SARACEN ist eine britische Band, die es seit 25 Jahren gibt und die somit ihr erstes Album „Heroes, Saints And Fools“ in der Hochphase der NWOBHM herausgebracht hat. Und mir ist der Name bisher leider noch nicht untergekommen. Dies könnte auch daran liegen, dass die Band nach dem zweiten Album „Change Of Heart“ 1984 untergetaucht und erst 2003 mit einem neuen Lebenszeichen („Red Sky“) zurückgekehrt ist.
Nun erscheint also das vierte Album der Band, bei der von der Originalbesetzung mit Sänger Steve Bettney und Gitarrist Rob Bendelow die Hauptpfeiler noch am Start sind. Am Schlagzeug sitzt übrigens inzwischen Ex-HELLOWEEN Mark Cross - mit der Anzahl der Bands, bei denen er zuletzt aufgetaucht ist, will er wohl so langsam Jörg Michael in dessen besten Zeiten Konkurrenz machen.
Bei „Vox In Excelso“ handelt es um ein Konzeptalbum, das sich thematisch um die Tempelritter und die selbe Geschichte dreht, die auch Dan Brown zu seinem Bestseller „The Da Vinci Code/Sakrileg“ inspiriert hat. Nun ja, das höre ich auch nicht gerade zum ersten Mal. Mal schauen, wer neben CIRCLE II CIRCLE, die SARACEN hiermit zeitlich hinterherhängen, noch auf diese originelle Idee kommt. Zumindest zum Bandnamen dieses Quintetts ergibt dieses Thema immerhin einen gewissen, historischen Bezug.
Nach dem ersten Hörtest gibt es eine mögliche Erklärung, warum mir die Band damals durch die (Lausch-)Lappen gegangen ist: Die Musik von SARACEN ist nur bedingt für Metal-Fans geeignet.
Nach einem sanftem Instrumentalintro und den ersten Worten einer Sprecherin, die die Hintergrundstory einleitet (die am Morgen vor der Kreuzigung beginnt) und dann zwischen allen Songs den Handlungsstrang erzählerisch weiterknüpft, kommt der erste komplette Song „Meet Me At Midnight“ als melodischer Hardrocksong der „MAGNUM meets NAZARETH“-Klasse daher und hinterlässt für den unwissenden Ersthörer eine erste Orientierungsmarke.
Danach wird es allerdings erstmal und später dann auch überwiegend seichter, und insgesamt fühlt sich die Band wohl nur in den Grenzgebieten des Hardrock wohl und bewegt sich lieber im melodischen, durch das großzügig eingesetzte Keyboard gelegentlich spacigen Bombastrock.
Das sehr gefühlsbetonte, balladeske „Exile“ scheint mir danach zu so einem frühen Zeitpunkt thematisch doch etwas deplatziert, drosselt es das mit dem Vorgänger gerade erst geweckte Interesse gleich wieder etwas runter.
„The Order“ und das anschließende Instrumental geben wieder mehr Gas und auch das ( etwas zu lange) „Mary“ hat seine Reize, aber insgesamt springt hier noch nicht wirklich der Funke über.
Auch wenn man den Musikern künstlerisch kaum einen Vorwurf machen kann, fehlt hier insgesamt irgendwie der Enthusiasmus oder die verschiedenen Stimmungen, um dem textlichen Anspruch gerecht zu werden. Bildlich gesehen ist „Vox In Excelso“ eher ein Kammerspiel, als ein Monumentalfilm. Das ist alles irgendwie nicht so spannend, wie man es durch das Drumherum erwartet hat. Hier erweist sich das, was eigentlich episch sein sollte, manchmal zu blutarm und langweilig – meist dann, wenn man es mit den instrumentalen Phasen übertreibt, die bei langgezogener Darbietung zu wenige Überraschungsmomente beinhalten. Als Negativbeispiel kann das mit weiblichem Sprechgesang einschläfernde „Vive Dieu...Saint Amour“ oder das wiederum zu lange „Where Was Their God?“ dienen.
Leider trägt auch die Erzählerin dazu bei, dass der Hörer bisweilen eingelullt wird. Zu seelenlos spricht sie ihren Text herunter und klingt manchmal nach einer schlechten PC-Spiel-Synchronisation. Etwas mehr Dramatik, die die textliche Vorlage eigentlich hergibt, oder der Einsatz mehrerer Sprecher hätte der Spannung sicherlich gut getan.
Andererseits hat die Band hier eine paar exzellente Einzelgänger untergebracht. Gerade die härteren, nicht so überfrachteten Songs wie „The Power & The Glory“, „Chain Reaction“ und das bereits erwähnte „Meet Me At Midnight“ haben es mir hier angetan.
Für Schnellentschlossene erscheinen die ersten 1000 Exemplare dieses Albums übrigens in einem Special-Edition-Booklet.
FAZIT: Das vom Label verhängte NWOBHM-Banner passt hier nicht so richtig und wenn, dann höchstens durch die Entstehungsgeschichte der Band, aber keinesfalls wenn man der Buchstabenkette dem wörtlichen Sinne nach zugetan ist. Stattdessen präsentiert uns der Fünfer leicht progressiven, dem AOR zuzuordnenden Symphonic Rock in der Schnittmenge von MAGNUM und ASIA. Dieser wird dann gekonnt, wenn auch zu routiniert dargeboten, und auch als stilistisch Angesprochener sollte man beim Lauschen der musikalisch vorgetragenen Story Sitzfleisch mitbringen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008
Richard Bendelow
Steve Bettney
Rob Bendelow
Paul Bradder
Mark Cross
Escape Music
72:44
2006