Über die Eskapaden und die Selbstdemontage vor allem Joey DeMaios konnte man in den letzten Wochen und Monaten in den einschlägigen Gazetten ausführlich lesen, beschränken wir uns hier also zur Abwechslung mal ausschließlich auf die Musik - schließlich musste der Fan lange genug auf neues Material der Metalkönige warten (ups, jetzt hab ich doch gemeckert...)
Statt des lang erwarteten neuen Albums gibt es also erst einmal eine EP. Diese erscheint in zwei Varianten: Als normale Jewel-Case-Version (blaues Cover) und als "Immortal Edition" (rotes Cover) im Digipak, der noch eine Bonus-DVD beiliegt.
Die CD startet mit einer Liveversion des Doppel "The Acension/King Of Kings", aufgenommen im (fast zu) perfekten Sound auf dem Earthshaker-Festival 2005. Kennt man schon von der Audio-CD der "Hell on Earth IV"-DVD und wird man auf der demnächst erscheinenden DVD zum letztjährigen Festivalauftritt in dieser Version erneut wiederfinden.
Das orchestral anmutende Instrumental "Odin" zeigt anschließend in Filmmusik-Manier einmal mehr die Begeisterung des Mainmans für Richard Wagner auf und dient als Spannungsaufbau für die eigentlichen Höhepunkte des Packages: Den beiden tatsächlich neuen MANOWAR-Songs.
Die Fanschar sei vorab beruhigt, dass ihr hierbei nach all dem Ärger in der letzten Zeit musikalische Überraschungen erspart bleiben. Angefangen bei den heroischen Titeln über den gewohnt triefenden Pathos, bei dem sich die Band textlich ausführlich in der eigenen Geschichte bedient, bis zur überschäumenden Dramatik bieten die neuen Schlachtgesänge genau das, was der MANOWAR-Recke kennt und hören will. Dass sich die Band spieltechnisch in Bestform präsentiert - an der sonoren Stimme Eric Adams´ dürften selbst die schärfsten Kritiker sowieso kaum einen Makel entdecken - dürfte dabei helfen, die zu bröckeln drohende Warrior-Front wieder zu festigen.
Bei "Gods Of War", dem Titeltrack des weiterhin ausstehenden Longplayers (exklusiv wird von dem Stoff hier wohl nichts bleiben und dem Geduldigen dankt es der Geldbeutel), präludieren zunächst erneut orchestrale Klänge, bis Adams mit dramatischen Sprechgesang zu einem schleppend-wuchtigen Epik-Stampfer mit mitgröhlträchtigem Refrain überleitet, an dessen Ende jeder der beteiligten Protagonisten Gelegenheit erhält, seine Solo-Qualitäten zu präsentieren. Der Song hätte auf jedem der letzten Alben zu den Highlights gehört.
Nach dem Marsch zum Schlachtfeld, kommt es im Abschlusstrack dann quasi zum Gefecht. Ihr lacht über mein martialisches Geschreibsel? Dann wartet die Texte ab, bei denen man sich als neutraler Hörer mal wieder nur schwerlich ein Grinsen verkneifen kann. Dennoch kann man sich als Metalfan wiederum kaum dagegen wehren, die Faust zu ballen und Textzeilen wie ´Glory And Fame´, ´Fallen Brothers´ und ´Hearts Of Steel´ (jawoll!) mitzusingen. Das ist klassischer MANOWAR-Metal in Reinkultur, den auch wirklich nur dieses Quartett so machen darf (jede jüngere Band würde man zu Recht in der Luft zerreißen). Zweifellos wird sich "The Sons Of Odin" mit der Zeit zu einer Bandhymne der Marke "Warriors Of The World" und "Kings Of Metal" entwickeln, keine Frage.
Die DVD besteht dann hauptsächlich aus einer halbstündigen Dokumentation über die Fan-Conventions, auf denen bekanntlich MANOWAR-Anhänger aus aller Welt zusammenkommen, um ihren Göttern zu huldigen. Immer wieder faszinierend, wie weit das "Fan-sein" gehen kann (angefangen dabei, für solche Meetings Eintritt zu bezahlen; bleibt zu hoffen, dass DeMaio niemals zum kollektiven True Metal-Suicide aufruft...). Vor allem handelt es sich natürlich um eine bedingt interessante Selbstbeweihräucherung, der wohl kaum jemand eine zweite Betrachtung zukommen lässt. Dazu gesellen sich dann noch eine gefilmte Bandprobe mit Orchester (völlig uninteressant), ein Werbefilm zur Earthshaker-DVD und die Audiotracks der EP im 5.1 Surround Sound, unterlegt mit einer Diashow aus Bildern vom Festivalauftritt und den Conventions.
FAZIT: Selbst als Fan muss man schon lange nicht mehr alles haben, was die Verfechter des wahren Stahls zuletzt (gerade im visuellen Bereich) bis zur Übersättigung auf den Markt geworfen haben. Jedoch sollte man als solcher zumindest die beiden hier enthaltenen neuen Hymnen nicht verpassen. Ob sie jeden Preis wert sind, steht auf einem anderen Blatt...
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Joey DeMaio
Eric Adams
Karl Logan
Scott Columbus
Magic Circle Music/SPV
24:18
2006