Im Laufe eines Schreiberlinglebens findet ja so manch schräge Veröffentlichung ihren Weg in den CD Player, doch was LOOM LIGHT aus Wien mit dem zweiten Teil ihrer Trilogie um den „Webstuhl im Licht“ auf den Hörer loslassen, kann leider nur mit einem Wort betitelt werden: Grottenschlecht. Natürlich ist klar, daß die noch junge Band viel Herzblut in dieses Werk gesteckt hat und höchstwahrscheinlich auch nicht über die Mittel verfügt, eine erstklassige Produktion zu präsentieren, aber „Ein Märchen das es nicht mehr gibt“ ist übelster Dilettantismus in Reinkultur.
Was stört an diesem Album:
1. Der Drumcomputer ist eintönig programmiert, klingt klinisch und künstlich.
2. Die Keyboards dudeln einfallslos, manchmal tekknoartig in sattem Game-Boy-Sound.
3. Sowohl männlicher als auch weiblicher Gesang liegen furchtbar neben der Spur, klingen aufdringlich bemüht und nervtötend maniriert.
4. Die Voice-Effekte verbiegen einem die Zehennägel, dann doch lieber Geisterbahn auf dem Jahrmarkt ("Spieglein").
5. Die Erzählparts mit österreichischen Akzent wirken dilettantisch und gelangweilt ("Romeo und Susanne"). Die Texte sind unfreiwillig komisch, der Bodensatz des Bastei-Programms ist der Tragödie erster Teil dagegen.
6. Das gesamte Album ist von einer furchtbaren Plastikatmosphäre durchzogen, was hauptsächlich den allgegenwärtigen Tchibo-Keyboard-Sounds anzulasten ist.
Es ist wirklich selten, daß es über ein Album rein gar nichts Positives zu berichten gibt, doch „Ein Märchen das es nicht mehr gibt“ ist in jeglicher Hinsicht misslungen, macht nach mehrmaligem Hören gar aggressiv. Von kitschigen, pseudo-lyrischen Texten über billige Beats bis zu instrumentaler Nichtigkeit und Nichtswürdigkeit wird keine Peinlichkeit des Genres ausgelassen.
FAZIT: Viele junge und unerfahrene Bands haben in der Vergangenheit spieltechnische Defizite mit Leidenschaft, Mängel in der Produktion mit unbändiger Spielfreude ausgeglichen – doch im Falle von LOOM LIGHT fragt man sich nicht nur, wo das fehlende Komma im Albumtitel hinverschwunden ist, sondern auch, wer sich „Ein Märchen das es nicht mehr gibt“ ohne geistige Schäden am Stück anhören soll…
Punkte: 2/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2008
Dark Romeo, Marie Luise
Brain Slade
Node B
Eigenproduktion
62:21
2006