Glenn Hughes ist einer der wenigen Helden meiner Jugend, die nicht nur aus dem Metalbereich kamen. Nach dem PHENOMENA-Debüt und BLACK SABBATHs “Seventh Star” gab es nicht mehr viele Stimmen im Hardrock, die sich so nachhaltig bei mir eingebrannt haben, wie “The Voice Of Rock”.
Der ehemalige TRAPEZE- und DEEP PURPLE-Bassist und Sänger, dessen vielzählige Schaffensfelder schon einen beachtlichen Umfang aufweisen, gehört mittlerweile zu den fleißigsten Handwerkern seiner Zunft, auf dessen regelmäßige Veröffentlichungen, egal ob solo oder unter fremden Banner, man sich mittlerweile verlassen kann.
So sehr er sich zuletzt auf Iommis “Fused”-Album metal-technisch ausgetobt hat, um so mehr kommt hier wieder seine andere Musikerseele zum Vorschein. Er nimmt den auf “Soul Mover“ geknüpften Faden konsequent wieder auf und lässt seinem Faible für Soul- und vor allem Funkrhythmen freien Lauf; erfreulicherweise ohne seine Hardrockwurzeln zu sehr außer Acht zu lassen.
Neben dem Gitarrenspiel seines langjährigen Weggefährten JJ Marsh, erfährt der Meister wieder die prominente Unterstützung durch Drummer Chad Smith sowie durch Neueinsteiger John Frusciante (beide RED HOT CHILI PEPPERS), deren Einflüsse hier nicht zu überhören sind. Dass das Album im Haus von Smith, der auch mitproduziert hat, in den Hollywood Hills entstanden ist, hatte sicherlich auch seinen Anteil an der eingefangenen Atmosphäre.
Herausgekommen ist bei diesem ungezwungenen Beisammensein ein Album, das viel von einer Jamsession (wenn auch mit festen Regeln) hat und bei dem ohne Kompromisse den verschiedenen Lieblingssounds gefrönt wird. Für diese Art von Musik hätte man kaum bessere Instrumentalisten finden können. Selbst wenn man nicht unbedingt zu den Anhängern der dargebotenen Klänge gehört, ertappt man sich ständig dabei, wie die Finger bei den Soli mitfiedeln.
Hier klingt vieles nach verrauchtem Kellerclub in amerikanischen Großstädten und nach musikalischem Lebensgefühl. Dass dabei und mit dieser Stimme auch balladesk und melancholisch gelitten wird, versteht sich von selbst. Und die Hughes-Version des MOODY BLUES-Klassikers “Nights In White Satin” ist z. B. großartig und übertrifft gänsehauterzeugend das Original.
Wer Funk Rock hauptsächlich mit Fröhlichkeit verbindet, könnte von der Schwere mancher Songs überrascht werden.
Das abschließende, betrübte “The Divine” hätte dann auch kaum besser platziert sein können, klingt es doch wie der Rausschmeißer für den verzweifelten letzten Gast am Tresen, der sich den einsamen Weg nach Hause bisher nicht anzutreten getraut hat. Kennt Ihr den Gläser abtrocknenden Barkeeper, mit dem Spruch "Komm schon John, trink aus und geh´ nach Hause!"? Hier ist sein Soundtrack. Schwermütige Kost und extrem stimmungsabhängig - für mich ein endgültiges Zeichen, dass hier keine Zugeständnisse an die vermeintliche Hörerschaft gemacht und nur auf die eigenen Bedürfnisse gehört wurde.
Das Multitalent selbst, dessen Karriere ja von vielen persönlichen Problemen geprägt wurde, bezeichnet "Music For The Divine" als sein spirituellstes Album, was er auch mit dem Albumtitel auszudrücken gedachte.
FAZIT: Reine Hardrock- oder Metalfans werden es mit dieser Scheibe wieder etwas schwerer haben als mit anderen Hughes-Veröffentlichungen - auch ich bevorzuge naturgemäß weiterhin dessen rein-rockigere Vergangenheit. Allerdings kommen Funk-Rock-Begeisterte und vermutlich auch Chili-Pepper-Fans hier voll auf ihre Kosten. Und die gebotene Gesangsqualität entzieht sich wie gehabt jeglicher Diskussion.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Glenn Hughes
Glenn Hughes
JJ Marsh, John Frusciante
Mark Kilian
Chad Smith
Frontiers Records
52:20
2006