Die Kanadier machen die Rockszene nun schon seit sagenhaften 28 Jahren unsicher und haben in dieser Zeit sechzehn Studioalben unter das Volk gemischt. Der Sound auf „Trust“ ist wieder ein wenig verspielter geworden – das Wort „progressiv“ sollte vielleicht gemieden werden, denn reiner Prog sind SAGA wirklich nicht.
Gleich am Anfang dürfen die Füße lockerleicht mitwippen: „That’s As Far As I’ll Go“ ist hocheingängiger, bombastischer Softrock mit präsenten Keyboards und einer Melodie, die nach wenigen Sekunden im Ohr vor Anker geht. Für diese Eingängigkeit machen sich SAGA gewiß genauso viele Freunde wie Feinde.
„I’m OK“ stellt zu einem frühen Zeipunkt einen echten Höhepunkt dar. Sadlers Gesang ist streckenweise zebrechlich, dennoch mit genügend Kraft ausgestattet – der Chorus strahlt gediegene Erhabenheit und Dramatik aus, während im Hintergrund Keyboards und Gitarren in hohen Tonlagen perlen. Einerseits gefühlvoll, andererseits bombastisch ohne künstliches Orchester auf mindestens 128 Tonspuren.
„Time To Play“ nervt mit impertinenter Melodiearmut. Der Gesang besteht hauptsächlich aus dröger Phrasierung und leichte Funk Einflüsse machen das Leben schwer. Zum Glück bleibt es bei diesem einen Ausrutscher.
„My Friend“ ist eine Ballade, die wie für Sadlers schmeichelnde Schönklangstimme geschaffen ist. Das Stück ist zurückhaltend instrumentiert und mit Holzbläsern versehen, die mit ihrem warmen Klang viel Atmosphäre schaffen.
Jede einzelne Track muß wirklich nicht angesprochen werden, denn trotz wiederentdeckter Spielfreude bieten SAGA immer noch die üblichen ohrwurmartigen Rocknummern mit jeder Menge opernhafter Dramatik, Keyboardbombast und flitzenden Gitarrenleads und –soli. Viele Gesangslinien wurden mehrfach übereinandergelegt – dieser Choreffekt trägt zum eher weicheren Sound des Albums bei, was perfekt zu den molligen Synthieklängen paßt. Große Überraschungen werden nicht geboten, wobei das Schifferklavier auf „On The Other Side“ eine wirklich gute Figur macht – nächstes Mal gerne mehr von so etwas!
Die Special Edition des Albums enthält noch eine DVD mit einem fünfzehnminütigen „Making Of“ mit Einblicken in die Aufnahmeräume, Interviews und der Möglichkeit, Gitarrist Ian Crichton beim Solieren mal auf die Finger zu schauen.
FAZIT: Alles in allem ein nettes Rockalbum für laue Sommertage. Nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht mit allzu nervigen AOR Platitüden bestückt – SAGA schlagen eine Brücke zwischen Prog und einfach zu konsumierender Melodic Rock Kost. Ein paar mehr Kanten und ein ums andere Mal eine etwas härtere Gangart hätten dem Album etwas mehr Frische verliehen, aber nach 28 Jahren kann man das wohl nicht mehr verlangen …
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
Jim Crichton
Michael Sadler, Jim Gilmour
Ian Crichton
Jim Crichton, Jim Gilmour
Brian Doerner
InsideOut
49:38
2006