Es passt, dass die Worte “How Beautiful This World” des gleichnamigen Frederick-Green-Hymnus das neue IONA-Album klammern. Die Briten um Dave Bainbridge sind unverbesserliche Optimisten und Schönzeichner, deren Musik für Folk zu erdfern und für Progressive Rock zu unaufgeregt und weich ist. Die Eigencharakterisierung ist damit ebenso daneben wie die naiv-religiösen Texte.
Zumindest Ambient beschreibt ein Element IONAs gut, denn man benötigt einen langen Atem zum Genuss dieses Sounds – oder man lässt ihn einfach dahinplätschern. „Empyrean Dawn“ braucht ewig, die Platte in Fahrt zu bekommen, und dann bleibt der Song weitgehend sanft instrumentiert. Der Fokus liegt auf der Stimme Joanne Hoggs, die allerdings nicht selten sinnfreie Lautmalerei betreibt und den ohnehin grenzwertigen Textinhalten noch mehr Trivialität verleiht. Percussion und von Streichern und Holzbläsern vorgetragene Melodien geben dem Eskapismus auch in „Children Of Time“ Nahrung. Gott is großartig...
Erst im dritten Track vernimmt man dezent angezerrte Gitarren, allerdings nicht als songtragender Bestandteil, welchen nach wie vor Hoggs „Ahs“ und „Ohs“ besorgen.
„Wind Off The Lake“ ist eine elfminütige Geduldsprobe, die anfangs noch ganz zügig vorantreibt. Die Pipe- und Geigenmotive sind zwar lebhaft, fallen aber zunehmend auf die Nerven, weil sie arg ausgebreitet werden und dazu zu wenig Substanz zur Eingängigkeit besitzen. Dem Chorus nähert die Gruppe sich mit Bombast und mehrstimmigem Gesang. Ist in den meisten Tracks das Schlagzeug immer wieder hauptsächlicher Lebensspender, so wird hier auch der Bass über weite Strecken abwechslungsreich und melodiös gespielt. IONA dudeln mit der für sie maximal möglichen Verve und beenden den Longtrack säuselnd-balladesk. Der nachfolgende Akustikschwank ist sehr textreich und malt schwarzweiße Bilder vom guten Jesus und schlimmen Teufel, was in „Sky Maps und „No Fear Of Love“ eine Fortsetzung in Paradiesträumen findet. Musikalisch fügen die Briten in diesen Tracks ihrer Einfallsarmut nichts hinzu: Schwelgerisch, ätherisch – eintönig.
„Wind Water And Fire“ beteht aus den drei namensgebenden Teilen – in dieser Reihenfolge von Violine, dem inhaltsleeren Gesang und schließlich relativer Rockigkeit geprägt, auch wenn sich an diesem Feuer niemand die Flossen verbrennen wird. Das „Fragment Of A Fiery Sun“ geht keyboardflächig und ruhig am Horizont unter; eingeschlafen ist man schon vorher.
FAZIT: IONA sind Weichspüler mit positiver spiritueller Botschaft. Wer so etwas braucht, kommt auf seine Kosten. Mitreißend, disparate Stimmungen bedienend oder gar progressiv sind sie nicht – sie schmiegen sich als Gutmenschen an andere Gutmenschen...eine Predigt für bereits Bekehrte.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Phil Barker
Joanne Hogg, Dave Bainbridge, Troy, Donnockley, Frank Van Essen
Dave Bainbridge
Joanne Hogg, Dave Bainbridge
Donnockley, Frank Van Essen
Troy (pipes), Donnockley, Frank Van Essen (perc, violin)
Open Sky/Voiceprint
64:59
2006