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Ihsahn: The Adversary

Stil: Prog Black

Cover: Ihsahn: The Adversary

Es verwundert, dass das im Vorfeld als Extreme auslotend angekündigte Solodebüt des Emperor-Chefs relativ gewöhnlich ausgefallen ist. War „Prometheus“ bereits ein unausgesprochener Alleingang Ihsahns, knüpft „The Adversary“ dort an. Einzig das Drumming von Mickelson ist im Vergleich zu dem von Trym wesentlich kontrollierter. Wie bei Spiral Architect spielt er oft vertrackt, aber sehr tight und nie chaotisch, was der Strukturiertheit der Stücke gütlich tut.

„Invocation“ führt auf altbekanntes Terrrain: Emperor-Riffs und charakteristisches, gut verständliches Krächzen und ausschweifende Streicherarrangements. Selbst bei hohem Tempo bleibt das Stück überschaubar. Ein Mittelteil zeigt den Protagonisten wieder als starken Sänger in mittleren bis höheren Tonlagen. Danach greift er die textliche und musikalische Linie der Eingangsstrophe erneut auf, um zum Ende zu gelangen.

Überraschend beginnt das folgende Stück mit einem recht traditionellen Metal-Riff und Klargesang. Der Refrain ruft Vergleiche zu Vintersorgs besten Vokalmelodien hervor, und bevor sich Ihsahn an der Gitarre mit sich selbst solistisch duelliert, gibt es eine verträumt-ruhige Passage zu belauschen. „Citizen“ dagegen greift auf den Aufbau des Openers zurück. Die Gitarren oszillieren Black-Metal-typisch vor Blastbeats am Anfang und gegen Ende des Tracks; den Mittelteil bestreitet ein Piano, Leadgitarren und getragener Rhythmus mit entsprechendem Gesang.

Spätestens bei „Homecoming“ offenbart das Album seinen Charakter als Studioprodukt. Obwohl man sich Teile der Scheibe eher im Live-Kontext vorstellen könnte als manche Emperor-Komposition, kann oder will Ihsahn nicht verleugnen, wie konstruiert seine Ideen sind – bandsound klingt anders, und dies bei aller Reduziertheit, denn so intensiv wie Emperor wird „The Adversary“ zu keinem Zeitpunkt. In diesem Stück konfrontiert der Norweger den Hörer zunächst mit vertrackten Läufen, dann mit versonnenen Vocals und dahingehauchter Instrumentierung, nur um danach mit unerwarteten rhythmischen und dynamischen Wendungen sowie Disharmonien zu verwirren – Aufregend zu hören zwar, doch auch ohrenscheinlich verkrampft. Trotz deutlicher Schematisierung nach Strophe-Refrain-Muster bleibt das Album auf Distanz zu seiner Hörerschaft.

„Brot und Spiele“ sind da vielleicht ein Köder, und tatsächlich fällt der Zugang zu dem treibenden Stück und seinen hohen Schicht-Gesängen leichter. Die Violinen sind hier sehr vordergründig, generell artet der Klassik-Aspekt aber niemals ins Theatralische aus. Der zweite Lateiner im Repertoire fährt die Gitarren bis auf ein fies-doomiges Ende fast gänzlich zurück, begeistert aber mit Chören, Klavier und Streichern.

Im drittletzten Stück macht sich Hektik breit, die aber feine Death-Metal-Riffs und abwechslungsreiches Drumming in der zweiten Hälfte ein wenig abfangen können. Ihsahns Liebesforderung äußert sich in hörenswerten Oberton-Experimenten auf den sechs Saiten, und der lange Endsong vereint alles vorher Gehörte bei Konzentration auf orchestrale Parts.und King-Diamond-Tributgesang...Facettenreichtum in jedem einzelnen Song; als Gesamtwerk jedoch noch schwer greifbar.

FAZIT: Obligatorisch für Kaisertreue oder Arcturus-Adepten; „The Adversary“ ist ein widersprüchliches Album, da es ob seiner Transparenz an für sich das der Metal-Allgemeinheit bisher zugänglichste Werk mit Ihsahns Beteiligung ist, jedoch durch seine Ausrichtung als unorganischer Egotrip und Kopfprodukt unnahbar bleibt.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Invocation
  2. Called by the Fire
  3. Citizen
  4. Homecoming
  5. Astera Ton Proinon
  6. Panem Et Circenses
  7. And He Shall Walk In Empty Places
  8. Will You Love Me Now?
  9. The Pain is Still Mine

Besetzung

  • Gesang

    Ihsahn

  • Schlagzeug

    Asgeir Mickelson

Sonstiges

  • Label

    Candlelight/Soulfood

  • Spieldauer

    50:09

  • Erscheinungsdatum

    2006

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