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Redhanded: Closer

Stil: Alternative Rock

Cover: Redhanded: Closer

REDHANDED spielen ohne Teutonenstigma Rockmusik, auf welche die Bezeichnung „Alternative” zutrifft, auch wenn der Begriff sinnentleert ist. Er meint einen Sound, der vornehmlich in Nordamerika produziert wird und sich von glamourösen Posen und thematischem Nihilismus abgrenzt. Im Idealfall schreckt man nicht vor Experimenten zurück und behält trotzdem seine Allgemeingültigkeit – der „worst case“ ist allerdings in Form von Weinerlichkeit und „bible bashing“ bereits mit Gruppen wie Creed oder Staind eingetreten, die unter dem Banner Neo Grunge eine zeitgeistige Version urzeitlichen Stadionrocks feilbieten. REDHANDED haben damit zum Glück wenig zu tun.

Die Deutschen komponieren durchweg auf Hooks hin und liefern damit ein geschlossenes Album unterscheidbarer Stücke ab. Bernd Fröhlich klingt oft nicht nach seinem Nachnamen, sondern interpretiert die bemüht nachdenklichen Texte entsprechend, aber ohne Ami-Pathos. Seine Stimme würde sich in ihren kraftvollen Momenten auch gut in einer 70s-Band machen, beziehungsweise zu jenen Pearl Jams oder Soundgardens, welche die alte Flagge in den 90ern weitertrugen. Gleichwohl: 90s-Retro ist das gemischte Doppel auch nicht vollkommen, denn das gefällige Spiel mit sich auftürmenden Disharmonien sowie die saftige Produktion entsprechen aktuellem Rockverständnis. In ruhigen Passagen kommen einem A Perfect Circle in den Sinn, wenn REDHANDED auch geradliniger spielen. Der tief brummende Bass begeistert vor allem im Verbund mit ebensolchen Gitarrenriffs, und was die Klampfenfraktion von zahlreichen Windbeuteln abhebt, ist ihre Fähigkeit zu solieren, wenn auch immer im songdienlichen Maße.

Die Bandbreite dieser erdigen Darbietung streift in „World In Your Head“ und „Army Walk“ auch den trippeligen Indie-Bereich (noch so ein Wort...) einer Band wie Queens Of The Stone Age. Mit zwei abschließenden akustisch orientierten Tracks greift man aber doch noch zur Neunziger-Unsitte der Pseudo-Unplugged-Performance, bleibt aber durchweg hörbar, so man diese Form des Vortrags mag.

FAZIT: Eitel Sonnenschein für die international bestehfähigen REDHANDED? - Ihre Gefühlsbekundungen sind bekannt, ihre Fähigkeiten mehr als ansprechend, und die Umsetzung den Erwartungen entsprechend, falls es diese gibt: mit „Closer“ rechnet niemand, vielleicht sollte man verschollene Fans dieser mittelalten Schule suchen und mit der Nase darauf stoßen, denn die Musiker hätten es verdient.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. In A Maze
  2. Hey God
  3. Scapegoat
  4. Freedoom
  5. Disappear
  6. World In Your Head
  7. Funeral
  8. Someone Told Me
  9. Knowhere
  10. Army Walk
  11. Absolution
  12. Slipping Away
  13. Self-Blame Mechanism

Besetzung

  • Bass

    Katrin Strieder

  • Gesang

    Bernd Fröhlich

  • Gitarre

    Stefanie Fuchs, Bernd Fröhlich

  • Schlagzeug

    Ludwig Fuchs

Sonstiges

  • Label

    Finest Noise/Radar

  • Spieldauer

    46:57

  • Erscheinungsdatum

    2006

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