NARZISS gibt es seit acht Jahren, und sie spielen hundsgewöhnlichen Metalcore, allerdings mit deutschen Texten. Dafür könnten sie sich einen Exotenbonus ans Shirt heften, wäre der Gesang nicht von jener gleichförmigen Sorte, die sich seit elf Jahren („Slaughter Of The Soul“) nur verschlechtert hat: Bartsch schreit unverständlich als weiteres Instrument, wenn er nicht gerade einen cleanen Kitsch-Refrain herausdrückt...ich brauche das alles nicht mehr genau zu beschreiben, denn man kennt es hinlänglich. Ständen diese Stücke auf Alben von As I Lay Dying und Konsorten, sie fielen nicht als Fremdkompositionen auf. Nur besagte Refrains – es sind nicht alle – sowie das Emo-Sprech in „erlösung“ erinnern an die Bandherkunft.
Dass Poetisches wie „Meine kleine Seele weint im Stillen“ affig klingt, mag auch ein Englisch-Muttersprachler über die jeweiligen Texte mancher US-Band denken, nur blicke ich die typische Metalcore-Mischung aus „von der Straße“ und „aus der Kuschelecke“ allgemein nicht. Da folgt auf das wirklich mitreißende „verloren“ ein Klavier-Strings-Akustikgitarren-Zwischenspiel, und mit dem „classic fade“ gibt es eine einminütige Ballade in ähnlich pathetischem Arrangement. Die brutalen Doublebass-Salven sind wie bei der Konkurrenz klanglich arg aufgepumpt, als wolle man die Gefühlsduseligkeit damit ein wenig relativieren. „Solang das Herz schlägt“ birgt die für Außenstehende obligatorischen Defizite des auf ihm gespielten Stils: Anfangs kann die Gruppe ihre Unoriginalität noch mit Energie wettmachen, doch der Witz wird schnell alt und klappert im guten Sound relativ stabil und unauffällig vor sich hin. Dabei gelingen einmal aufgelockerte Songstrukturen, dann geschieht wieder ein Rückfall in ungeheurer einfältige Single-Note-Riffs wie im letzten Track. Die sich ins Outro-Riff einfügenden Akustikgitarren sind dann schon fast als experimentell zu werten.
Im Vergleich zu vielen Übersee-Combos fehlt NARZISS der spielerische Esprit, denn flamboyante Leads und Soli sucht der Hörer vergeblich. Dieses Album klingt auf Grund seiner Vorhersehbarkeit und Schwedendeath-Restriff-Verwertung ungleich länger, als es ist. Metalcore ist mehrheitlich ohnehin Melodic Death zweiter Klasse; kommt man außerdem weder Hit- noch spieltechnisch an die Genreführer heran, bleibt nur die dritte Liga.
FAZIT: Wenn in dieser Szene endlich das große Reinemachen beginnt, ist zweifelhaft, ob NARZISS allein auf Grund des anderssprachigen Gesangs überleben, denn außer diesem Faktor gibt es nichts, was diese Band gegenüber anderen zwingend machen würde...ein Genre-Alleskäufer-Album.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Steven Kretschmar
Alexander Bartsch
Johannes Müller, Sebastian Metzner
Steffen Adolf
Alveran/Soulfood
32:46
2006