Mit EMERGENCY GATE ist eine junge Band aus Bayern aus dem Untergrund ins Profilager gewechselt und bringt mit „Nightly Ray“ ihr Debütalbum (es gab 2000 schon eine EP im Eigenvertrieb) über ein holländisches Label heraus. Dementsprechend professionell ist dann auch der äußere Eindruck - auch wenn ich hinter dem gut gezeichneten Cover, das ein wenig an Märchen wie "Sterntaler" oder "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" erinnert, reinrassigen Melodic- oder True-Metal vermutet hätte, der hier jedoch nicht geboten wird. Unabhängig von der Stilrichtung wird der Inhalt dem Anspruch der Verpackung meines Erachtens aber auch nicht gerecht.
Nicht alltäglich soll die Musik von EMERGENCY GATE laut Info-Blatt sein. Kann man so stehen lassen, sagt dies doch noch nichts über die Qualität des hier Dargebotenen aus - und schwer einzuordnen ist die Musik allemal.
Weiter steht im Beipackzettel „METALLICA meets Nu Metal und Melodic“ - nichts davon trifft hier so wirklich zu, was aber wohl leider bedeutet, dass kein Fan dieser Sparten so richtig was mit EMERGENCY GATE wird anfangen können. Die durch die Verknüpfung verschiedener Stilarten erhoffte Eigenständigkeit wirkt einfach noch zu kantig und zu erzwungen, Eigenständigkeit auf Teufel komm raus geht hier zu Lasten des Hörers. Erschwerend hinzu kommt dann noch, dass hier aufgrund zu vieler ähnlicher, meist im Midtempo gelagerter Songs mit Abwechslung gegeizt wird.
Die genannten Parallelen zu METALLICA beziehen sich wohl hauptsächlich auf den Sänger, der durchaus ein ähnliches Timbre wie James Hetfield aufweist oder manchmal, wie im Titelsong, der tatsächlich Richtung Nu Metal geht und zu den besseren Songs des Album zählt, auch etwas nach Ricky Warwick (THE ALMIGHTY) klingt, ohne jedoch deren Qualität und Intensität zu besitzen und häufig noch sehr limitiert klingt.
Es ist dann auch vor allem der Gesang, der hier zum Zünglein an der Waage wird. Bei Songs wie „Kill The Dying“, „In My Dreams“ und „Discre Panz“, wird ziemlich deutlich, dass hier noch einiges für ´ne anständige Metalröhre fehlt.
Die Gitarren wissen zwar meist durchaus zu gefallen und auch der Sound ist aller Ehren wert, aber insgesamt gibt es hier wenig Licht und zu viel Schatten, denn auch vom Songmaterial bleibt nicht allzu viel hängen.
Löbliche Ausnahmen gibt es mit dem kleinen Hit „Another Day Nowhere“ und den schnelleren „Soulstreamer“ und „Guardian Of Time“ zwar auch, das sperrige, nicht auf den Punkt kommenden „The Inside“ und das schnarchige „Hold Me Again“ sind aber zum Beispiel einfach nur langweilig.
Zum Schluss hat man dann noch „Rock Me Amadeus“ gecovert. Sorry, aber auch dieser Song ist überflüssig und gibt mir rein gar nichts.
FAZIT: EMERGENCY GATE haben den großen Sprung gewagt und müssen sich nun dem internationalen Vergleich stellen - und um sich als echte Konkurrenz für die etablierten Mitbewerber zu präsentieren, reicht „Nightly Ray“ nicht aus. Dafür klingt hier einfach noch zu viel nach Proberaum. Man hat jetzt vielleicht einen Fuß in der Tür, aber um diese aufzustoßen, bedarf es noch einer gehörigen Kraftanstrengung.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2008
Mario Lochert
Fabian "Cem" Kießling
Vladi Doose, Fabian "Cem" Kießling
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Black Bards Entertainment
43:34
2006