Cool, Thomas Rettke ist zurück! Schon bei STEELTOWER konnte mich die Stimme des Wolfsburgers begeistern, mit dem ersten Album „In Control“ wurde ich dann zum eingefleischten HEAVENS GATE-Fan. Nach jahrelanger Erfolglosigkeit im Heimatland (in Japan wurde die Band stets abgefeiert) wurde es nach dem Album „Menergy“ Ende der 90er still um die Band; lediglich Gitarrist und Hauptsongschreiber Sascha Paeth konnte seine Popularität als erfolgreicher Produzent (u. a. für EDGUY, KAMELOT, RHAPSODY, RUNNNING WILD) immer weiter steigern. Der Mann mit der umfangreichen und markanten Stimme hingegen war für seine Qualitäten zuletzt mehr als unterpräsent und tauchte meist nur als Gastsänger bei den Produzentenjobs von Sascha Paeth auf. Erst durch seine Beteiligung am AINA-Projekt vor drei Jahren trat er kurzfristig wieder etwas mehr ins Rampenlicht.
Nun konnte der Sänger seinen ehemaligen Partner also von der gemeinsamen Umsetzung neuer Songideen überzeugen (klar, dass Sascha Paeth das Album auch produziert hat) und zusammen gelingt es den beiden ehemaligen HEAVENS GATE-Köpfen, an alte Qualitäten anzuknöpfen – und mehr. Unter neuem, an Urheber Rettke angelehnten Bandnamen und mit neuer Hintermannschaft präsentiert man sich härter und wuchtiger den je. Die beim Vorläufer zuletzt teilweise experimentellen, verspielten Klänge sind einer geradlinigen Entschlossenheit gewichen, alle Zweifler der Vergangenheit endlich von der eigenen Klasse zu überzeugen.
So ist „Rage Of Fire“ ein Paradebeispiel dafür geworden, wie man mit traditionsbewusstem, bodenständigem Metal perfekt den Sprung in die Moderne schafft. Dass der augenzwinkernde, humorige Anteil, der auf den meisten Alben der Vorgängerband zu finden war, dabei auf der Strecke geblieben ist, nimmt man für den neuen, erdigen Kurs gerne in Kauf.
Neben den zutreffenden Spartenhinweisen NWOBHM und vor allem Power Metal erwähnt die Plattenfirma wiederholt den Namen JUDAS PRIEST – und dies völlig zu Recht. Nicht nur wegen der in den hohen Lagen ähnlichen Stimme, auch die riffbetonten Songstrukturen versetzen den Hörer bei Songs wie dem faustballenden „Easy Way Out“, „Gone To Far“ (mit „Painkiller“-Anleihen), „Rebellion“ und auch dem rasanten Titelsong auf eigenständige Weise in die Hochphase der britischen Götter. Und wenn es auch viele nicht merken werden: Das durchwachsene Reunion-Album der Priester stinkt hinsichtlich Heavyness und Spielfreude im direkten Vergleich zu diesen Songs ganz klar ab.
Zur perfekten Ergänzung wird der REDKEY-Sound dann noch durch eine stets präsente, wuchtige US-Metal-Schlagseite durchzogen. So entwickelt sich der Siebenminüter „Be My Guide“ nach verhaltenem Beginn zu einer Midtempo-Hymne im besten VIVIOUS RUMORS- und METAL CHURCH-Stil und das fast wütende „Peace & War“ überrascht mit Reminiszenzen an alte SAVATAGE.
Über allem thront die kraftvoll variable Stimme eines Ausnahmesängers, dessen Wiedererkennungswert hierzulande immer noch von Seltenheit ist. Gleichzeitig ist er Garant dafür, dass auch die Fans der leichtfüßigeren HEAVENS GATE-Vergangenheit hier voll auf ihre Kosten kommen.
Als Sahnehäubchen für jeden Melodik-Freak kommt es nach einem (etwas zu langem) Keyboardintro in der Coverversion des ANGEL-Klassikers „The Fortune“ noch zum abschließenden Gesangsduett mit EDGUY-Frontmann Tobias Sammet. Sowohl Liebhaber gefühlvoller Halbballaden als auch ausdrucksstarker Gesangsarbeit dürfen sich hier noch mal genüsslich die Finger lecken.
FAZIT: „Rage Of Fire“ bietet melodischen Bangerstoff vom Feinsten, der auf der Bühne abgehen wird, da bin ich sicher. Die Scheibe knallt schon mal von Anfang bis Ende und ist ganz klar eine der Top-Scorer des Jahres.
Für jeden Fan ursprünglichen Heavy Metals (und durchaus auch diverser artverwandter Ableger) dürften REDKEY die Vollbedienung bedeuten - HEAVENS GATE-Anhänger sind zum Kauf verpflichtet.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Klemens Klarhorst
Thomas Rettke
Sascha Paeth, Andrè Borwaski
Daniel Eichholz
Dockyard 1
51:33
2006