Es braucht fast drei Minuten, bis sich aus dem Nichts aus Keyboardsäuseln und Stimme die Rhythmusgruppe erhebt. Nicht dass die Finnen auf ihrem Debüt dann anfingen zu rocken, doch breit und bombastisch wird der Klang bei aller Getragenheit schon. Kunst und Handwerk - nie häufiger verwechselt als heute in Zeiten einfach zu erzielender international konkurrenzfähiger Musikproduktionen. End Of You machen theoretisch alles richtig: hippe Einton-Rhythmusgitarren in "Upside Down" und "Before", mechanische Beats in "Walking With No One"; die Strophen zart, die Refrains hart, und auch mal orientalisch angehauchte Melodieführung der Synthies oder die Verwendung künstlicher Stringsounds ("My Absdolution" - Auch mit Fräuleingesang als Beistand) statt der dominanten Akkordflächen. Problematisch ist nur, dass der Melodiezünder nicht anspringt und Sänger Jami die Schlaftablette in Person ist. Er kennt offenbar nur eine Melodie - reicht eigentlich auch für eben die eine Emotion, die er vermitteln möchte: leichte Melancholie, bei der man von gefährlicher Depression nicht zu reden wagt. Mitunter quengelt der Junge regelrecht, was die Gleichgültigkeit des Hörers ein wenig durchbricht - allerdings zur falschen Seite hin. "Dreamside" ist am poppigsten unter den zehn Popversuchen, und im abschließenden "Time To Say" (Auf Nimmerwiedersehen vielleicht?) bleiben die Gitarren quasi gänzlich aus; das Schlagzeug klingt technoid.
Einfachheit ist an für sich nichts Schlechtes, doch wenn sie berechnet ist und man beim Zusammenzählen der Fehler (Statik und Nulldynamik, Spartenschielen mit hitblinden Augen) nicht einmal einen Taschenrechner benötigt, ist sie langweilig.
FAZIT: Finnland-Dunkelrock (?), einmal nicht wie Him oder Negative, allerdings auch nicht positiv. Wenn Narkotika billiger sind als CDs, bitte zur Apotheke gehen statt hier zuzugreifen. End Of You wären gerne "One Second" von Paradise Lost.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.01.2008
Lede
Jami
Jani
Johnny
Mika
Spinefarm/Soulfood
46:08
2006