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Ghost Circus: Cycles

Stil: Melodic Rock

Cover: Ghost Circus: Cycles

GHOST CIRCUS sind eine transatlantische Verbindung zwischen Holland und Tennessee. Bei der Entstehung ihres Debüts sind sich Brown und Wahle nicht begegnet, was man dem Album aber nicht unbedingt anhört. Das Konzept über die Parallelexistenzen passt zur abwegigen Personenkonstellation, in der sich zwei weit voneinander entfernt lebende Musiker dank Internet-Forum scheinbar gesucht und gefunden haben.

Das Duo hat ein bemerkenswert warmes und privat klingendes Werk eingespielt, das sich grob zwischen späten Genesis und Marillion einordnen lässt – „Erwachsenenrock“ ist hier kein Schimpf, wenn man das Unwort auf Musik bezieht, die sich Prinzipien und Instrumentierung des Rock zu eigen macht, jedoch nicht Rebellion oder juveniles Aufbegehren. Wie „Broken Glass“ zeigt, muss Gesetztheit also nichts Negatives sein. Der Gesang ist angenehm dunkel und wie die unter den beiden aufgeteilte Produktion tiefenreich. Ohrwürmer, wie sie Steve Rothery und seine Band ab den späten Achtzigern erschaffen haben, standen bei dem Track sicher Pate, denn der Chorus sowie die singenden Leadgitarren tragen britische Handschrift. Der Titelgeber fährt den Hang zum Poppigen höher, und dies geschieht weder zu Lasten der Qualität, noch verhilft es dem Sound zu geglätteten Kanten. Dafür drücken die Gitarren bei aller Entspanntheit nämlich stets angemessen, so sie auch verzerrt sind. Denn Keyboards spielen ebenso eine ausgewogenen Rolle, vor allem im längsten Stück der Platte. „Trick of Light“ gemahnt ferner stark an Phil Collins, und das glücklicherweise im Guten. Flächenklänge und Percussion überwiegen bis zur Hälfte, wo dann vor stoischem Beat die Gitarren an Gewicht zulegen, der Gesang passend zum Dynamikzuwachs an Ausdruck gewinnt, und das Lied am Gipfel der relativen Härte im nach wie vor anhaltenden Groove langsam ausklingt.

„The Distance“ würde ohne seinen griffigen Refrain ein wenig zu sehr dahinplätschern und deutet damit die Beschaffenheit des letzten Albumdrittels an. „Let It Flow“ und die beiden „Mass Suggestion“-Teile sind zu generisch und bieten wenig Nachhaltigkeit, ohne wirklich abzusacken. Davor steht aber noch das beste Stück „Accelerate“ mit Hitcharakter und gediegener stimmlicher wie gitarristischer Rauheit nebst virtuosen Soli und kraftvollem Drumming. Ronald Wahles Klopfen tönt bisweilen ein wenig synthetisch, ist aber wenigstens um Fantasie bemüht. Übrig bleibt das einfallsreiche, aber allenfalls nette Instrumental „Send/Return“ als bezeichnender Titel für die Herangehensweise der zwei Musiker an ihren Stoff. Eine solch unnatürliche Entstehung bei gleichzeitig begrenztem Personal und somit wenig Abstand zum eigenen Schaffen führt nicht oft zu einem solch anständigen Resultat wie „Cycles“; gute Texte hat´s übrigens auch.

FAZIT: Intelligenter und freundlicher Rock im Gewand des Light-Prog – dies aber nicht ob eines vermeintlich dünnen Sounds oder Cheese-Faktors, sondern wegen einer mit Leichtigkeit kombinierten Bedachtheit auf Details. Wer mag, was gemeinhin unter Neoprog firmiert, wird auch hier fündig.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008

Tracklist

  1. Broken Glass
  2. Cycles
  3. Trick of the Light
  4. The Distance
  5. Accelerate
  6. Let It Flow
  7. Send/Return
  8. Mass Suggestion Part 1
  9. Mass Suggestion Part 2

Besetzung

  • Bass

    Chris Brown

  • Gesang

    Chris Brown

  • Gitarre

    Chris Brown, Ronald Wahle

  • Keys

    Chris Brown, Ronald Wahle

  • Schlagzeug

    Ronald Wahle

  • Sonstiges

    Ronald Wahle (percussion)

Sonstiges

  • Label

    ProgRock Records

  • Spieldauer

    56:00

  • Erscheinungsdatum

    2006

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