Amerikanische Fanzines nässen sich schon seit geraumer Zeit wegen dieser Band ein, und ich verstehe nicht warum. Die Beteiligten mögen allesamt beschlagene Musiker sein, und sie spielen meilenweit an Trends vorbei. allerdings hinterlassen sie einen Eindruck zwischen Biederkeit und übermäßiger Abgeklärtheit.
Die Gitarrenarbeit ist durchweg ansprechend und zeigt sich verspielt, zumal die Produktion nicht die Vollzerre auffährt. Gleiches gilt für die Rhythmusgruppe, wobei das Schlagzeugspiel ohne Doublebass-Teppich in diesen Tagen beinahe ein Exotikum darstellt. Das wäre nicht so gravierend, hörte man die Spielfreude des Quartetts und würde es zündende Arrangements schreiben. Die Do-Nots in Form von Fade-Outs zum Songende und aus den jeweiligen Liedernamen bestehende Refrains sind schon in den beiden ersten Tracks enthalten. Bizilia zeigt im Titeltrack nasale Dickinson-Tendenzen, würde sich aber besser erst einmal an dessen Gesangsmelodien einen dicken Batzen abschneiden. Die Soli sind äußerst virtuos, passen aber selten in das durchgehend im gemäßigten Tempo gehaltene Material. „Soothsayer“ verärgert mit unvorteilhaft platziertem Saiten-Fauchen während der Strophen und möchte partout nicht enden. Gefühlsarmut macht sich auch im Gesangsvortrag von „Forevermore“ breit – trotz unterlegter „Ahs“ im Pre-Chorus. Bizilia quengelt und gibt sich Mühe, emotional zu klingen, was ihm im minimal lebhafteren „Ghost of Xavior Holmes“ besser gelingt. An Gastgitarrist Frank Aresti liegt vielleicht die early-Fates-Warning-Farbe dieses Stücks; die Bridge ist ausladend und einmal nicht langweilig, das Solo kommt mit reichlich Verve daher.
„Darklands“ schließt sich nahtlos an, beginnt zunächst atmosphärisch und unverzerrt mit Bass und Stimme, welche sich mit fortschreitender Spielzeit die eine oder andere ungewöhnliche Melodie von den Bändern leiert und einen Tick aggressiver klingt. Allein: es bleibt nichts hängen, und ein lahmes, klassisch angehauchtes Keyboard-Gitarren-Unisono ist völlig unpassend und wirkt im auf Street-Level ausgerichteten Kontext gestelzt; die sonst sporadischen Flächen- oder Chorsounds des Tasteninstruments sind ebenfalls verzichtbar.
An achter Stelle wird mit einem rasanten Einleitungsriff Speed Metal antizipiert, doch der Hörer mit dem sich anschließenden Midtempo-Dümpeln durch halbwegs drückende Akkordfolgen enttäuscht. Die Bergriesen bleiben im letzten regulären Song dem Titel zum Trotz im Bett – altbackener Heavy Rock, der nur so heißt, um noch mit Heavy Metal assoziiert werden zu dürfen, jedoch „heavy“ genauso aus seinem Namen streichen könnte.
Das abschließende Ozzy-Cover ist ungewöhnlich und getreu dem Original umgesetzt. Das stimmliche Charisma des tattrigen Un-Sängers fehlt natürlich, Dokkens Ehemaligen George Lynch erkennt man im Solo jedoch sofort. Der einzige Track zum Mitsummen – an diesem Punkt nicht mehr entlarvend.
„Capture the Magic“ – dieser Aufforderung kommen sie selbst nicht nach. Es fehlt nach meinem Metal-Verständnis vor allen Dingen das hörbare Aufbegehren - wahlweise der verträumte Griff nach den Sternen des mystischen Eighties-Power-Metal, oder die Wir-gegen-den-Rest-Mentalität des nach oben drängenden Underground von einst. Icarus Witch haben ihren Einflüssen nicht richtig zugehört; vielleicht sind sie auch einfach nur zu selbstgefällig und zufrieden mit ihrem Leben abseits der Musik. Diese Gruppe muss noch besser zusammenwachsen - was ihr nicht flüssiges Songwriting ohrenscheinlich macht - oder einmal ordentlich vom Schicksal gefickt werden, damit ihr Baby endlich Zähne bekommt. Solche Bands gingen im Alternative-Boom damals zu Recht unter, was ob des vorhandenen spielerischen Potentials Schade ist.
FAZIT: An Power armer Melodic Metal mit Maiden-Einschlag ohne Wiedererkennungswert, zu dem sich gute Musiker schlecht besonnen haben...Gerade noch durchschnittlich. Nach dem Lunchbreak gesättigte, ehrliche Arbeiter lassen es zum Karrierenachmittag hin zu relaxt angehen...
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2008
Jason Myers
Matthew Bizilia
Steve Pollick
Steve Pollick, Jason Myers
Jere Jameson
Remedy/Soulfood
40:16
2006