Dass jemand wie Emperors Trym etwas für klassischen Metal übrig hat, überrascht. Um diese Vorliebe auszuleben, hat er weitgehend unvorbelastete Kollegen um sich versammelt und PAGANIZE gegründet. Die Band orientiert sich stark am melodischen Power Metal der Art, wie er auf der Schwelle zu den Neunzigern vor allem in Amerika gespielt wurde. Queensryche und deren moderne Platzhalter Mystic Force kommen nicht zuletzt wegen Helge Fredheims Stimme in den Sinn.
Die Norweger folgen nicht der aktuellen Auffassung, Power Metal sei ein Doublebassteppich auf entweder glattem oder morschem Songwriting-Boden. Trym dient den Stücken und zerhackt nicht eine dritte Band neben Zyklon und Emperor. Zu dem mittelschnellen Material auf „Evolution Hour“ würde das sowieso nicht passen, gleichwohl einige semiprogressive Haken in den Songs ihm ausreichend Entfaltungsraum bieten. Nur wenig mehr deutet auf die Herkunft der Musiker, höchstens die eine oder andere Harmonie abseits des Konsens. Im Opener könnte dieser Vicious Rumors in ihrer Frühphase heißen, eingedenk eines Eighties-typischen Solos, das beseelt rockt statt kalt durch die Lauscher zu rasen. „Conscience“- nie zu straight, nie richtig verspielt - steht für die Ausrichtung des Großteils der Stücke.
Unverzerrte Bridges oder Intros zum Spannungsaufbau charakterisierten das Genre bereits in seinen Anfängen, und wenn man all diese Dinge so beim Hören entdeckt, könnte man meinen, das Album stamme wirklich aus der Ära um 1990. Nur das Steve-Harris-Gedächtnisintro von „Turn Of The Tide“ und die Zwillingsgitarren in „Mary Kings Close“ setzen den Zeigefinger weiter vorn auf den Jahreszahlenstrahl. Wie ihre hypothetischen Zeitgenossen sind PAGANIZE auch nicht plump auf Eingängigkeit ausgerichtet, so dass Instant-Zündstoff fehlt. Sie denken ihren Stil von kontrolliertem Speed bis zum verhaltenen Doom in „Hollow“ behutsam durch, aber nicht an einen Hit. Damit fällt weder etwas ab, noch sticht ein Stück hervor. Da aber der Vortrag nicht gestelzt wirkt, einige Riffs und immer wieder die Soli Aufmerksamkeit verdienen, kann von Mittelmaß oder Ausschussware keine Rede sein.
PAGANIZE sind unspektakulär im Guten und empfehlenswerter als viel aktuell Heißgehandeltes unter dem Banner des traditionellen Metal; dass man wohl ohne den prominenten Drummer keinen Deal bei einer größeren Firma bekommen hätte, ist anzunehmen und spricht Bände über den Stand der stählernen Dinge anno 2006. 15 Minuten gehen übrigens an den Kollegen Leelauf am Ende.
FAZIT: Melodiöser Metal ohne Manierismen und mit leicht progressiver Tendenz bei angemessener Härte, der gefällt, auch wenn er nicht begeistert.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Tor Seltveit
Geir Helge Fredheim
Tomas Rokne, Stian Mausethagen
Trym
Candlelight/Soulfood
59:59
2006