Eins steht unweigerlich fest: mit Rikard Sjöblom & Petter Diamant, oder kürzer BOOTCUT, lernen wir zwei Schweden kennen, die sich und ihre Musik nicht so ernst nehmen, wie es heutzutage der „gemeine Proggie“ immer wieder verlangt. Sie machen sich eher einen Spaß daraus, so richtig bekloppt daherzukommen und genauso zu klingen.
Das beginnt schon beim Booklet, auf dem sie in eindeutiger Mozart-Verkleidung mit verrutschten Perücken zu bewundern sind – und das gleich auf insgesamt 19 (!!!) Bildern! Allerdings würde sich wohl ein Herr Mozart bei dieser Musik, die sich fast ausschließlich aus Hammond-Orgel-Spiel plus Schlagzeug und blödsinnigen Jingles zwischen den einzelnen Titeln zusammensetzt, im Grabe umdrehen. Und wenn er dann auch noch auf der bedruckten CD-Seite die fette Taube über den Dächern einer Großstadt sähe, die in einer gelben Sprechblase „Meine Nachbarn bevorzugen Bootcut – De Fluff“ von sich gibt, würde selbst das als so lustig und verrückt bekannte Musik-Genie wohl in eine tiefe Depression über diese Form des Humors verfallen.
Mich selber überkommen solche Depressionen, wenn ich die Musik auf diesem so lustig präsentierten Album höre. Angeblich ist dieses musikalische Duo eine kleine Band, die sich im Rock, Jazz, Funk und „alles, was ihnen sonst so in den Sinn kommt“ zuhause fühlt. Das stimmt aus meiner Sicht nicht! Aber eine andere Bemerkung, die eher als ironisches Zugabe auf dem Promo-Begleitzettel zu lesen war, unterschreibe ich voll und ganz: „Es gibt Momente, da klingt das alles nur wie stupide Zirkus-Musik.“ Also besser hätte ich es auch nicht beschreiben können. Oder vielleicht doch – nämlich: größtenteils klingt die Musik wie der verzweifelte Versuch eines FRANZ LAMBERT, der die progressive Rockmusik mit seinem Ein-Mann-Georgle aufmischen will.
Eine angenehme Ausnahme bei diesen musikalischen „Kostbarkeiten“ stellt der Titel „Soul P.D.“ dar, in dem durch die Ergänzung einer Gitarre und akzeptablen Gesang sogar das Hören Freude bereitet. Ansonsten gibt’s nur eine gehörige Portion Zirkus-, Western-, Popcorn- und Schunkel-Musik um die Ohren. Hier werden Erinnerungen an die Musik aus irgendwelchen alten Filmschinken wach, an die man sich heutzutage noch amüsiert erinnert, die aber im Grunde keine Sau mehr hören bzw. sehen will. Und sogar solche Titel-Namen wie „Geheimnisvoller Dildo“ oder „Verrückter Keks“ helfen da auch nichts mehr.
FAZIT: Die ideale Musik für den Zirkus. Man stelle sich vor, die Musik von Bootcut beginnt, die Masse schunkelt und johlt, dann ziehen die Clowns ein und treiben ihre derben Späße zu den Rhythmen der schwedischen Band und während sich meine Kinder totlachen, schaue ich gelangweilt und genervt drein und hoffe, dass dieser Quatsch bald ein Ende hat. Das musikalische Experiment der Kombination aus Orgel und Schlagzeug geht gehörig in die Hose – und ist am Ende nur lachhaft, zumindest für Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für Humor.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Rikard Sjöblom
Petter Diamant
Peter Fredriksson (Trombone), Kristoffer Liljedahl (Saxophone), Per Nilsson (Solo Guitar), Christer Jäderlund (Vocals), Rasmus Diamant (Flute)
Eigenproduktion / Just For Kicks
52:16
2006