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Satyricon: Now, Diabolical

Stil: Black Metal

Cover: Satyricon: Now, Diabolical

Während Hardliner sie schon seit “Rebel Extravaganza” abgeschrieben haben, geht der Hype um Satyricon abseits der Corpsepaint-Szene weiter. Mit ihrer Abkehr von starren Genreregeln ist den Norwegern vor allem in Amerika eine überraschende Aufmerksamkeit zuteil geworden. Mit dem zähen „Volcano“ im Hinterkopf sowie der neuen Scheibe im CD-Schacht wirft die Ausnahmestellung Satyricons Fragen auf.

Die krassen Experimente bleiben außen vor, so dass „Now, Diabolical“ faktisch die „reine Lehre“ predigt. Vielleicht sind Satyricon nicht einmal so ungeheuer bessere Musiker als ihre Kollegen, doch sie legen definitiv Wert auf eine hochwertige Inszenierung ihrer Musik. Frost ist eine Kapazität in Sachen Black-Metal-Drumming und hält sich hier stark zurück; den Überbassisten Norberg von Spiral Architect hätte man zum Einspielen dieser Linien nicht unbedingt benötigt; Chef Satyr setzt überwiegend sein Knurrorgan ein – mit Ausnahme einiger melodiöser Verse – und spielt ansonsten Gitarre im rohen Black-Metal-Stil mit manch harmonischem Unterton. Dabei setzt er mehr auf druckvolle Riffs als auf klirrende Raserei - Folglich bewegt sich das Material im mittleren Tempobereich, was der Struktur gut tut.

So gibt der Titelsong die Richtung des Albums vor: Ein einfaches wie effektives Gitarrenthema wird teils mit Doublebass, teils durch moderates Snare-Dauerfeuer vorangetrieben. Abwechslung bringen zähe Bendings und simple Melodien, bisweilen auch harmonisiert. Der Gesang ist eindringlich und beschränkt sich im Refrain auf die namensgebenden Worte; das gleichzeitige Zweiviertel-Stampfen stilisiert die schwarze Roheit. Ähnlich primitiv setzen sich die Metal-Archaismen fort. „K.I.N.G.“ marschiert stumpf voran, beinhaltet darüber hinaus nur ein kurzes Lead. Erneut ist der Chorus Kernpunkt des Liedes.

„The Pentagram Burns“ basiert auf einem genretypischen Motiv, bei dem die Gitarrensaiten ausklingen dürfen (höre Mayhems „Freezing Moon“ als Paradebeispiel). Auch hier sind melodische Spitzen zu verzeichnen, wobei die Bridge dynamisch zwischen Bass-Schlagzeug-Alleingängen und melodischen Gitarren wechselt. Die Strophen drängen nach vorne, wie auch der Text zum Kampf aufruft – mit dem dann erscheinenden „Neue Feind“. Dieser startet mit gesprochenen Worten und einem groovigen Riff. Die Bassdrum tackert konsequent durch, und das Hauptthema variiert nur, wenn Satyr seine Stimme in seltenen Momenten aufklaren lässt. Die Leads im Mittelteil klingen fast gefühlvoll, ehe der Stoizismus sich fortsetzt.

„The Rite of our Cross“ beginnt mit cleanen Gitarren und verhallten Stimmgeräuschen – darauf ein Blastbeat, zu dem Satyr Schlüsselworte ausspeit und klassisches Saitenschrammeln auffährt. Hier überwiegen aber ebenso die schleppenden Songanteile, zu denen sich tiefe Bläser gesellen. Dieser Bombast nimmt keine Dimmu-Borgir-Dimensionen an und beseitigt niemals den Metal-Aspekt. Der nachfolgende Track ist wiederum basischer. Durch das stets deutlich artikulierte Krächzen sind die Texte gut vernehmbar, und während die Musik zuweilen einen Rock-Touch der morbiden Sorte hat, dreht sich lyrisch alles stiltreu um Kampfeslust und Misanthropie – So auch in „Delirium“, welches mit Worten dem Selbstbetrug entsagt und in Tönen unverzerrter Gitarren vor schreitendem Schlagzeug das dräuende Ende heraufbeschwört. Dieses drückt sich im langen Abschlusssong aus, einer Lava-zähen Parallele zu „Volcano“. Monotonie - das Auswalzen minimaler Motive – ist Garant für größtmögliches Unwohlsein und macht dieses sinnig betitelte Stück zum Gipfelpunkt des Albums.

„Now, Diabolical“ ist klassische Black-Metal-Ästhetik im hochgezüchteten Soundgewand. Bestandteile alter Schule vereinen sich mit sporadisch eingesetzten klassischen Instrumenten zu einem schweren Klumpen Böswilligkeit, die nie in musikalisches Chaos ausartet. Ohne die Philosophie der Schwarzmetall-Szene im Gedächtnis sind Satyricon eine arglistige Rockband und funktionieren demnach losgelöst von Formalismen.

FAZIT: Nicht neu oder überraschend, aber effektiv – Man sollte Satyricon nicht die Genrekrone aufsetzen, wie es momentan geschieht, doch ein Echtheitszertifikat haben sie sich verdient.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2008

Tracklist

  1. Now, Diabloical
  2. K.I.N.G.
  3. The Pentagram Burns
  4. A New Enemy
  5. The Rite of our Cross
  6. That Darkness Shall Be Eternal
  7. Delirium
  8. To the Mountains

Besetzung

  • Bass

    Lars K. Norberg

  • Gesang

    Satyr Wongraven

  • Gitarre

    Satyr Wongraven

  • Schlagzeug

    Frost

Sonstiges

  • Label

    Kaleidoscope/Roadrunner

  • Spieldauer

    44:55

  • Erscheinungsdatum

    2006

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