FONY sind Engländer und stellen auf ihrem dritten Album einen neuen Sänger vor. Den Post-Hardcore, den die britische Presse in der Gruppe hören will, finde ich nicht – genauso wenig wie die von den Promotern angeführten Radiohead. Gemein ist den beiden Bands allenfalls die Herkunft sowie eine nicht immer erträgliche Weinerlichkeit, und wo die Musiker um Thom Yorke experimentelle Pfade beschreiten, überwiegt bei FONY relativ konventionelle Gitarrenmusik.
Die Sechssaitigen zimmern aber weniger massive Mauern, sondern weben im ersten Song Singlenotes zu fragilen Motiven. Dabei verzerren sie nicht, während der Neue im Lineup seine schwachbrüstige, im Ansatz raue Stimme vorstellt. Der Bass ist unterdessen präsenter Antreiber, wie auch in „A To Breathe“. Wichtiger als der zusätzliche Kontrabass ist hier, dass die Hookline im Gegensatz zum Opener wirkt und die Laut-Leise-Dynamik zwingender ist. Bei gleichbleibender melancholischer Stimmung ist „Cloaked and Daggered“ hektischer und knarzend aber nicht unmelodiös.
Es fällt auf, dass McGuinness seiner um Abwechslung bemühten Hintermannschaft nicht folgen kann – zu sehr mimt oder ist er wirklich die typische Indie-Trantüte, deren jedes Wort unheimlich emotional sein soll. Dadurch nimmt er dem schrammeligen „Waco“ die Energie, auch wenn der Chorus eingängig ist – sicher auch ein Verdienst seiner ewig gleichen Intonation. Im folgenden Stück versucht man sich wiederum an der Größe eines späten Anathema-Songs (oder sind dies die Radiohead-Einflüsse?) und reüssiert nicht: das latent unterbelichtete Indie-Feeling ist stets präsent; der Sound suggeriert, die Band wolle ja nicht zu breit klingen. Dass diese Art der musikalischen „Alternative“ statt Rockismen zu vermeiden mittlerweile selbst zur Floskel geworden ist, haben auf der Insel nicht nur FONY verschlafen. Die Durchschnittlichkeit und kurze Lebensdauer der Hypes, die etwa der NME allwöchentlich ausspuckt, legt dies an den Tag.
„Release“ ist der einzige Track, der die Unkonventionalität sucht. Er startet leise mit beinahe-Flüstern und geht bei Reibung suchendem Spannungsaufbau in hysterisches Schreien über. Dahinter bilden harmonische Elemente einen Gegensatz, den eine Entschleunigung der Musik wieder aufhebt. Zum Abschluss wird es zum erneut einsetzenden Geschrei recht heavy. Zugänglich und schön zu hören ist das nicht und könnte ebenfalls klanglich praller inszeniert sein - Wie gesagt: Indie...
„The Root“ klingt dezent positiv, McGuinness gleitet zuweilen in Kopfstimm-Bereiche hinüber, und die Gitarren spielen fast traditionelle Twin-Harmonies. „Feed Us Off“ und „At Union Divide“ nähren die Beliebigkeit der Platte weiter; das eine Lied bietet Konsensrock mit reduzierten Strophen und harten Klampfen dazwischen, im anderen bleibt ein versuchter Spannungsaufbau am Schluss wirkungslos. „Still Response“ ist als Akustikballade nicht weniger auf einen kleinsten Allgemeinheitsnenner hin berechnet, und „Your Emperor“ am Ende weint seltsamerweise recht entspannt über ein unschuldig zu ertragenes Leid – Programmatisch ist das für derartige Befindlichkeitsmusik, die sich nicht zu rocken traut, weil dann das Gefühl hintenanstehen könnte. Dumm ist bloß, dass dieser Gemütszustand aufgesetzt und zudem einseitig ist...vertonte man allerdings mehr als nur Wehleidigkeit, so müsste man auch musikalisch nachlegen, und dazu sind FONY zu leichtgewichtige Musiker.
FAZIT: Alter Wein in neuer Abfüllung: Was einst der nicht sehr Label-unabhängige Independent Rock war, heißt nun Emo-Hardcore und ist weder emotional noch hart. Die Fäule des FONY-Kerns rührt vor allem vom Frontmann her.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Guy Hassell
Fraser McGuinness
Phil Bashford, Steve Gush
Pete Hamilton
Headroom Records/Rough Trade
47:32
2006