Zwei Jährchen sind seit dem Vorgänger „Seven“ ins weite Land des (Retro-) Progs gezogen und MAGENTA legen ihr erneut knapp betiteltes Album „Home“ nach, das die Band nicht in neuem Licht erscheinen läßt, aber der bisherigen Anhängerschaft der Musiker problemlos goutieren dürfte.
Sanfte Pianoklänge, ruhiger, sensibler Gesang von Christina Maria Booth und entsprechende Texte wie „There´s no escape / No one to lend a hand / Life so alone“ leiten das Album ein und passen stimmungsmäßig zum schlichten Cover: Frau sitzt an verregneter Fensterscheibe und schaut mit nachdenklicher Traurigkeit auf die Straßen der Stadt. Musikalische Dampfhämmer waren MAGENTA noch nie, aber das will und erwartet ja auch keiner.
„Hurt“ frönt dann mit abgehackten Takten und cleanen, teilweise leicht jaulenden Gitarren typischen Prog Sounds längst vergangener Jahrzehnte. Die Melodie geht nicht ganz so glatt ins Ohr wie beim ersten Stück, gut so, denn dafür kann man schon nach kurzer Zeit die cleanen Gitarrenmelodien mitsingen, die irgendwie Aufbruchstimmung suggerieren. Ab der Hälfte leitet wohlklingendes Piano den atmosphärischen Teil ein: Instrumente halten sich zurück und einzelne Gitarrennoten unterstützen den leicht wehmütigen Gesang, dann noch ein Gitarrensolo mit leichtem Blinzeln Richtung Floyd und ein typischer MAGENTA Song geht zuende.
Die gitarrenmäßige Nähe zu PINK FLOYD deutete sich schon an, wird aber im folgenden „Moving On“ erst vollständig offenbar. Das schlüssig in den Song integrierte Saxophon kann und will diesen Eindruck auch nicht weiter vereiteln.
Im weiteren Verlauf des Albums stellen sich jede Menge Momente ein, in denen man sich (in der Regel recht angenehm) an einstige Größen des Progs erinnert fühlt, egal ob es sich um die bereits erwähnten PINK FLOYD handelt, um GENESIS oder YES oder was auch immer. MAGENTA fahren eine Art Zeitmaschine auf, die zu einem wohlklingenden Nostalgietrip einlädt ohne daß ein zu starker Beigeschmack schnöden Kopistentums aufkommt.
Klingt perfekt? Leider nicht so ganz. MAGENTA schwelgen in eingängigem Schönklang, sehr viel Piano, akustischen Gitarren und ruhigen Songs – da ist nichts gegen einzuwenden, doch fehlt es (vor allem für ein Konzeptalbum) an einem durchgängigen Spannungsbogen, der einen auch zu späten Stunden unter dem Kopfhörer nicht einschlafen läßt. Zwar wird auch hin und wieder etwas gerockt, doch ist in diesen Bereichen vielleicht noch etwas Feinarbeit nötig, denn die „harten“ Stellen klingen doch noch etwas zu glatt.
Neben der normalen Version dieses Albums gibt es auch noch eine „Special Edition“, die eine zweite CD mit dem Titel „New York Suite“ enthält. Das wären dann noch einmal über 40 Minuten Extra Spielzeit auf ähnlichem Niveau wie das Hauptwerk. MAGENTA Fans sollten also nicht zögern, die vier bis fünf Euro mehr für diese Spezialausgabe auszugeben. Im Gegensatz zu vielen Bonus CDs bietet die „New York Suite“ einen echten Mehrwert.
FAZIT: Gut gemachte musikalische Zeitreise. Beim nächsten Mal wären ein paar Widerhaken zu begrüßen, so daß nicht mehr die Gefahr besteht, nach 45 Minuten runden Schönklangs ein bißchen einzunicken. Aber „Home“ ist durchaus 10 wohlwollende Punkte wert.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Dan Fry, Rob Reed
Christina Maria Booth
Chris Fry, Martin Rosser, Rob Reed, Martin Shellard, Hywell Maggs, Christian Phillips
Rob Reed
Allan Mason-Jones, Tim Robinson
Rob Reed (mandoline), Lee Goodall (saxophone), Troy Donockley (whistles, uilleann pipes)
F2 Music / JustForKicks
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2006