: jegliche Emotion geht der Platte ab...Konventions-, aber eben auch assoziationsfrei und dadurch ohne Identifikationspotential.
FAZIT: Man kleidet progressive Musizierkunst zuweilen in ein steriles Klangbild und besorgt wenigstens Instrumentalfetischisten eine Abfahrt. Hält man seine Fertigkeiten im warmen Klangbad jedoch zurück, ohne Ideen beizumischen, artet das Ergebnis in Kaufhausmusik aus. Entgegen der Behauptung der Plattenfirma hört man hier wenig von Soft Machine zu ihrer Glanzperiode; Weichmaschinisten sind A Triggering Myth aber trotzdem.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Rick, Eddy
Tim Drumheller, Rick Eddy
The Laser´s Edge/Alive
53:01
2006