Da haben sich die dänischen Prog Metaller BEYOND TWILIGHT mit ihrem dritten Opus jede Menge vorgenommen, fast schon prätentiös der selbst auferlegte Anspruch: Auf „For The Love Of Art And The Making“ befindet sich nur ein einziger Song, der in 43 einzelne, teilweise nichtmal zehn Sekunden lange Tracks aufgespalten wurde. Behandelt werden laut Booklet Themen wie Leben, Liebe, Tod, moralische Wertevorstellungen, Freiheit, BDSM, Trauer und Freude - naja, und außerdem noch jedewede mögliche menschliche Emotion und selbstverständlich noch die menschliche Natur als solche. Jede Menge Stoff also für knapp 38 Minuten Musik und vergleichsweise wenig Text.
Musikalisch sollen sich laut Eigenaussage auch unfassbare Welten auftun: Themen werden im Verlauf des Albums wieder aufgenommen, das Leitmotiv wurde so komponiert, daß es vorwärts und rückwärts gespielt Sinn macht und die Musik umfaßt mehrere hundert Tonspuren. Außerdem soll ein Betrieb des CD Players im Shuffle Modus ganz neue Dimensionen des Musikhörens eröffnen. Letzteres läßt sich nicht unbedingt bestätigen: „For The Love Of Art And The Making“ in zufälliger Trackreihenfolge durchgehört funktioniert hinten und vorne nicht, weil unter anderem viel zu viele Tracks ineinander übergehen und so keine glatten Übergänge mehr gegeben sind.
Langweilig ist „For The Love Of Art And The Making“ wirklich nicht ausgefallen. Mächtige Chöre protzen mit bombastischer Epik („Carmina Burana“ läßt grüßen), sakrale Passagen lassen ausruhen von harten, beinahe thrashigen Riffs, fette stehende Akkorde unterlegen den theatralischen Gesang Björn Janssons, der technisch zwar 1A auf der Höhe ist, hin und wieder aber vielleicht etwas mehr Variabilität an den Tag legen dürfte, klassische Intermezzi, Pianopassagen, cleane Giatarrensoli und Soundtrackpassagen stopfen in die vergleichsweise kurze Spielzeit mehr als man eigentlich für möglich halten sollte.
Zu 100 Prozent geht die Rechnung nicht auf, denn es fehlt etwas am berühmten roten Faden, der einen bei den ersten Hördurchläufen an der Hand nimmt, wenn man sich in dieser monumentalen Soundschlacht noch nicht so recht orientieren kann. Außerdem vermißt man ein paar großartige Melodien, die bei einem epischen Kozeptalbum einfach dazugehören müssen. Angenehm ist, daß die Musiker zwar ihre Instrumente in Perfektion beherrschen, aber keine soliertechnischen Selbstbefriedigungsorgien zelebrieren.
FAZIT: Trotz bekannter Zutaten, die man von Bands wie SYMPHONY X, VANDEN PLAS und DREAM THEATER kennt, liefern BEYOND TWILIGHT ein recht eigenständiges Album ab, das trotz aller interessanten Ansätze ein wenig im eigenen Anspruch zu ersaufen droht. Der musikalische rote Faden erschöpft sich in mehrfacher Wiederholung ein und derselben Melodie, und die Aneinanderreihung derartig vieler stilistisch unterschiedlicher Songfetzen erschafft so etwas wie einen instrumentalen Flickenteppich, der zwar interessant anzuhören ist, aber auf Dauer ein wenig anstrengend auf die geplagten Trommelfelle einwirkt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Andres Devillian Lindgrén
Bjorn Jansson
Andres Exo Kragh, Jacob Hansen
Finn Zierler
Tomas Fredén
Nightmare Records / Massacre Records
37:50
2006