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Fair Warning: Brother´s Keeper

Stil: Melodic Hardrock/AOR

Cover: Fair Warning: Brother´s Keeper

Für das Phänomen "in Japan Top - in Deutschland Flop", das zu Beginn der 90er Jahre noch wesentlich ausgeprägter auftrat als heute und von dem etliche einheimische Bands betroffen waren, standen FAIR WARNING als eines der Musterbeispiele. Im Reich der aufgehenden Sonne immens erfolgreich, kamen sie bis auf die Anerkennung durch hiesige Melodik-Spezialisten in der Heimat nicht über den Insiderstatus hinaus. Kurz nach der Milleniumwende kam es dann leise und fast unbemerkt zum Split, bis einige Mitglieder bei anderen Bands wieder auftauchten; als da wären Sänger Tommy Heart bei SOUL DOCTOR und Gitarrist Helge Engelke und Drummer CC Behrens bei DREAMTIDE.

Nun hat sich die Band also fast in Urbesetzung reformiert (Gitarrist Andy Malecek ist ersatzlos ausgeschieden) und kurz nachdem die ersten beiden Alben, die zweifellos mit zu den besten Melodikperlen der letzten Dekade gehören und zuletzt nur noch schwer zu finden waren, wiederveröffentlicht wurden, erscheint mit "Brother´s Keeper" das nicht nur in Nippon herbeigesehnte Comeback-Album.

Verändert hat sich im Klangbild von FAIR WARNING erwartungsgemäß nichts. Auch auf dem fünften Album klingt man trotz der langen Pause immer noch perfekt aufeinander eingespielt und präsentiert wieder äußerst eingängigen, aber dennoch anspruchsvoll arrangierten Melodic Rock mit enormer Hitdichte. Der Opener und zugleich die erste Single „Don´t Keep Me Waiting“ hakt sich dann auch sofort im Gehörgang fest, und spätestens mit dem beim Gitarrensound fast schon modern anmutenden „Generation Jedi“ (rhythmisch dem Godzilla-Hit „Come With Me“ nicht unähnlich) werden einem trotz uneingeschränkter Mainstream-Tauglichkeit auch wieder die künstlerischen Fertigkeiten der beteiligten Protagonisten bewusst.

Dass Tommy Hearts Stimme für diesen Musikstil prädestiniert ist, dürfte jedem Szenekenner seit langem bekannt sein. Daher läuft man bei vermeintlicher Schlichtheit fast Gefahr, während dieser im Vordergrund betörend schmachtet, die ansprechende und filigrane Instrumentierung zwischen den Zeilen und im Rückraum zu überhören. Gerade im Gitarrenbereich gibt es nämlich immer noch so einiges zu entdecken und selten klang Virtuosität so unverkrampft und unaufdringlich wie hier.

Da es trotz aller Qualitäten im dichtgesäten Melodikfeld fast unmöglich ist, seine gänzlich eigene Nische zu finden, bleibt eine stilistische Nähe zu Bands wie BONFIRE weiterhin unbestreitbar - auch wenn letztere gerade bei den ruhigeren Stücken schon immer mit schmalzigen Fingern den Kürzeren gezogen haben. Zumindest in Deutschland sind FAIR WARNING in dieser Disziplin ab sofort wieder der Klassenprimus.

Von der angegebenen Gesamtlänge könnt Ihr übrigens ca. sieben Minuten abziehen, da sich am Ende nach einer Ruhephase noch ein kurzer „Hidden Joke“ eingeschlichen hat. Überflüssig, aber vertretbar, da man mit über einer Stunde Spielzeit auch quantitativ immer noch weit über dem Durchschnitt liegt. Und wer diesem Musikstil durchaus aufgeschlossen gegenübersteht, einem dieser über die gebotene Distanz aber doch zu eintönig wird, dem sei angeraten, die CD in Etappen zu genießen - denn die Ohrwürmer wurden ohne qualitativen Schwerpunkt gleichmäßig über das Album verteilt.

FAZIT: Die deutschen Melodic-Helden melden sich so zurück, wie man es von ihrem Namen erwartet hat und als hätte es die jahrelange Pause nicht gegeben. Sie schaffen es immer noch, mit entspannt-versierter Leichtigkeit das Rockerherz zu erweichen, ohne sich der übermäßigen Kitsch-Produktion schuldig zu machen. Neben (den pompöseren) HOUSE OF LORDS das bisherige Genre-Highlight der Saison.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.01.2008

Tracklist

  1. Don´t keep me waiting
  2. Generation Jedi
  3. All of my Love
  4. Rainbow Eyes
  5. Push me on
  6. Wasted Time
  7. The Cry
  8. The Way
  9. Once bitten, twice shy
  10. Tell me Lies
  11. In the Dark
  12. Still I believe
  13. All I wanna do

Besetzung

  • Bass

    Ule W. Ritgen

  • Gesang

    Tommy Heart

  • Gitarre

    Helge Engelke

  • Schlagzeug

    CC Behrens

Sonstiges

  • Label

    Frontiers Records

  • Spieldauer

    70:25

  • Erscheinungsdatum

    2006

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