Obwohl er bisher nur wenigen Musikfreunden untergekommen sein dürfte, verbirgt sich hinter dem Namen PRIVATE ANGEL keineswegs ein grüner Newcomer (und...ähem...keine Telefonsex-Hotline), sondern eine gestandene Rockformation, die sieben Jahre nach ihrem Debüt "The Truth" (auf dem noch ein anderer Sänger zu hören war) mit einem dicken Batzen neuer Songs aus dem Rock-Keller zurückgekehrt ist.
Nachdem das Coverbild den ersten Hinweis auf die Spielart des fränkischen Sextetts geliefert hat, beginnt die Scheibe erstmal mit einer urigen Hammondorgel, die an die Hoch- und Anfangszeiten des Hardrock denken lässt. Diese kommt im weiteren Verlauf zwar nur noch selten vordergründig zum Einsatz (wie etwa bei "Mountain King" oder "All That I Want"), lässt dann aber den DEEP PURPLE-Freund verstärkt aufhorchen. Die kräftige, auch mal rotzige Stimme des Frontmanns kann passend dazu durchaus mal mit gewissen Gillan-Vibes aufwarten und weiß allgemein als gute Rock-Röhre zu überzeugen.
Ansonsten dürften der Band mit ihrer Mischung aus melodischen Heavy-Rock und traditionellen Hardrock auch andere große Namen wie GREAT WHITE oder THUNDER als Inspirationsquelle gedient haben. Als zusätzlichen Beleg und Ergänzung des Bandsounds schüttelt sich der (oder die) Klampfer immer wieder packende Riffs und Soli aus dem bluesgetränkten Ärmel, die Songs wie "The Liar" und "Slave And Master", um nur einige zu nennen, zusätzlichen Antrieb geben. Richtig ausgetobt wird sich diesbezüglich und dem Titel entsprechend natürlich beim Abschlusssong "Starlight Blues".
Die lange Tracklist zeugt von optimaler Rohstoffverwertung, auch wenn man die Stimmung nicht über die ganze Strecke gleichmäßig hochhalten kann und sich auch ein paar Langweiler ins Wunderland eingeschlichen haben. Allerdings bleibt bei einer Spielzeit von 70 Minuten genügend Zeit, um schwächere Songs, wie die etwas eindimensionalen "Hell Of A Time" und "Still Alive" oder die dröge Ballade "I´ll Be There (A Father´s Song)" wieder auszugleichen.
Apropos Ballade: Mit dem bedrückenden "The Chamber Song" befindet sich ein textlich ambitionierter Track - nicht der einzige auf dem Album - der von den Beweggründen her aller Ehren wert ist, bei dem mir die Einarbeitung der Hitleransprache vom 01.09.1939 aber ziemlich sauer aufstößt. Wirkt doch arg nach Effekthascherei und passt so gar nicht zur sonst positiven Gesamtstimmung des Albums. Die Verarbeitung des Themas in eigenen Worten hätte es nach meinem Geschmack zur Darstellung des Anliegens getan. Ist Ansichtssache und betrifft letzlich nur einen winzigen Bruchteil des Gesamtwerks, fällt aber auf.
FAZIT: Eigenständig und einzigartig, wie im Infoheft beschrieben, ist die Musik von PRIVATE ANGEL ganz sicher nicht und der Duft der großen weiten Rockwelt fehlt auch noch irgendwie. Dafür gibt es hier ehrlichen, bluesrotzigen Hardrock von bodenständigen Handwerkern, denen die Sache an sich wichtiger scheint, als die utopische Hoffnung auf eine Weltkarriere. Passt zum Bier, wie zum Whisky.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.01.2008
Peter Tobolla
Robert Stöltzel, Dazz Shepherd, Peter Tobolla, Jochen Schmidt
Dazz Shepherd, Dieter Doligkeit
George Giolacu
Jochen Schmidt
Point Music
69:53
2006