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Darkthrone: The Cult is Alive

Stil: Black Metal

Cover: Darkthrone: The Cult is Alive

Was schreibt man zu einer Gruppe, die sich konsequent der musikalischen Entwicklung verweigert und Hässlichkeit zum Stilprinzip erhebt? Darkthrones Debüt war seinerzeit ein solides Death Metal Album, in dessen Folge die Musiker sich durch Kurswechsel und extremes Image zumindest bei der nicht-"true"-Fraktion disqualifizierten. Die überzogene Wertschätzung hält immer noch an - was bietet das Duo nun für denjenigen, den die wahre Lehre vom schwarzen Sound kalt lässt?

Ohne die Stimme ist sehr viel Ur-Punk-Attitüde zu hören, die sich in primitiven Riffs und sehr basischem Schlagzeugspiel äußert. Der Rasierapparat-Klang der Gitarren ist minimal druckvoll, aber effektiv, so wie das Drumming scheppernd tönt - aber die Hörbarkeit des Albums ist definitiv gewährleistet, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war ("Panzerfaust"). Die Stimme kommt stilecht wie aus einer Höhle mit reichlich Knurr und Hall und klingt dementsprechend distanziert. Das macht den Knackpunkt des Albums aus: es ist schwierig, die erdige Musik anzunehmen, wenn die Vocals so unnahbar klingen. Räudig sind zwar beide Komponenten, aber das Gröhlen klingt unpersönlich, wenn auch nicht gekünstelt. Ist die Musik eigentlich "warm"-rock´n´rollig, erschwert der kühle Gesang den Zugang und wirkt unpassend. "Graveyard Slut" (vorsichtshalber textlich nicht im Booklet vertreten) kann man sogar einen komödiantischen Charakters der "wow"- und Hellhammer-"uh"-Einwürfe nicht absprechen. Überhaupt klingt die Musik von Darkthrone im Jahr 2006 null radikal, sondern ungefährlich und unspannend. Sollte dieser Sound jemals revolutionär gewesen sein? - die Frühwerke Sodoms waren extremer bei ähnlicher Ausrichtung, und dies vor 20 Jahren...

Was bleibt? - Ein nettes Sabbath-Riff im zweiten Song, Ein Tribut an Voivods Piggy mit "Atomic Coming" (noch eine Band, deren erste Gehversuche vergleichbar und damals schon besser waren) sowie fiepende Soli, welche teilweise nicht einmal schlecht sind. Auch die Schlagzeugarbeit beruht offenbar auf Understatement, denn so amateurhaft sie manchmal anmutet, blitzen mitunter doch Indizien auf, dass Ahnung von der Materie vorhanden ist und man die eigene Kreativität nicht durchgehend beschneiden kann oder will. Die opulente Aufmachung der CD im Pappschuber mit schönem Booklet möchte gleichfalls nicht zur Philosophie passen. "Whisky Funeral" und "De Underjordiske" überzeugen am ehesten. Ersteres im Uptempo mit reichlich Energie und nettem Riff, zweites ob seiner Langsamkeit und wegen seiner fast konventionellen, quietschenden Leads.

Reichlich gewöhnlich; Darkthrone benutzen auch bloß Wasser, nur kocht es nicht und ist nicht kalt...maximal lauwarm...

FAZIT: Ein Album einer Band, die mehr Image als Musik ist, denn Darkthrone funktionieren abseits ihres Kontexts allenfalls als stumpfe Punkreplik. Authentisch vielleicht, aber im necro-mäßigen Black Metal sind etwa Khold die bessere Wahl.

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. The Cult of Goliath
  2. Too Old Too Cold
  3. Atomic Coming
  4. Graveyard Slut
  5. Underdogs and Overlords
  6. Whiskey Funeral
  7. De Underjordiske
  8. Tyster Pa Gud
  9. Shut Up
  10. Forebyggende Krig

Besetzung

  • Bass

    Nocturno Culto

  • Gesang

    Nocturno Culto

  • Gitarre

    Nocturno Culto

  • Schlagzeug

    Fenriz

Sonstiges

  • Label

    Peaceville

  • Spieldauer

    38:50

  • Erscheinungsdatum

    2006

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