Eine neue Generation der Running Wilds hat sich entwickelt. CATAMENIAs siebtes Album bewegt sich in den Koordinaten von 1998: Massacre Records als x-Achse, Wolfmotiv als Cover drauf und urfinnisches Melodieklirren drinnen. Mehrdimensionale Musik also? – Eher nicht.
Die sechs Nordländer starten geschwind in volkstümlichen Melodien mit dem programmatischen Urschrei und trollischem Schunkel-Blastbeat. Der Chorus animiert zum Bruderschaft Trinken, und die Met-selige Stimmung steckt an, bleibt aber ein Einzelfall auf dieser Scheibe. Das ist bedauerlich, hält man sich den bandtypischen Songentwurf vor Ohren – exemplarisch an „Gallery of Fear“: Rasendes Tempo und verwaschenes Geschrei (weil´s halt sein muss) sollen durch nach einem Klimper-Break gezügelte Momente aufgelockert werden, was in dem Sinne gelingt, dass dieses Muster nicht steif klingt, sondern allzu leicht berechenbar den Hörkanal durchspült, ohne Sedimente zu hinterlassen. Beliebtes Gegenmittel zur Eintönigkeit aktueller Extremgruppen – das haben CATAMENIA im Lauf der Jahre erkannt – ist der Einsatz klaren Gesangs; wenn man mit Härte und Geschwindigkeit keinen Nachhall erzeugt, versucht man es so. Dadurch ist „Coldbound“ mit rockigem Feeling und klar konturierten Leads einer der wenigen wirklichen Indexpunkte unter den faktisch neun auf „Location: COLD“. Dann wieder: Schepper, Schepper, „Ahhhh!“ sowie zwischendurch immer mal der Verweis auf die „Weiterentwicklung“ durch Clean-Vocals. Diese bleiben eine Änderung auf quantitativer Ebene, wenn die Stücke an sich immer noch austauschbar komponiert wurden.
Einen Tastendrücker bräuchte die Band eigentlich gar nicht, denn abseits der gelegentlichen Synth-Klänge hier und dort ist Navala nur im Titeltrack ein gleichberechtigter Bestandteil. Den kurz Walzer Tanzenden wirft man hier schnell den Knüppel zwischen die Beine, obschon der Track nicht durchgehend hämmert – eine weise Entscheidung auch für „The Day the Sun Faded Away“, das Achtziger-Assoziationen weckt wegen seines schlüssigen Aufbaus und Refrainfixierung. Index Nummer zwo also, und um gleich bei dieser der Gruppe besser stehenden Stimmung zu bleiben, hat sie zum Schluss den abgehalfterten W.A.S.P. Klassiker „I Wanna Be Somebody“ vereinnahmt. Es ist einer der Coversongs, die auf einem höhepunktarmen Album schon allein wegen ihrer „Hittigkeit“ hervortreten. Zeit ist seit dessen Veröffentlichung vergangen, doch das liedschreiberische Niveau heutiger Bands ist auf ihre Anzahl bezogen nicht gestiegen – Eher umgekehrt.
FAZIT: CATAMENIA – da weiß man, was man hat: Finnen-Melo-Black, der sich keine Freiheiten nimmt und außer einem bestimmten Sound nichts geben kann. Erstaunlich, wie lange man sich mit solchem Programm halten kann...
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Toni Kansanoja
Olli Mustonen, Riku Hopeakoski, Ari Nissilä, Toni Kansanoja, Tero Navala
Riku Hopeakoski, Ari Nissilä
Tero Navala
Veikko Jumisko
Massacre/Soulfood
47:14
2006