Eine ungewöhnliche Band für die Death-/Black-dominierten Ränge von Regain Records; weiß man aber, dass die Bandmitglieder sich aus Norwegens Extrem-Metal-Szene rekrutieren (King beispielsweise kommt von Gorgoroth), verwundert das Signing nicht mehr – Sahg spielen Doom Metal mit rockiger Ausrichtung und Verweisen auf Psychedelia sowie einem Tick Siebziger-Jahre-Prog, was sich schon im ausladenden Opener zeigt, in den das anschwellende Intro fließend überleitet. Sounds wabern wie durch einen Urwald, bis der Gesang mit Näsel-Effekt behaftet einsetzt. Abrupte Akkordschläge bringen den Rock ins Spiel, ein Mellotron den Prog. Insgesamt ist das Stück sehr episch und von schreitendem Charakter, schwillt an bis zum Solo und hat den notwendigen Haken im Chorus. „The Executioner Undead“ ist aus demselben Grund eingängig, bloß ist der Refrain hier klagender. Beeindruckend ist der äußerst deftige Sound und das tighte Zusammenspiel, das diesen Uptempo-Song zum Kopfnicker macht. Iversens Melodieführung orientiert sich zeitweise wenig überraschend an Ozzy, seine Stimme hat aber einen anderen Charakter.
„The Alchemist“ könnte fast von den Amerikanern Solace stammen, da es in Teilen kräftiger scheppert als die bisher eher sauber gezeichnete Schwere. Die Bridge ist recht verspielt und kommt unerwartet – erneut mit warmen Tastentönen. „Rivers Running Dry“ geht es ähnlich: Rhythmisch ganz simpel, akkordisch jedoch nicht an abgestandenen Mustern klebend, gehen die Kernmotive des Stückes in eine ruhige Passage über. Angezerrter Bass und Akustikgitarre bewirken ein Brodeln, und bevor Gesang und Tempo zu stoisch erscheinen, variieren beide Elemente im lebhafteren Chorus. Die darauffolgende Zwischenstudie aus Keyboard und Acoustics kennt man auch vom Frühneunziger-Skandinavier-Prog der Marke Anglagard oder Anekdoten, beziehungsweise neueren und stillen Opeth.
Episch startet „Godless Faith“ auf Gitarrenebene, doch die Strophen dominieren Bass und Stimme. Das Saitenduo spielt gemäßigt mit Harmonien, und erneut sorgt die Mellotron-getzränkte Bridge für Abwechslung. Danach folgt ein energetisches Doppel – „Soul Exile“ im beschwingten „Supernaut“-Rhythmus sowie der vorletzte Track mit drückendem Bass und engagiert-groovigem Drumming. Das Ende markieren sieben Minuten Schwere, in denen der Viersaiter noch eine dominantere Rolle einnimmt – zunächst mit treibenden Achteln, im Mittelteil dann melodisch die reiche Leadarbeit der Gitarristen unterfütternd. Durch kontrollierten Doublebass-Einsatz walzt das Stück gelungen bis zum 40-sekündigen Akustik-Outro.
Sahg überzeugen durch dynamisches Zusammenspiel und abwechslungsreiche Ausgestaltung des Grundgerüsts Doom. Dabei verlassen sie traditionelle Pfade nicht, beschreiten aber auch keine ausgelatschten Strecken. Die Hook-Dichte ist hoch, so dass die Gruppe fernab von Stoner-Beliebigkeit für sich einnimmt.
FAZIT: Nach den Finnen Spiritus Mortis eine weitere gelungene Doom-Veröffentlichung aus dem dafür weniger bekannten Norden, authentisch und ohne Schablone eingespielt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2008
King
Olav Iversen
Thomas Tofthagen, Olav Iversen
Kvitrafn
Regain/Soulfood
48:27
2006