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Fall Ov Serafim: Nex Iehovae

Stil: Black Metal

Cover: Fall Ov Serafim: Nex Iehovae

So, so – das Debüt der einstigen Misteltein behandelt also die Sicht der Band auf die Welt, Leben, Tod und Religion…das hebt sie unheimlich von anderen Gruppen ab…

Diese „Einzigartigkeit“ drückt sich natürlich auch in der Musik aus: Schwarzmetall im Cradle-Of-Filth-Stil zur Zeit von „Cruelty and the Beast“, also hoch-heiseres Kreischen, gelegentlich von Grunzlauten gedoppelt, Thrash-Riffs sowie Gruselkeyboards. Wird diese unspannende Mixtur zu Beginn noch durch unbekümmerte Frische und Energie nivelliert, ernüchtern die ideenlosen Synthesizerflächen und ein ödes Solo in „Towards the Throne of Tragedy“ den Hörer schnell. Statt konsequent ihre Sache durchzuziehen, versteigen die Buben sich in kopflastige Arrangements, die aber weniger progressiv als bloß unreif klingen. Wenn man sich schon auf abgegrastes Terrain begibt, sollte man nicht unbedingt die unersprießlichen Ideen aufgreifen, die Andere dort zurückgelassen haben. Das Dimmu-Borgir-Geklimper im folgenden Stück rangiert höchstens in der zweiten Klasse, der sich anschließende Blast verschleppt den Rhythmus (oder spielt die Band falsch?) und macht eine plötzliche Pause, um wieder dem Tasten-Tingeln zu frönen – Übergänge sauber komponieren ist nicht so wichtig, denn man kann leicht zur prügelnden Tagesordnung zurückkehren.

Verweilt man im gebremsten Tempo, lässt sich ein Stück wie „A Poisoned Blessing“ auch schon einmal auf mehr als acht Minuten ausdehnen. Die gewöhnlichen orchestralen Keyboards sind ungünstig im Mix platziert - stören, statt zu betören, weil die Gitarren sie in der Regel verschlucken; sind einzeln angeschlagene Tasten besser zu hören, passen sie nicht in die harte Umgebung. Ein blubbernder, melodiöser Bridgeteil in Moll fügt der Langstrecke noch downpitched Vocals und schwere Akkorde hinzu. Diese wollen trotz ihres modernen Anstrichs nicht grooven – auch nicht in „The Hope Extinguished“, weil Blastbeats eben selten Beschwingtheit auslösen. Das Stück ist ebenfalls auf Länge ausgerichtet, diesmal durch ein einleitendes, zweiminütiges Rauschen und ein bemüht abgedrehtes Solo.

Der Groove gelingt erst in der zweiten Hälfte von „The Coming Conflict“ und noch zwingender während des morbid-engelsgleichen „Your Paradise Suffers“ (hier wieder nach zwei Minuten „Atmosphäre“); dort wirkt dann auch das Solo nicht pseudo-freakig. Albwegs gelungen ist nur das epische „Carnival of Celestial Rape“. Zunächst getragen und bedrohlich mit Chorsamples (die Effektbibliothek ist bekannt aus Iced Earths „Dante’s Inferno“), kommt es unvermittelt zum Bruch, indem das Keyboard an den Songtitel gemahnend im Dreivierteltakt zum kranken Tanzball aufspielt. Stimme und Rhythmusgruppe kommen hinzu, lassen aber Freiräume und tun der Dynamik damit einen guten Dienst. Ein schreitender Harmonieteil beendet den Reigen, der nur ein wiedererkennbares Hauptthema zum vollständigen Gelingen schuldig bleibt.

Fall Ov Serafim greifen zum Schluss wieder auf ihre Zertrümmerungstaktik zurück – inklusive Keyboardkleister als Ausklang, der nicht versöhnt. Das Rezept ist bekannt, doch selten wird in Teufels Küche daraus Schmackhaftes gezaubert.

FAZIT: Aufgewärmter, anständig gespielter spätneunziger semi-symphonischer Black Metal mit deutlichen Defiziten im liedschreiberischen Bereich und damit entbehrlich.

Punkte: 5/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.01.2008

Tracklist

  1. Towards the Throne of Tragedy
  2. Purification
  3. A Poisoned Blessing
  4. Hope Extinguished
  5. The Coming Conflict
  6. Carnival of Celestial Rape
  7. Your Paradise Suffers
  8. Crowned in Malice

Besetzung

  • Sonstiges

    Nirag, Ahldrathan, K., Skorrgh

Sonstiges

  • Label

    Regain/Soulfood

  • Spieldauer

    48:32

  • Erscheinungsdatum

    2006

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