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Ajattara: Äpäre

Stil: Dark / Black Metal

Cover: Ajattara: Äpäre

1996 lieh ein junger Finne erstmals einem Album seiner Landsleute Amorphis seine Stimme. Im Opener von „Elegy“ skandierte er: „I’d rather die, I’d rather be better unborn“. Zehn Jahre später, in deren Verlauf er irgendwann den Namen Ruoja annahm, hat Pasi seine Zweit- zur Hauptband gemacht und behauptet im wohl besten Stück des vierten Ajattara-Albums („Tahtomattaan syntynyt“) immer noch, gegen seinen Willen geboren worden zu sein. Sind wir das denn nicht alle?

Frohsinn ist auf „Apäre“ generell fehl am Platz. Die Songtitel künden von Galgenvögeln, bedauernswerten Kötern, Verlorenen, Unglücklichen und schließlich Leichen („Raato“); der Sound dazu hat sich seit dem Debüt „Itse“ von 2001 nicht verändert. Auch dort war schon die Eröffnungsnummer einer der stärksten Songs und vereinte die wenigen Facetten des Bandsounds: Schwere wie Schwerfälligkeit im Rhythmus sowie die Melodik des frühen Neunziger-Death-Metal (Tonmaterial aus Sekunden, dunkle Mollskalen), welche ebenso eitrig klingt wie der Gesang. Ruojas Muttersprache eignet sich trefflich für das hasszerfressene Keifen, und wer deutschen Gesang bisher derb fand, den belehrt das Finnische in der hier verwandten „Forrrrrrm“ eines Besseren. Diese Zutaten gemahnen durch Synthesizerverstärkung an Samael vor ihrer Drumcomputerphase – auch was die wuchtige Produktion angeht.

Die sparsamen Mittel – nicht zuletzt wegen ihrer maximalen klanglichen Verdichtung - machen die Musik nicht monoton, da kaum ein Stück über drei Minuten lang ist. Nicht jedem Hörer mag der unflexibler Aufbau des Stoffes zusagen, denn so gut wie alle Lieder basieren auf der einmaligen Wiederholung des Strophe-Refrain-Musters; Bridges sind selten, Soli nicht vorhanden. Alle Beiträge fließen ineinander, weshalb markante Momente vordergründig nicht stattfinden. Sie sind jedoch vorhanden, stecken im Detail und werten die Scheibe letztlich doch auf.

Keyboards und Gitarren malen mitunter im Hintergrund mit interessanten Klangfarben, umspielen sich in spartanischer Variation wahlweise mit Horrorfilm-Sounds und klagendem Heulen in den oberen Lagen. Dies ergibt einen geeigneten Kontrast zu den tiefgelegten Riffs, beziehungsweise flächigen Akkorden des Tasteninstruments. Im Ende von „Hirsipuulinti“ huscht ein solches Zusammenspiel im Hintergrund vorbei; „Koito“ tönt ob verlassener Pianotöne im heavy Kontext besonders morbide; dazwischen läuft wie erwähnt das Highlight mit einem feinen Chorus, in dem der „alte“ Pasi seinen bösen Zwilling melancholisch-klar doppeln darf. Immer wieder sind es das simple 4/4-Drumming mit gelegentlichem Doublebass-Einsatz und die fies-repetitiven Riffs alter Schule, die für „Äpäre“ einnehmen. Archaisch wie dieser Stil auch anmutet, ist er wiederum originell und wird klischeefrei dargeboten. Natürlich sind Ajattara im Vergleich zu Amorphis ein Rückschritten in Sachen Anpruch, aber eine gewisse Tiefe bergen sie nichtsdestoweniger. Man mag über Beweggründe der Trennung von der Band spekulieren – Prioritäten bei Ajattara setzen zu wollen mag Pasi nicht den Impuls gegeben haben. Dafür bleibt ihr Gebaren zu roh, persönlich und spontan.

Nach 33 Minuten quietschen Reifen; wo bei Ayreon zuletzt die Reise ins Unterbewusstsein erst mit einem Autounfall begann, beendet ein solcher den bösen Traum hier; Der Tod erscheint sicher...

FAZIT: Angemessen kurzes Bekenntnis zu Schwermut und Frustration: böse und unterschwellig bedrohlich, sollten Ajattara Anhängern von frühem Finnen-Death und ursprünglichem Black Metal begeistern.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Hurmasta
  2. Raato
  3. Säälin koira
  4. Lautuma
  5. Eksyneet
  6. Hirsipuulinti
  7. Tahtomattaan syntynyt
  8. Koito
  9. Syntyni

Besetzung

  • Bass

    Atoni, Ruoja

  • Gesang

    Ruoja

  • Keys

    Ruoja

  • Schlagzeug

    Malakias III

Sonstiges

  • Label

    Spikefarm / Soulfood

  • Spieldauer

    32:30

  • Erscheinungsdatum

    2006

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