Ja sind denn das BLIND GUARDIAN? Nach dem Einstieg von SAVAGE CIRCUS Sänger Jens Carlsson klingen die Schweden mehr denn je nach den Krefelder Bombastbuben, wobei PERSUADER eher an den füheren Gardinen Sound erinnern und die Songs auf „When Eden Burns“ ein wenig ausgefeilter klingen als die ganz alten Werke der deutschen Erfolgsmetaller. Jedenfalls klingt Mr. Carlsson so verblüffend nach Kürsch, daß man an eine Sinnestäuschung zu glauben beginnt…
Nicht nur gesanglich werden Reminiszenzen wach, denn auch instrumental sind einige Parallelen zu besagter deutscher Erfolgsband auszumachen: Die stilprägenden melodischen Leads und Soli hätten auch aus der Feder von André Olbrich persönlich stammen können. Gänzlich geben sich PERSUADER aber nicht dem Kopieren hin. Zum einen brettern die Riffs aggressiver aus Boxen als beim großen Vorbild – so wandert man hin und wieder in thrashige Härtegrade ab – zum anderen bedient man sich (wenn auch selten) aggressiver, Death Metal artiger Artikulationen („Twisted Eyes“), was Abwechslungsreichtum und Aggressionspotential angenehm erhöht. Auch im weiteren Verlauf des Albums zeigt man sich stilistisch offen, wobei diese Offenheit eher subtiler Natur ist: Der Titeltrack „When Eden Burns“ ist keineswegs Black Metal, obwohl einige rasende Passagen ganz klar an nordeuropäische Düsterknechte mit Hang zum Bombast erinnern. Plötzliche klassische Akustikgitarren-Intermezzi („Judas Immortal“) und das doomig-schräge Instrumental „Zion“ machen nicht nur Spaß, sondern sorgen auch dafür, daß zwischen all den krachenden Riffs, BG-Chören und eingängigen Chorussen die Aufmerksamkeit nicht flöten geht, denn grad bei dieser verhältnismäßig gradlinigen und melodischen Spielart des Metals ist es wichtig, die Gleichförmigkeit der Songs durch kleine „Hinhörer“ interessanter zu gestalten.
FAZIT: PERSUADER gehören ganz klar zu den angenehmeren Vertretern ihrer melodischen Zunft. Heftige Riffs und donnerndes Schlagzeug verjagen jeden Gedanken an unsägliches, nichtdestotrotz allpräsentes Weichspülergeträller. Daß Jens Carlsson eine Hansi Kürsch Kopie darstellt, wird dem einen vorteilhaft, dem anderen nachteilhaft aufstoßen – allzu sauer sollte der Geschmack aber nicht sein, der im Mund zurückbleibt, denn objektiv bleibt ein ordentlich produzierter, detail- und spielfreudiger Power Metal mit vielen, vielen Chören und einer Menge Authenzität übrig. Fans dieser metallischen Spielart können auf die Wertung noch ein bis zwei Punkte draufaddieren – alle anderen begnügen sich mit einer guten 9 und wissen insgeheim und ganz bei sich, daß alles, was auf „When Eden Burns“ gebracht wird, schon vielfach von anderen vorgekaut wurde.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Fredrik Hedström
Jens Carlsson
Emil Norberg, Daniel Sundbom
Efraim Juntunen
Dockyard1
50:28
2006