Kontinuität ist die Sache von Gus G. nicht. Da verlässt der „griechische Malmsteen“ erst seine anderen, auch nicht gerade unwesentlichen Nebenkriegsschauplätze (NIGHTRAGE, DREAM EVIL und MYSTIC PROPHECY), um sich ausschließlich und intensiv um FIREWIND zu kümmern, trommelt eine schon traditionell internationale Crew von höchster Güte zusammen, mit der er mit „Forged By Fire“ ein Album abliefert, das derart überzeugen kann, dass man meinen sollte, er sei auf seiner untriebigen Suche nach Qualität endlich fündig geworden - und dann? Man schaut ins Booklet der neuen Scheibe und muss feststellen, dass sich das Line-Up schon wieder geändert hat.
Den größten Schrecken verursacht dabei das Fehlen des zuletzt so überzeugenden Sängers Chity Somapala. So gibt hier also auf dem vierten Album bereits der dritte Sänger in der Bandgeschichte seinen Einstand. Dieser hört auf den Namen Apollo Papathanasio und dürfte dem ein- oder anderen Insider durch seine Arbeit bei MEDUZA, MAJESTIC und TIME REQUIEM bekannt sein. Zumindest durch dessen Herkunft kann man jetzt auch fast von einer echten griechischen Band sprechen – vielleicht sind das dann endlich die Voraussetzungen für eine längerfristige Allianz. Als einziger „Immigrant“ verbleibt dann noch der ebenfalls neu hinzugekommene Deutsch-Engländer Mark Cross (WINTERS BANE, Ex-HELLOWEEN, Ex-METALIUM u. a.) am Schlagzeug, aber der wohnt laut Info immerhin in Griechenland, also passt das diesbezüglich auch.
Sämtliche Befürchtungen, die Qualität könnte unter den erneuten Besetzungswechseln gelitten haben, sind mit den ersten Songs schnurstracks verflogen. Bandinitiator Gus hat es tatsächlich geschafft, gleichwertige Mitstreiter zu finden und mit diesen ein kompaktes Stück Metal ohne große Nahtstellen zu schmieden. Hier klingt nichts nach Stückwerk, sondern alles aus einem Guss und eine Findungsphase der neuen Bandkonstellation war ohrenscheinlich nicht vonnöten; auch ein Beleg für die Fertigkeiten der beteiligten Musiker.
Vor allem Neu-Fronter Apollo schafft es unerwartet schnell, seinen Vorgänger vergessen zu machen. Seine weiche, kraftvolle Stimme passt ebenso perfekt ins FIREWIND-Gewand.
Auf „Allegiance“ sind alle Facetten vertreten, die es im melodischen Metalbereich zu bestaunen gibt, der Schwerpunkt hat sich im Vergleich zu den Vorgängeralben lediglich noch etwas mehr vom Power zum Melodic Metal hin verlagert.
Der Melodic-Knaller „Falling To Pieces“, der manchem schon als bevorstehende Single- und Videoauskopplung zu Ohren gekommen sein dürfte, kann tatsächlich als Anspieltipp für das komplette Album zu Rate gezogen werden und präsentiert perfekt den momentanen Kurs der Band.
Ansonsten spare ich mir, weiter auf einzelne Songs einzugehen, wirkliche Schwachstellen habe ich auf „Allegiance“ nämlich nicht entdeckt. Und Genrefans, die FIREWIND sicherlich schon mit den Vorgängerscheiben entdeckt haben, sei versichert, dass sie weiterhin aufs richtige Pferd setzen.
FAZIT: Erneut Vollwertkost für Fans von Melodic Metal skandinavischer, in erster Linie schwedischer Prägung, die zwar den Vorgänger nicht toppen kann, aber demgegenüber auch keinen Boden verliert – und das ist bei der mittlerweile anerkannten Klasse von „Forged By Fire“ mindestens wieder eine klare Kaufempfehlung!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Petros Christo
Apollo Papathanasio
Gus G.
Bob Katsionis
Mark Cross
Century Media
48:44
2006