Manchmal fällt es schwer, die Grenze zwischen Kult und absolutem Müll zu ziehen, so auch im Fall der Italiener HAMMER und ihrem zweiten Demo "Ready Motherfucker". Es fängt schon mit dem Titel an, was will die Band uns damit sagen? Man weiß nie so recht, ob die Jungs das nun ernst meinen oder einfach ein bisschen Spaß haben wollen, oder vielleicht beides??
Einerseits versucht die Band, sich professionell zu präsentieren, z.B. mit einem ordentlichen Logodesign, beigelegtem Sticker oder der eigenen Website. Andererseits provoziert man, ob nun freiwillig oder nicht, den ein oder anderen Lacher mit Songtiteln, merkwürdig übersetzten Infotexten und lustigen Fotos. Auch die "Produktion" ist so eine Sache, vermutlich wurde das Ganze auf vier oder allerhöchstens acht Spuren aufgenommen. Eine Gitarre, ein Bass, eine Gesangsspur und ein schepperndes Schlagzeug, das Ganze vielleicht sogar live und ohne jegliche Overdubs. So gesehen fühlt man sich beim Hören wirklich in den Proberaum versetzt...
Zunächst rumpelt die Band höllenmäßig los, und man befürchtet schon, ein ganz schlechtes Black-Metal-Tape aus den Achtzigern eingelegt zu haben. Im Laufe der weiteren Spielzeit gehen HAMMER jedoch immer geordneter zur Sache, trotzdem bleibt man meist relativ punkig-lärmig, angereichert mit einem guten Schuss Rock´n´Roll und einigen traditionellen Metalriffs.
Der "Gesang" trägt in Verbindung mit den Texten auch nicht gerade zur Klärung bei, ob HAMMER sich nun allzu ernst nehmen oder nicht. Sänger Ricchard klingt in etwa wie ein hysterischer Brian Johnson, der hoch und schrill kreischend versucht, Lemmy nachzuahmen. Das scheitert aber schon im Ansatz aufgrund der viel zu dünnen Stimme. Wenn er wild Textzeilen wie "don´t make me angry, okay??" intoniert, trägt das schon irgendwie zur Belustigung bei.
Komischerweise offenbaren sich beim genaueren Hinhören doch manche Qualitäten, z.B. bei Solos oder dem ein oder anderen Basslauf. Ab und zu werden sogar einzelne Gitarrenparts eingestreut, die an die New Wave Of British Heavy Metal erinnern. Anscheinend hat man spielerisch doch etwas zu bieten, möchte das aber entweder nicht wirklich nutzen oder kann es nicht, aufgrund der beschränkten Aufnahmemöglichkeiten und des damit verbundenen, katastrophalen Sounds.
Irgendwie ertappt man sich nach mehrmaligem Hören dann doch dabei, tatsächlich Spaß mit HAMMER zu haben. Inbrünstig vorgetragene, ultimative Lebensweisheiten wie "One Is A Bitch, One Is A Witch" (ein waschechter Bluesrocker mit Mundharmonika-Einsatz) muss man einfach mögen.
FAZIT: Es scheint fast unmöglich, hier ein Urteil nach gewöhnlichen Maßstäben zu fällen. Man muss es selbst gehört haben (auf der Homepage kann man alle Songs austesten). Die Punkte sind in diesem Zusammenhang auch eher ein Resultat des hohen Unterhaltungsfaktors, und weniger ein Abbild der musikalischen Qualitäten von HAMMER. Oder um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: "On stage the band break the asses!"
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Ricchard
Ricchard
Christian
Arlek
Eigenproduktion
21:24
2006