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Machinae Supremacy: Redeemer

Stil: Melodic Metal

Cover: Machinae Supremacy: Redeemer

Es gibt schon länger Bands, die sich an den Scores zu alten Videospielen versuchen. The Advantage etwa spezialisieren sich auf Instrumental-Metal-Version von Nintendo-Soundtracks und nutzen das Internet zur Verbreitung dieses ansprechenden Konzeptes. Im Elektro-Bereich besteht außerdem seit Jahren eine rege Szene, die original 8-Bit-Sounds sampelt. Dass nun im Metal einmal mehr Skandinavier diesem Konzept professionell ein neues Gesicht geben, war fast vorhersehbar – besonders der dort entstehende traditionelle Stoff ist mitunter nicht weit entfernt von den eindringlichen, oft cheesy Melodien der Konsolenklassiker. MACHINAE SUPREMACY stellen eine überarbeitete Version ihres zuvor selbst vertriebenen Debüts zur Diskussion. Der Erfolg dieser Gruppe besteht bereits seit einigen Jahren in exzessiv von ihrer Website gratis bezogenen Eigen- und Fremdkompositionen und geht mit einer weltweit wachsenden Anhängerschaft einher.

Der „for free“-Charakter dürfte dabei gewichtiger sein als die Besonderheit der Musik. „Gianna Sisters“ im Metal-Gewand zu hören ist spaßig, vor allem, wenn die authentischen Sounds der kleinen grauen Kästen reproduziert werden. Dies geschieht auf dem Album auch sogleich in „Elite“, einer energischen Speed-Hymne, die bei ihrer Melodieverliebtheit gelegentlich knüppeldick zertrommelt wird – typisch neuzeitlicher Metal als light-Version von Dragonforce. Die Produktion ist dazu passend druckvoll wie glatt. Keyboards – beziehungsweise Pianoklänge im zweiten Stück – sind neben der Gitarre gleichwertige Stilmittel, ebenso wie die gesangsdominierten Strophen, vergleichsweise ruhig mit simpler Bassbegleitung. Beispielhaft dafür seien „Hate“ oder „I Know The Reaper“ genannt; Robert Stjärnströms Organ polarisiert mit seinem affektierten Jaulen und Effektbeladenheit. Es klingt schlichtweg synthetisch, was der Musik wiederum gerecht wird.

Die Musiker agieren kompetent wie unauffällig. Die Soli und Arrangements überschreiten keine Grenzen des Konventionellen; MACHINAE SUPREMACY sind kommerziell ausgerichtet, was sich auch in zeitgeistigen Applikationen wie heftigen Tieflader-Riffs äußert. Solche lockern etwa das Keyboard-lastige „Rogue World Asylum“ in der Bridge auf. Die synthetischen Klänge rücken die Gruppe bisweilen in die moderne Gothic-Richtung, vor allem in den abschließenden und auch schwächsten Tracks, in denen eine verfremdete Frauenstimme ihren fragwürdigen Einsatz findet. Die Sequenzer-Klänge in „Ghost“ erinnern an In-Flames-Werke ab „Reroute To Remain“ – ebenso das kompositorische Prinzip von Laut-Leise.

Zusammengefasst sind MACHINAE SUPREMACY mit ihrem Geschmacksfall von Sänger und dem Videospiel-Konzept leidlich originell und agieren professionell auf die Massen abgestimmt. Ihre Texte rangieren von banal-fantastischem Unsinn bis zu relativ reflektierten Metal-spezifischen Themen der Wir-und-die-Anderen-Kategorie, allerdings mit arg plumper Ausdrucksweise und kontrastiv zur Poliertheit aufgesetzt wirkenden Schimpftiraden.

FAZIT: Slicker Saubersound, fast zu sehr Plastik für Metal. Wenig Substanz, aber kurzweilig zumindest in der ersten Albumhälfte. Hat man MACHINAE SUPREMACY durchschaut, wird man von ihrem modernen Melodic Metal schnell satt sein. Gamescores sind ihren eigenen Songs eindeutig überlegen.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2008

Tracklist

  1. Elite
  2. Through he Looking Glass
  3. Rogue World Asylum
  4. Rise
  5. I Know The Reaper
  6. Hate
  7. Ghost (Beneath The Surface)
  8. Seventeen
  9. Ronin
  10. Oki Kumas Adventure
  11. Reanimator

Besetzung

  • Bass

    Johan Palovaara

  • Gesang

    Robert Stjärnström

  • Gitarre

    Jonas Rörling

  • Keys

    Andreas Gerdin

  • Schlagzeug

    Tomas Nilsen

Sonstiges

  • Label

    Spinefarm/Soulfood

  • Spieldauer

    52:32

  • Erscheinungsdatum

    2006

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