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Reviews

Circulus: Clocks Are Like People

Stil: Psychedelic Folk

Cover: Circulus: Clocks Are Like People

Das Debüt dieses bunten Britenhaufens hatte letztes Jahr niemand erwartet: psychedelischer Rock mit archaischem Instrumentarium und starkem Folk-Bezug hörte man so authentisch zuletzt wohl in in den Siebzigern, und dann erschien „The Lick...“ auch noch über das Label von Cathedral-Sänger Lee Dorian. Wusste man allerdings um dessen Vorliebe für solch verschrobene Sounds, relativierte sich die Überraschung angesichts des Signings von CIRCULUS Verwunderlich ist nun, dass das Septett so schnell nachlegt – und das hat hörbare Konsequenzen.

Kompakter und ruhiger ist „Clocks Are Like People“ geworden, gleichwohl die Trademarks die alten bleiben: Synthesizerklänge, die heute bestenfalls noch mit käsigen Softpornos assoziiert werden, und dazu ein Arsenal aus Flöten und verwandten Blasinstrumenten. Wichtig ist zudem der gemischtgeschlechtliche Gesang von Bandkopf Tyack und Lo Polidoro. All dies zusammen lässt nur bedingt folgerichtig an Jefferson Airplane oder Jethro Tull denken; weil CIRCULUS kaum nach Halluzinogenen schmecken und vor allem weniger progressiv auftrumpfen als etwa die Gruppe um Ian Anderson. Diese Distanz ist mit der neuen Platte noch größer geworden und zeichnet sich schon im einleitenden Drachentanz ab. Die Keyboards wabern und zischen zum spartanisch arrangierten Rest, so dass die Duett-Vocals im Mittelpunkt stehen. Dies ist bei der eingängigen Melodie nur plausibel und funktioniert auch in „Song of Our Despair“. Gar nicht verzweifelt, sondern fast schon psych-poppig wie in den ausgehenden Sixties tönt das Stück leicht naiv – nur einen kurzen Moment lang trägt ein Stimmungswechsel in der Musik den dunklen Lyrics Rechnung.

„Willow Tree“ schafft es, trotz überwiegend akustischer Basis mit subtilem Bass voranzutreiben. Sicher liegt dies auch am Einsatz von Percussions zur Ergänzung des reduzierten Schlagzeugsspiels. Melancholie umweht dieses Lied, und die Tasten ruhen mit Ausnahme der Bridgesektion. Ähnlich verwunschen und träumerisch erscheint Polidoros Alleingang „Whereever She Goes“ sowie „Velocity Races“, welches ebenfalls auf die Sängerin zugeschnitten ist. Mit „To The Fields“ hingegen leitet die Band den mittelalterlich bis barocken Teil ihres Albums ein. Äußert sich letzteres in Cembalo-artigen Keyboards, so tänzelt das Instrumental „Bouree“ titelgemäß mit auffälliger Melodie einher wie auf einem altertümlichen Jahrmarkt.

Mit „This Is the Way“ kehren die Musiker zurück zum nunmehr ausreichend praktizierten Relax-Sound. Gerade in dieser Besetzung ist man zu mehr Abwechslung fähig, wie es die Sieben beim ersten Mal bereits bewiesen haben. Das Fehlen eines echten Hits wie „Swallow“ vom Erstling und eines ausladenden Feuerwerks an Spielwitz der Kategorie „Power To The Pixies“ schmerzt etwas. Das Gegenstück zu letztgenanntem auf dem aktuellen Album - nämlich „Reality´s A Fantasy“ als neunminütiger Abschluss – verärgert gar mit der Idee, die Männerstimme nach Funkgerät klingen zu lassen und gleichsam das Piepen, Rauschen und Knacken eines solchen Gerätes zu integrieren. Ein nicht enden wollendes Synth-Solo am Schluss macht deutlich, dass CIRCULUS eventuell zu schnell mit dieser Veröffentlichung waren. Bisweilen klingt ihr zweifelsfreier Schönklang einfallslos, wo zuvor jeder Track für sich ein kleines Kunstwerk war.

Die Band erscheint zu entspannt, als würde sie sich bereits auf ihren Lorbeeren ausruhen. Nicht vergessen: dass sie mit dieser Ausrichtung quasi konkurrenzlos ist, macht die Truppe nicht obligatorisch für Fans des Sounds. Nur, weil man klanglich Camel zu „Snow Goose“-Zeiten nachkommt und gesanglich den klassischen Singer-Songwriter-Vokalduos, verheißt dies bei aller Euphorie ob solcher Rarität keine uneingeschränkte Kritiklosigkeit. Letztlich ist es auch Schade, dass „Clocks Are Like People“ mehr retro ist, als man wegen der experimentellen Elemente des Debüts annehmen durfte.

FAZIT: Ich bin ein wenig enttäuscht. CIRCULUS sind zwar immer noch schön und selten, doch weniger zwingend. Vielleicht habe ich das unterschwellig Brodelnde des Einstands auch bloß falsch verstanden, das nun völlig fehlt – Oder ist der Überraschungseffekt verpufft?

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Dragon´s Dance
  2. Song of Our Despair
  3. Willow Tree
  4. Wherever She Goes
  5. Velocity Races
  6. To the Fields
  7. Bouree
  8. This Is the Way
  9. Reality´s A Fantasy

Besetzung

  • Bass

    George Parfitt

  • Gesang

    Lo Polidoro, Michael Tyack

  • Gitarre

    Michael Tyack

  • Keys

    Ollie Parfitt

  • Schlagzeug

    Sam Kell

  • Sonstiges

    Will Summers (flute, recorder), Victor Hugo Llamas (perc)

Sonstiges

  • Label

    Rise Above/Soulfood

  • Spieldauer

    42:12

  • Erscheinungsdatum

    2006

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